Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
Die Luft war frisch – angenehmer dort, wo die Sonne ein wenig Wärme spendete, während im Schatten der nahende Schneefall deutlich zu spüren war.
»Vielleicht schneit es heute Nacht noch«, bemerkte Portia und blickte zum Horizont, wo sich die scharfkantigen, mittlerweile von einer dünnen Schneeschicht bedeckten Hügel erhoben. In der Ferne sammelten sich bereits die ersten Wolken.
»Wird auch langsam Zeit, oder? Die Lifte gehen in einem Monat in Betrieb.«
Portia nickte und schaute mit Kennerblick in die Ferne. »Ich bin ziemlich sicher, dass die Wolken Schnee bringen.«
Alle hatten inzwischen angefangen, den Himmel zu beobachten, beäugten jede einzelne Wolke erwartungsvoll, die über das Tal zog. Schnee , hieß es rings um sie herum. Schnee – das war das Schlagwort, das sie alle in der Wettervorhersage zu hören hofften. Schnee, Schnee, Schnee . Es war wie ein Mantra, ein Wort, ausgesprochen mit kristallenem Atem. Selbst Elena hatte damit angefangen.
»Was ist los, Portia?«
»Zwei Dinge. Mein Dad hat gesagt, ich dürfte mich nach einem Hund umsehen-«
»Hurra!«
Sie grinste. »Ja. Das freut mich wirklich sehr. Und zweitens -« Sie hielt inne und holte tief Luft. »Wir haben nie … äh … über die Party und all das geredet.«
Elena sah ihr in die Augen. »Du meinst, als du betrunken warst?«
Portia wurde leicht blass. Nickte.
»Na ja, bisher habe ich niemandem davon erzählt. Aber ich habe darüber nachgedacht.« Meistens dann, wenn sie die quietschenden Reifen eines Wagens gehört hatte, der viel zu schnell in die Kurve vor ihrem Apartment fuhr. Wenn sie das Lachen der Kids hörte, ausgelassen, ohne zu ahnen, was innerhalb eines einzigen Wimpernschlages passieren konnte. »Wenn du wusstest, dass du Ärger bekommen könntest, wieso hast du dann an diesem Abend überhaupt Alkohol getrunken, besser gesagt, dich so volllaufen lassen?«
»Es ist immer so anstrengend, wenn meine Mutter da ist. Es fällt mir schwer, in ihrer Nähe zu sein. Ich liebe sie, und ich weiß, dass sie im Moment eine schwere Zeit durchmacht, aber genau das haben wir eben manchmal getan, als ich noch bei ihr gewohnt habe. Uns einen kleinen Drink genehmigt. Es war unser Geheimnis.«
In den vielen Jahren als Köchin hatte Elena schon eine Menge über schlechte Eltern gehört. Diese Branche war ein Auffangbecken für die Verwaisten und Gestrandeten. Ihre eigene Mutter hatte sie im Stich gelassen, doch es entsetzte sie immer wieder, wie dämlich sich manche Eltern benahmen.
Aber sie wollte Portia keinen Vorwurf daraus machen. »Mir brauchst du nicht zu erzählen, dass jemand deiner Mutter dringend einmal die Meinung geigen sollte.«
Elenas klare Worte schockierten Portia offensichtlich. »Ja,
ich meine, nein. Ich glaube, sie tut es nur, weil sie noch so jung war, als sie mich bekommen hat und weil sie ziemlich unter Druck steht, und weil, na ja, so viele Leute neidisch auf sie sind. Dabei hat sie es in Wahrheit gar nicht so leicht.«
Elena zog eine Braue hoch.
Portia schüttelte den Kopf. »Ja, ich weiß, ich schon.« Sie sah Elena in die Augen. »Ich sollte keine Ausreden für sie erfinden. Mein Therapeut sagt das auch. Aber manchmal habe ich das Gefühl, als sei ich die Erwachsene und sie das Kind.«
»Pass auf«, sagte Elena. »Deine Mom geht mich nichts an. Wichtig ist mir nur, was mit dir passiert. Dass es dir gutgeht. Ich will nicht, dass du dich noch einmal so betrinkst. Wenn du nie einen hebst, kannst du nie zu viel haben, klar?«
Sie blinzelte. »Oh! So habe ich das noch nie betrachtet, aber es stimmt. Okay.«
»Es wird auch weiterhin unser Geheimnis bleiben. Ich werde deinem Vater nichts davon erzählen, aber nur unter zwei Bedingungen.«
Sie sah Elena so hoffnungsvoll an, dass es ihr beinahe das Herz brach. »Okay.«
»Erstens: Kein Tropfen mehr. Absolut nichts. Wenn du auf dem College bist und dann wieder damit anfangen willst, ist das in Ordnung, aber dazwischen – kein Tropfen.«
»Das ist eine lange Zeit bis dahin.«
Elena zuckte mit den Schultern.
»Okay, ich bin einverstanden. Und die zweite Bedingung?«
»Du wirst diesen Winter Ski fahren. Hör auf das, was dein Vater sagt, und mach es.«
Entsetzt schnappte Portia nach Luft. »Sehen Sie sich bloß mal meine Oberschenkel an!« Sie schlug mit der flachen Hand auf ihr Bein. »Ich lege wahnsinnig schnell zu! Das ist total uncool. Ich werde wie ein Freak aussehen!«
»Portia! Athletisch zu sein ist nicht dasselbe wie fett!«
»Das ist mir schon
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