Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
von den Tamales lösen lassen.
Einige Minuten zum Auskühlen stehen lassen, dann servieren.
Tamales lassen sich ohne weiteres in der Maishülse einfrieren und können in der Mikrowelle in 2-3 Minuten aufgetaut und erhitzt werden.
Guten Appetit!
SIEBZEHN
A n einem verschneiten Novembermorgen stand Ivan in Patricks makellos sauberer Küche und schlug Eier in die Pfanne. Aus der schicken Stereoanlage in der Ecke drangen muntere Jazzklänge, die der Atmosphäre ein fast französisch anmutendes Flair verliehen. Patrick nahm wieder einmal eine seiner Sieben-Stunden-Duschen. Ivan würde nie verstehen können, was er dort trieb – wie hielt man es so lange unter dem Wasserstrahl aus? -, aber Patrick grinste nur. Er dusche eben leidenschaftlich gern, erklärte er, ohne den Hauch einer Entschuldigung.
Und Ivan musste zugeben, dass er stets reinlich wirkte. Leise lachend gab er die Eier auf einen hauchzarten Porzellanteller, setzte sich an den Tisch und schlug die Zeitung auf. Das Apartment befand sich über einer Garage, und der Besitzer hatte sich den Umbau einiges kosten lassen. Der Wohnbereich war sonnendurchflutet und besaß einen Balkon mit Blick auf die Stadt.
Das Leben war wunderbar, dachte Ivan und betrachtete die dichten Schneeflocken, die vor dem Fenster trieben. Daunenschnee, so nannte er diese Art Schneefall, weil ihn die Flocken an Federn erinnerten, die aus einer Daunenjacke quollen. Das dichte Treiben dämpfte das endlose Rattern der Sessellifte und den Verkehrslärm. Die Eier schmeckten köstlich. Er fühlte sich wohl in seiner Haut. Mittlerweile trank er wesentlich weniger, so dass das leicht depressive Grundgefühl, das ihn sonst stets begleitete, zu verfliegen schien. Im
Job lief es gut. Er verstand sich hervorragend mit Elena, und obwohl er sie zunächst nicht gemocht hatte, konnte er ihr nur dankbar dafür sein, dass Patrick durch ihr Zutun in sein Leben getreten war.
Dieses herrliche Gefühl durchströmte ihn für einige lange Momente, ehe er es benennen konnte: Glück. Er hatte es nur wenige Male in seinem Leben empfunden – als er nach dem Tod seiner Mutter zu ihrer Schwester gezogen war, seiner Tante, wo er endlich ein warmes Bett gehabt und jeden Tag etwas zu essen bekommen hatte. Sie war vielleicht nicht der liebevollste Mensch auf der Welt gewesen, abgesehen davon hatte sie selbst drei Kinder gehabt, aber sie hatte ihren sechsjährigen, verwaisten Neffen immer gut behandelt. Als sie ihn das erste Mal in die Wanne setzte, brach sie beim Anblick des verkrusteten Schmutzes und der Narben, die seinen ganzen Körper bedeckten, in Tränen aus. Sie fragte ihn nach seinem Lieblingsgericht, woraufhin er antwortete: »French Toast« – er hatte es zwar erst einmal gegessen, aber nie wieder vergessen. Nach dem Baden bereitete sie es ihm zu.
Er lebte bis nach dem Schulabschluss bei ihr, als er, angetrieben von einer tiefen, unerschütterlichen Hoffnung, ein Stipendium an einer renommierten Kochschule einheimste und schließlich den begehrten Beard-Award gewann.
Doch meistens war diese Hoffnung jäh zerschlagen worden. Wie sollte er sie diesmal bewahren? Wie sollte er an sich und Patrick glauben? Wie konnte er es verhindern, dass er alles vermasselte?
Inzwischen war es Ende November, Anfang Dezember, und Julian war wie berauscht. Den ganzen Tag konnte er es kaum erwarten, bis Elena endlich anrief und er sie abholen konnte, sie küssen, die Hände in ihrem Haar vergraben und ihr die Kleider ausziehen, so schnell er nur konnte. Sie taten so
vieles nackt, dass es fast zu einer Gewohnheit wurde. Nackt Kniffel spielen. Nackt tanzen, was zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählte. Sehr oft nackt essen. Sie verbrachten niemals die Nächte miteinander, und sie hatten auch keinen Sex in seinem Haus.
Zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass ihm seine Leidenschaft im Hinblick auf Elena auch eine neue Zärtlichkeit im Umgang mit seiner Tochter verlieh. Mit der Zeit lernte er, einfache Gerichte zuzubereiten. Sie frühstückten jeden Morgen zusammen, meistens Haferflocken mit Erdbeeren oder Joghurt und Vollkornweizentoast. An vielen Abenden aßen sie gemeinsam an dem Tisch, den sie ausgesucht hatte – ein rundes, solides Exemplar aus Holz. Sie hatte ihn in die Nische in der Küche gestellt, eine blau-weiße Tischdecke darauf gelegt, und jeden Tag gab es Servietten in einer anderen Farbe. Julian hatte eine Firma gefunden, die ins Haus kam und auf Vorrat kochte, so dass sie sich jederzeit etwas aus der
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