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Das Glücksprojekt

Das Glücksprojekt

Titel: Das Glücksprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Reinwarth
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Und es muss schon echte Leidenschaft im Spiel sein, wenn Hobbyisten ihre ganze Zeit, all ihr Geld und nicht selten ihre Beziehung dafür drangeben. Außer Neid mischt sich aber auch eine gewisse Skepsis in meine Betrachtung, weil ich nicht weiß, ob es nicht nur ein Zeichen von totaler Hirnverbranntheit ist, wenn sich zum Beispiel begeisterte Autobastler stundenlang über linksdrehende Schnurchverzapfungen austauschen.
    Nach dem Motto »Meine Freizeit soll schöner werden« recherchiere ich, was andere Menschen in ihrer Freizeit machen. Ich brauche Ideen. Dabei erfahre ich, dass in Deutschland 46 Prozent des Freizeitanteils auf eine Kategorie entfällt, die zu großen Teilen aus am Computer spielen, Telefonieren und aus mit dem Hund spazieren gehen besteht. Na dufte, ganz inspirierend, danke, Deutschland. Zu 28 Prozent wird, wie oben erwähnt, ferngesehen, verschwindende 15 Prozent bekommen Veranstaltungen und lächerliche 7 Prozent machen sportliche Aktivitäten aus. Mit Bestürzung lese ich außerdem, dass die Deutschen sich insgesamt nur 4 von 100 Minuten mit Freunden, dem größten Glücksfaktor überhaupt, treffen. Das ist weniger Zeit, als alle, alle, alle anderen Industrienationen für Freundschaften aufbringen. Liebe OECD, ich habe mich umgeschaut und auch eine Studie erstellt, was Leute gerne in ihrer Freizeit tun. Du kannst sie gerne benutzen, wenn du möchtest:
    Was Leuten so Spaß macht:
Parteimitglied sein
Nordic Walking
Freizeitparks
Fan sein (Formel 1, Fußball, Tokio Hotel)
Christ sein
Nachbarn ärgern und/oder verklagen
Kölner Karneval
Yoga-Ayurveda-Pilates-Wellness
Kroatienurlaub
Selbsterfahrungskurse
FKK-Urlaub
Shopping
Klosteraufenthalte
Spaßbäder
Kinobesuche
Schwimmen mit Delfinen
Wetten
Alkohol und Drogen
Sammlungen anlegen
Radfahren
Eine Sprache lernen (VHS)
Kochen/Essenseinladungen
Tagebuch schreiben
    Ich weiß nicht – das sieht doch so aus, als würden die auch alle die Zeit totschlagen.
    Als ich mit Jana über die Sache mit der Freizeit spreche, erzählt sie mir von einem Ratschlag, den sie in einem Buch gelesen hat: »Du musst dich einfach daran erinnern, was du als Kind gern gemacht hat. Etwas, das dir früher Spaß gebracht hat, wird dir bestimmt heute immer noch gefallen.« Das ist eine interessante Idee, finde ich. Wenn auch waghalsig. »Du meinst, wir sollten es mal wieder mit Gummihüpfen probieren?« Jana lacht und fängt an zu singen, ich falle mit ein:
    »Peter Alexander,
    Haxen auseinander,
    Haxen wieder zam’
    und du bist dran!«
    Das ist zwar lustig, aber ich möchte mir jetzt trotzdem keinen Haushaltsgummi um die Knöchel schnallen. Auch andere Beschäftigungen, die ich als Kind äußerst reizvoll fand, halte ich für mich als Erwachsene ungeeignet. Zum Beispiel Heuschrecken (Heimchen) zu fangen, um sie in einem Eimer mit Folie darüber unter meinem Bett übernachten zu lassen. Weil die so schön zirpen. Ich kann mich heute auch nicht mehr für Kästchenhüpfen (Hickelhäuschen) begeistern. Und obwohl es mich rasend interessieren würde, wie meine damalige Lieblingsfeindin Ines reagiert, würde ich heute nicht mehr mit Kreide
    Ines ist ein Mongokopf
    vor ihre Haustüre auf die Straße schreiben. Vielleicht lieber Sachen, die mir als Halbwüchsige Spaß gemacht haben? War da irgendwas außer Jungs ? Und wie wahnsinnig muss man sein, um dieses Hobby wieder aufzuwärmen? Die Vorstellung, wieder an Bushaltestellenhäuschen herumhängen zu müssen, finde ich allerdings auch nicht verlockend, vom Mofafahren ganz zu schweigen. Eine Sache gibt es da allerdings, an deren Reiz kann ich mich noch gut erinnern: Ich setzte mich manchmal mit einem Moleskine-Notizbuch in ein Café mit dunkler Holzverkleidung, schrieb hin und wieder etwas enorm Wichtiges hinein, um dann sofort wieder verträumt in die Ferne zu blicken und an meinem Wermut zu nippen. Dabei kam ich mir vor wie eine französische Schriftstellerin aus dem letzten Jahrhundert und fand mich rasend interessant. Gerne hätte ich dazu noch selbst gedrehte Zigaretten geraucht, aber die Tabakkrümel, die an der Lippe hängen blieben, schmeckten immer so bitter.
    Ob einige der Hipsters in den Szenecafés mit ihren Laptops ähnlich motiviert sind? Seien wir ehrlich: Zum Arbeiten sind Cafés nicht gut geeignet. Auf dem Monitor ist kaum was zu erkennen, man wird permanent abgelenkt und der Caffé Latte schwappt einem schon mal auf die Tastatur. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich jemand das neueste iBook von Apple kaufen

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