Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
Juli. Elena langweilte sich, und ihr war so heiß, dass ihr das Kleid am Rücken klebte. Sie hatte gebettelt und gebettelt, Nylonstrümpfe tragen zu dürfen, nur um sie wieder auszuziehen, sobald sie die Kirche verlassen hatten, wo sie nun als hautfarbenenes Knäuel im Mülleimer der Damentoilette lagen. Sie stand seitlich an die Hauswand gelehnt und schlug eine dicke schwarze Fliege fort, die sich ständig auf ihrem Knie niederlassen wollte. Als das Biest sie weiter umkreiste und sie schließlich in den Nacken stach, gab sie auf und ging ins Haus.
Sie musste mehrmals blinzeln, um nach der gleißend hellen Sonne in der Düsternis des Hauses etwas ausmachen zu können. Nach und nach erkannte sie, dass sie vor einem riesigen Büfett stand, das im graubraun gestrichenen Esszimmer aufgebaut worden war. Tonnenweise Essen, in allen erdenklichen Farben und Formen, deren Gerüche sich wie ein durchdringendes Parfum vermischten: Schokolade und Chili, gebratene Zwiebeln und stundenlang gekochtes Schweinefleisch. Unter einem schwarzen, mit kleinen silbrigen Milagros – Heiligenamulette in Form von Händen, Augen, Beinen und Herzen – besetzten Holzkreuz quoll das Essen aus Tupperware- und Glasschüsseln und Papptellern, die dreifach aufgestapelt worden waren, um sie besser beladen zu können.
Elena sah den Frauen zu, die herumwuselten. Bei den meisten Gerichten handelte es sich um gewöhnliche Hausmannskost – ein Kuchen mit weißem Zuckerguss und halben Maraschino-Kirschen, ein gewaltiges Bratenstück, undefinierbar und ausgetrocknet, ein platter Stapel bemehlter Tortillas, einfache Weißmehlbrötchen, wie man sie im Großpack in jedem Supermarkt bekam, und Huhn, gebraten und in Barbecue-Sauce eingelegt.
Es waren die Tomaten, die Elena ansprachen, die in Ringe geschnittenen roten, grünen und gelben Paprikaschoten, die frischen grünen Frühlingszwiebeln, deren Enden wie Fächer aus einer Glasschüssel ragten, die Zucchini- und Kürbissticks, die Schalen mit eingelegten scharfen Chilischoten, frische, glänzende Salsas mit kleinen Frühlingszwiebelstücken, die in dem Meer aus roter Flüssigkeit schwammen, und ein dunkelgrüner Salat mit einem Dressing aus winzigen Orangen. Allesamt Dinge, die in jedem Garten wuchsen. Vielleicht nicht die Orangen, die wahrscheinlich aus der Dose stammten, aber alles andere.
»Hast du Hunger, mi’ja ?«, fragte Tante Gloria, die mit frischen Tamales neben sie trat. »Du kannst dir gern einen Teller voll nehmen, wenn du willst.«
Als Elena sie weiterhin wortlos musterte und nur einmal kurz die Schulter anhob, stellte Gloria die Platte ab, griff nach einem Pappteller, dann nach einem zweiten, den sie darunterschob. Sie nahm eine Tamale aus der Schüssel, ein paar Hühnchensticks und etwas Hackfleisch und gab alles mit geübten Bewegungen in eine Tortilla aus einer Schüssel mit einer aufgemalten Kuh. »Probier«, sagte sie und reichte den Teller Elena. »Wenn du jemals ein paar anständige Dinger haben willst«, sie tätschelte ihre beachtlichen Brüste, »dann solltest du mehr essen.«
»Und ein paar Tomaten«, sagte Elena, »bitte.«
»Ein gutes Tomatenjahr«, bemerkte Gloria nickend.
Elena lief das Wasser im Mund zusammen, als ihr die Düfte in die Nase stiegen – Gewürze und der Geruch irgendeines Fleischs, das sie nicht identifizieren konnte, jedoch eindeutig den tief in der Tortilla vergrabenen Streifen entströmte. Sie biss hinein und schloss die Augen, als die kräftigen Aromen ihre Mundhöhle erfüllten, dann noch einmal. »Oh, was ist das?«
»Ente. Dein Onkel hat sie letzte Woche am See geschossen.«
Einen Moment lang hielt Elena inne und überlegte, ob es ihr etwas ausmachte. »Eine von denen mit dem grünen Kopf?«
»Keine Ahnung. Aber wenn du es nicht magst, musst du es nicht essen.«
Sie schüttelte den Kopf und schirmte den Teller schützend mit ihrem Körper ab, ehe sie sich auf die Suche nach einem schattigen Plätzchen neben dem Haus machte. In der Ferne erhob sich die gezackte, dunkelblaue Silhouette der Berge vor dem leuchtend blauen Sommerhimmel, und der Duft von Gras und Rauch von irgendeinem in der Umgebung ausgebrochenen Waldbrand lag in der Luft.
In ihrem Mund hing noch der Geschmack des ersten Bissens Entenfleisch in ihrem Leben, von Entenfett, salzig und mit dem süßlich scharfen Aroma des Chilipulvers aus der Gegend. Es schmeckte nach sengend heißem Hochsommer, nach einem erfrischenden Bad im See in der Dämmerung, nach Dingen, über die sie
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