Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
den Wandel ausgelöst?«
»Ich habe einen Film gemacht«, antwortete er und zuckte mit den Schultern. »Auf einmal waren überall hübsche Mädchen, die alle mit mir reden wollten.«
Etwas an seinen Worten irritierte Elena. »War es schwer herauszufinden, wer Sie um Ihrer selbst willen will?«
»Zu dieser Zeit hat mich das nicht sonderlich gekümmert.«
Elena lachte anerkennend.
»Sie dagegen«, meinte er, »waren bestimmt die Highschool-Prinzessin, oder?«
»Wohl kaum. Ich war auch immer die Außenseiterin. Vielleicht kein Freak, aber eben anders. Ohne meinen -«, sie unterbrach sich, wenn auch nur für eine Sekunde, »ohne meinen Freund und meine Schwester hätte ich wohl überhaupt niemanden gehabt.«
Seine dunklen Augen funkelten. Konzentriert. Interessiert. »Wieso nicht?«
»Na ja, erstens habe ich mich von der Menge abgehoben, weil ich so hellhäutig bin.« Mit einem Mal tauchte Isobel auf und setzte sich auf den Stuhl links neben Elena. Sie warf ihr einen Blick zu, doch Isobel faltete die Hände und sah sie unschuldig an.
»Sprich ruhig weiter«, sagte sie. »Wir hören beide zu.«
»Äh.« Isobel zeigte sich nur selten in Gegenwart anderer Leute, und mit einem Mal machte es Elena verlegen, die Geschichte zu erzählen. »Es gab zwar andere weiße Kinder, aber zu denen habe ich nicht gehört, weil ich ja eine Alvarez war.«
»Zum Glück für dich«, bemerkte Isobel.
»Zum Glück für mich«, wiederholte Elena. »Also stand ich immer dazwischen. Und«, fuhr sie fort und spießte einen sorgfältig geschnippelten Süßkartoffelwürfel auf, »ich
war der ultimative Bücherwurm und habe ständig Einsen geschrieben.«
»Wie öde«, kommentierte Isobel und streckte die Hand nach einem Stück Brot aus, doch Elena warf ihr einen strafenden Blick zu.
»Öde ist wohl die Bezeichnung dafür«, sagte Elena.
»Ohhh.« Er grinste. »Nicht ganz so öde wie Schach, aber schlaue Mädchen sind auch nicht gerade beliebt. Waren Sie Jahrgangsbeste?«
Eine kalte, salzige Woge der Erinnerung dämpfte ihre Freude. Isobel verschwand. »Nein. Es kamen ein paar … Dinge dazwischen.«
»Dinge?«
Sie schüttelte den Kopf.
Er ließ es dabei bewenden und nippte an seinem grünen Tee. »Ich habe in letzter Zeit an einem Soundtrack für den Orange Bear gearbeitet.«
»Wie es sich für einen anständigen Regisseur gehört«, sagte Elena, dankbar für den Themenwechsel.
»Und auch genau aus diesem Beweggrund. Musik schafft Stimmung.«
»Das leuchtet mir ein. Gibt es für Ihre anderen Restaurants auch welche?«
»Für jedes Einzelne.«
»Wie ist der Soundtrack für das Blue Turtle?«
»Lassen Sie mich überlegen – die CDs haben eine Länge von etwa vier Stunden, und normalerweise mische ich rund fünf bis sechs zusammen. Auf der CD für das Turtle ist etwas Französisches, dazu ein bisschen Sound der kanadischen Ureinwohner mit ostindianischem Einfluss. Es kommen noch ein paar andere Dinge hinzu, aber das sind die Hauptbestandteile.«
»Das ist mir noch nie aufgefallen.«
»Sie sind immer hinten in der Küche, deshalb bekommen Sie nichts davon mit.«
»Stimmt.« Sie spießte ein Stück geröstete rote Paprika auf und musterte es. »Das schmeckt wirklich vorzüglich«, sagte sie. »Also, wie wird der Soundtrack für das Orange Bear sein?«
»Es ist besser, wenn ich es Ihnen vorspiele.«
»Sie haben doch kein Medley alter Ranchero-Songs zusammengestellt, oder?«
Sein Lächeln war geheimnisvoll, und seine Augen wirkten mit einem Mal noch dunkler als sonst. »Definitiv nicht.«
Sie legte den Kopf schief. »Wann kann ich ihn hören?«
»Wann immer Sie wollen.«
»Morgen?«
»Abends. Während des Tages habe ich sehr viel zu tun.« Er sah ihr in die Augen, hob sein Wasserglas und hielt inne. »Bei Ihnen oder bei mir?« Wieder erschien dieses geheimnisvolle Lächeln auf seinen Zügen, dieses Funkeln in seinen unergründlich schwarzen Augen. Ein Lichtstrahl fing sich im Stein auf dem Ring an seiner rechten Hand – ein auffälliger Kontrast zu der Rastamütze.
Nein, nicht er , sagte sie sich. Lass die Finger von ihm . »Ich habe auch eine Menge zu tun. Sagen wir, im Restaurant.«
»Kein Problem.«
Der junge Kellner trat wieder an ihren Tisch. »Die Sängerin, die Sie hören, ist Lhasa de Sela«, sagte er. Seine Fingerspitzen berührten leicht die Tischkante, als er sich vorbeugte.
»Danke«, sagte Julian und wartete, bis der Junge verschwunden war. »Ich denke, wir sollten sie klauen, was meinen
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