Das Glücksprojekt
interessieren, vielleicht sehe ich mir den irgendwann an. Aber wenn es so weit ist, werde ich alleine gehen und habe danach meine Ruhe, hänge der Stimmung des Films nach und sehe meiner inneren Aufgewühltheit zu, falls vorhanden.
So viel zu den Dingen, die ich nicht mehr machen möchte. Ich möchte auch nicht in einem Chor singen, Töpfern lernen oder ein Jodeldiplom machen. Kein Schwimmen mit Delfinen und kein Klosteraufenthalt. Das ist immer einfacher: zu sagen, was man nicht mag. Ich möchte mich auch nicht mit etwas beschäftigen, nur um beschäftigt zu sein. Ich will nichts konsumieren. »Weißt du, was ich meine?«, frage ich L., der sich das Dilemma ausführlich bei Pasta arrabbiata erklären lässt. »Ja«, sagt L. »So etwas wie ein Instrument spielen.« Ich lasse mir kurz Klaviere und Flöten durch den Kopf gehen. »Ja, genau.« Ich deute mit meiner Gabel auf ihn. »Nur ohne, dass man es erst lernen muss.« Nach einer kurzen Bedenkzeit ruft L.: »Ich hab’s!« Na, da bin ich aber gespannt. »Du lernst Melodica!« Sehr witzig. Da lerne ich noch eher Backpfeife.
Am nächsten Tag ruft mich L. aus der Arbeit an. »Ich weiß, was du tun könntest!« Mir schwant eine Triangel oder ein Blasrohr oder etwas in der Art. »Und das wäre?«
»Jetzt stell dir mal vor, es ist Wochenende und es regnet nicht in Strömen, was machst du dann?«, fragt L. mit so einem leicht triumphierenden Unterton. »Keine Ahnung«, antworte ich. »In den Garten gehen?« Da schnappt er zu wie eine Falle: »E-xakt! Und was machst du dann da?«
Ich gehe mit dem Hörer am Ohr zum Küchenfenster und sehe in den Garten hinaus. »Rumpuzzeln.«
»Nein«, widerspricht L. »Du puzzelst nicht. Du steckst bis zu den Ellenbogen im Matsch oder schneidest an der Geranie herum, und zwar den ganzen Tag lang!«
»Glyzinie, nicht Geranie«, sage ich automatisch und blicke in die Ecke des Gartens, wo der Blauregen an einer Terrassenstange hochrankt. Wunderschön sieht er aus. »Und die kleinen weißen Dinger, die du ständig vermehrst.«
»Storchenschnabel«, werfe ich ein. »Genau die«, sagt L. »Oder die Rosen – wo die Rosen im neuen Garten hinkommen, das war dir viel wichtiger als die Überlegung, wo wir dein neues Büro einrichten.« Ich nicke zustimmend. Als hätte er es am anderen Ende der Leitung gesehen, fährt er fort: »Wenn du im Garten bist und am Abend reinkommst und aussiehst wie ein Erdferkel, dann strahlst du übers ganze Gesicht. Worüber freust du dich als Geschenk immer am meisten?«
»Über Pflanzen«, sage ich leise. »Eben. Du kannst noch nicht mal diese scheußliche Hängepflanze im Wohnzimmer wegschmeißen.«
Als er aufgelegt hat, sehe ich weiterhin in den Garten hinaus. Einige der gelben und rosa Rosenknospen sind schon aufgegangen. Davor schmiegen sich kleine Erdbeerpflänzchen, dazwischen wachsen Schnittlauch und Knoblauch und Kamille und ein paar Ringelblumen. Kräuter und Gemüse und Blumen wachsen wild durcheinander. Wir wohnen noch nicht lange hier, aber L. hat recht: Ich habe Pflänzchen für den Garten gekauft, noch bevor klar war, wo der Esstisch hin soll. In der alten Mansardenwohnung baute ich Salat auf dem Balkon an und die Fensterbretter waren voll von Pflanzen. Ich bin da auch nicht wählerisch, alles, was wächst, macht mir Freude. Es ist für mich immer noch Magie, diese Kraft, mit der das Leben hervorbricht. Egal, ob ich umtopfe, aussäe, gieße oder zurechtschneide, wenn ich im Garten bin, fühle ich mich geerdet und es kehren sofort innere Ruhe und Zufriedenheit ein. Gärtnern macht mich glücklich. Ich bin also keine Independent-Hauptstadt-Powerfrau, ich habe ein Rentner-Hobby. Und nächsten Frühling baue ich mir ein Gewächshaus.
Wenn Sie eher jemand sind, der einen eigenen Garten
nicht hat oder
wenn er einen hätte, diesen betonieren und grün anstreichen würde,
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