Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
verschmolzen ineinander. Er schob eine Hand zwischen sie, um sie zu berühren, und als sie aufschrie, bedeckte er ihren Mund mit seiner Handfläche. Verzweifelt schlug sie die Zähne in seine Hand, und auch er kam. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie ihn über sich, sein Blick so tief, viel zu tief, so als erkenne er den pulsierenden Gleichklang zwischen ihnen, blicke geradewegs in ihr Inneres. Sie schloss die Augen.
Schwer ließ er sich auf sie sinken und lachte leise. Selbst in dieser Hinsicht war er ganz anders als alle anderen Männer, die sie je gekannt hatte. Diese Freude, dieses Lachen. Sein Atem, sein Mund berührten die Stelle zwischen Schulter und Hals, als er einen Arm um sie legte und sich mit dem anderen auf dem Schreibtisch abstützte. »Willst du irgendwo essen gehen? Oder lieber eine Margarita trinken oder so? Portia übernachtet bei einer Freundin. Das heißt, wir haben sturmfreie Bude.«
»Lass uns einfach zu dir gehen.«
»Klingt perfekt.«
Sie musste den Verstand verloren haben, dachte sie, während sie sich von ihm aufhelfen ließ. Aber was sollte sie dagegen unternehmen? Julian war der hungrigste Mann, dem sie je begegnet war.
Am Montag hatte das Restaurant geschlossen. Elena stand in der Küche und zerpflückte gekochtes Schweinefleisch mit zwei Gabeln. Ein würziger Duft stieg ihr in die Nase. Mit einem Löffel rührte sie die Brühe um und kostete. Runzelte die Stirn. Ein wenig zu lasch. Sie legte den Löffel auf die
stählerne Arbeitsfläche neben der Spülmaschine, ließ die Gabeln im Schweinefleisch stecken und nahm eine Knoblauchknolle vom Tisch, die sie schälte, die Silberhäutchen abzog und mit der Klinge zerdrückte. Dann stellte sie eine schwere Gusspfanne auf den Herd, gab ein Stück Bratfett hinein und ließ es zergehen, ehe sie den Knoblauch hinzufügte und die Pfanne schwenkte, bis er goldbraun wurde und seine Aromen an das Fett abgab. Sie hatte ihren iPod unter ihrer Kochjacke verstaut, um ihn vor aufstäubendem Mehl und Fettspritzern zu schützen, und sich die Kopfhörer in die Ohren gesteckt, aus denen ein altes französisches Volkslied erklang. Obwohl sie zusätzlich eine dünne Plastikfolie darumgewickelt hatte, ging sie davon aus, dass seine Lebensdauer begrenzt war.
»Hast du keine Hilfsköche, die das für dich erledigen?«, fragte Julian, der die Küche betrat und sie am Arm berührte.
Elena grinste und zog den Ohrstöpsel heraus. »Ich bin Küchenchefin, weil ich gern koche«, erklärte sie. »Ich will nicht, dass jemand anderer all die Vorbereitungsarbeit ohne mein Zutun macht, deshalb erledige ich zumindest einen Teil davon selbst.« Sie nahm den Knoblauch vom Herd und tauchte einen Löffel in die rote Chilisauce. »Probier mal«, sagte sie und hielt ihm den Löffel hin.
Er gehorchte. »Schmeckt ein bisschen lasch«, bemerkte er.
»Knoblauch«, sagte sie und kratzte die goldfarbenen Knoblauchstücke zusammen. »Du bist ziemlich früh dran. Was ist los?«
Julian hob die Zeitung in die Höhe. »Wir haben es in die Zeitung geschafft.«
Ein schmerzhafter Stich fuhr durch ihre Eingeweide. Seine Miene war ausdruckslos. »Und?«
Er reichte ihr die bereits auf der entsprechenden Seite aufgeschlagene Zeitung.
THE ORANGE BEAR
Würzig, bunt und lecker
Traditionslokal mit neuem Flair
Stammgäste des alten Steak & Ale erinnern sich mit Schaudern an das grauenhaft altmodische Dekor und die Schmuddeligkeit der Räume, mit der sie sich jedoch notgedrungen abgefunden haben, weil die größtenteils aus der Feder und den Händen des ehemaligen Küchenchefs Ivan Santino stammende Karte so viel Leckeres zu bieten hatte. Allerdings gab die Nachricht, Hollywood-Regisseur Julian Liswood habe das schwächelnde Restaurant übernommen und wolle es als Teil seiner florierenden Kette neu eröffnen, Anlass zu kollektiver Besorgnis. Mit kritischem Blick verfolgte die Bevölkerung in den letzten Wochen, wie die Bauarbeiter der alten Fassade aus der Goldgräberzeit ein neues Gesicht verpasst haben, und spekulierten, welche Überraschungen die neue Küchenchefin Elena Alvarez, die es über Vancouver, San Francisco, Paris und dem etwas näher gelegenen Santa Fé hierher verschlagen hat, wohl im Gepäck haben könnte.
Ohne großes Aufhebens wurde das Restaurant am Sonntagabend eröffnet, et voilà!: Eine der beeindruckendsten Verwandlungen der letzten Zeit hat sich hier vollzogen. The Orange Bear, das aus Gründen der Homogenität wie alle anderen Liswood-Restaurants
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