Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
der Arbeitsplatte baumeln. Sie trug dasselbe türkisfarbene Top, das die Sommersprossen auf ihrem Brustansatz und das Tattoo in
Form einer Sonne enthüllte. Elena winkte ihr zu, als sie die Schachtel mit der Baklava nahm, die sie für Julian beiseitegestellt hatte. Sie konnte sich nicht beherrschen, nahm den Deckel ab und bewunderte das köstliche Dessert. Sie pflückte einen Granatapfelkern ab und schob ihn sich in den Mund.
»Gut«, sagte Isobel.
»Was hattest du eigentlich in dem Restaurant zu suchen, wo ich mit Julian zu Abend gegessen habe?«
»Ich habe zugesehen.« Irgendetwas war heute Abend anders an Isobel als sonst. Sie hatte etwas Ruheloses an sich. »Es liegt Ärger in der Luft. Ich weiß nur noch nicht, was es ist.«
Elena kniff die Augen zusammen, aber sie war viel zu erschöpft, um sich Gedanken über irgendwelche schlechten Omen zu machen. Sie nahm noch ein winziges Stück Baklava und leckte es sich von den Fingern. »Das schmeckt wirklich toll.« Sie bot Isabel etwas an, doch ihre Schwester nahm nie etwas, während Elena zusah. Sie ließ die Schachtel offen stehen und wusch sich die Hände. Als sie zurückkehrte, war Isobel verschwunden. Und mit ihr eine winzige Ecke Baklava. Lächelnd ging Elena nach draußen.
Julians Range Rover stand unter einem Baum. Sie öffnete die Tür und stieg ein. Oh, das war keine gute Idee , dachte sie, als ihr sein Duft nach Äpfeln und Sonnenschein entgegenschlug. Nicht, da ihre Nerven so angespannt waren, da Granatäpfel und Tequila und das Kochen ihren Appetit angeregt hatten.
Ganz zu schweigen von Julian selbst.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte er und ließ den Motor an.
Der Sitz war beheizt. »Gut. Ich habe gewonnen. Aber ich habe Ihnen etwas von dem Dessert mitgebracht, das Ivan zubereitet hat. Sen-sa-tio-nell! Ehrlich. Dieser Mann ist ein unglaublicher Koch.«
»Stimmt.« Er lenkte den Wagen langsam durch die menschenleeren Straßen. »Was ist es denn?«
»Ich lasse es Sie nachher probieren, denn Sie müssen es sich auch ansehen. Wie geht es meinem Hund?«
»Gut. Als ich losgefahren bin, lag er bei Portia im Bett und hat geschlafen.«
»Wie süß.«
Die Fahrt dauerte nicht sehr lange, oder vielleicht war Elena auch nur so erschöpft, dass es ihr nicht so vorkam. Es war warm im Wagen, verführerische Musik dudelte leise vor sich hin. »Sie sind ein großer Bluesfan, stimmt’s?«
Er lachte leise. »Das ist Ihnen aufgefallen?«
»Wie kam es dazu?«
»Ich habe in vielen bunten Vierteln gelebt«, antwortete er. »Der Blues sagt Dinge, wie sie sonst nichts auszudrücken vermag.«
Sie nickte und ließ den Kopf gegen die Nackenstütze sinken. Dicke weiße Schneeflocken fielen vom bedeckten Nachthimmel. Sie dachte an Ivans Worte am Ende ihrer Unterhaltung, die die Erinnerung an Edwin auf so unheimliche Weise heraufbeschworen hatten. »Wünschen Sie sich manchmal auch, mit jemandem reden zu können, der tot ist?«, fragte sie.
Er sah sie an. »Mit meiner Mutter. Und Sie?«
Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass er erwähnt hatte, seine Mutter sei eines unnatürlichen Todes gestorben. Aber wenn sie ihn danach fragte, müsste sie ihm auch von sich selbst erzählen. »Mit meiner leiblichen Mutter wollte ich nie reden, obwohl sie immer noch lebt, soweit ich weiß. Ziemlich seltsam, was?«
»Eigentlich nicht. Zumindest nicht, wenn sie eine schlechte Mutter war.«
»Ich kann mich kaum noch an sie erinnern.«
»Ich habe auch Mühe, mich an meine zu erinnern. Es ist fast, als hätte ich nur Erinnerungen an Erinnerungen, keine richtigen Bilder mehr.«
»Erinnerungen an Erinnerungen«, wiederholte sie. »Dieses Gefühl kenne ich.«
»Wer ist der Tote, mit dem Sie gern reden würden?«
Sie ließ den Kopf gegen das Wagenfenster sinken und sah zum Nachthimmel hinauf. »Mit allen. Mit meinem kleinen Bruder. Meinem Freund. Meiner Großmutter, die gestorben ist, als ich acht war.«
»Und worüber würden Sie gern mit ihnen reden?«
»Keine Ahnung«, sagte Elena und registrierte, dass sie doch betrunkener war, als sie gedacht hatte. »Ich würde meine Großmutter fragen, was in ihrem French Toast war, der immer so unglaublich geschmeckt hat.«
Julian lachte leise.
»Was ist mit Ihnen?«, fragte sie. »Was würden Sie fragen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte viel zu große Angst davor, die Fragen zu stellen, die ich gern stellen würde.« Er hielt inne. »Ob sie leiden musste.«
Elena dachte an Isobel. Schob ihre Gefühle beiseite. »Ja.« In diesem
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