Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
sagte er. Elena erkannte verblasste weiße Kreise auf seinem mageren Bauch.
Narben von ausgedrückten Zigaretten. Sehr alt. Unwillkürlich streckte Elena die Hand aus und berührte den wulstigen Rand einer Narbe. Er würde es verabscheuen, wenn sie in Tränen ausbrach, also verkniff sie es sich. »Wie alt waren Sie?«
»Keine Ahnung. Vier. Fünf, vielleicht. Am Ende hat ihn meine Mutter vor die Tür gesetzt. Schon witzig, dass ich selber zum Raucher geworden bin.« Er hielt die glühende Zigarette gefährlich nahe an seine Haut.
Elena drehte sich um und zog ihr T-Shirt hoch, um ihm den Teil ihres Rückens zu zeigen, der von der schlimmsten Narbe verunstaltet wurde, dem dicken rosa Wulst, der so abschreckend hässlich war. »Ich lag mehrere Stunden im Graben, bevor sie mich gefunden haben.«
»Ziemlich hässlich«, bemerkte er.
Und küsste die Stelle.
Elena erstarrte. Seine Zunge war heiß und stellte einen gewaltigen Kontrast zur kalten Nachtluft dar. Die Lust schoss wie ein Blitz durch ihren Körper, durch ihre Brüste, zwischen ihre Beine, und für einen Moment sehnte sie sich mit aller Verzweiflung nach Sex. Es spielte noch nicht einmal eine Rolle mit wem. Hier ging es nicht um Liebe, nicht um Rosen und Romantik, sondern um die blanke Gier, den körperlichen
Hunger, um ein Gefühl, als schnappe man nach Luft, nachdem man lange Zeit unter Wasser gewesen war.
Aber nicht Ivan. Die Verführung war ein Spiel für ihn, egal ob mit Männern oder Frauen. Er besaß eindeutig die richtigen Pheromone dafür, und sie war gerade betrunken genug, um sich nur unter Mühen ins Gedächtnis zu rufen, weshalb sie es nicht tun sollte. Was machte es schon aus?
Dennoch zwang sie sich, keine Reaktion auf die Lippen zu zeigen, die seitwärts wanderten. Stattdessen nahm sie einen Schluck von ihrem Bier. »Sie stehen doch auf Jungs und nicht auf Mädchen, schon vergessen?«
Er stand neben ihr, so dass sein Atem ihren so verletzlichen Nacken streifte. »Und ich sage Ihnen ständig, dass Sie da etwas falsch verstanden haben.«
Sie drehte sich um. »Hören Sie auf«, sagte sie ruhig. »Ich bin völlig fertig.«
»Und scharf«, erklärte er mit einem angedeuteten Grinsen.
Und mit einem Mal passierte etwas mit Elena. Diese Mischung aus Zigarettenrauch, Tequila und Tomatensaft … irgendetwas, das seiner Haut entströmte … mit einen Mal war es Edwin, der vor ihr stand, nicht Ivan. Es war kein Flashback, zumindest glaubte sie es nicht, auch wenn so etwas durchaus vorkam. Es war, als schlüpfe Edwin in Ivans Körper. Sie schloss die Augen und hob eine Hand. »Nicht«, sagte sie, auch wenn sie nicht wusste, ob die Worte an Edwin oder Ivan gerichtet waren.
Ivan sah sie aus Edwins Augen an. Rauchte.
»Ich muss los«, sagte sie und rieb sich die Stirn. »Ich werde jetzt abschließen. Sie können morgen Ihren freien Tag nehmen.«
Er stand auf und goss sein Bier übers Geländer. »Für die Toten.«
Genau das hatte Edwin auch immer gesagt. Vor langer Zeit. Elena starrte ihn an, spürte, wie die Kälte über ihren Rücken kroch, roch den Winter.
»Bis Montag«, sagte sie und ließ ihn in der kalten Nachtluft auf der Veranda stehen.
Sie kehrte ins Restaurant zurück und wählte Julians Mobilnummer. Während es läutete, versuchte sie, ihren Alkoholpegel einzuschätzen, und gelangte zu dem Entschluss, dass er sich in Grenzen hielt. Sie würde klarkommen.
»Julian«, sagte sie, als er sich meldete. »Könnten Sie mir Alvin vorbeibringen? Ich möchte nicht ohne ihn schlafen.«
»Ich stehe direkt vor der Tür«, sagte er. »Kommen Sie raus, dann holen wir ihn.«
Sie spähte aus dem Fenster, konnte aber nichts erkennen. »Was machen Sie da draußen?«
»Die Dinge im Auge behalten. Kommen Sie durch die Küche heraus. Ivan ist gerade in die andere Richtung gegangen.«
Sie zögerte beim Gedanken an ihre Haut, die sich nach Berührung sehnte, an seinen Mund und die Tatsache, wie der Kuss eines Mannes, den sie noch nicht einmal begehrte, um ein Haar ihre Leidenschaft entfacht hätte.
Aber sie wollte nicht ohne Alvin schlafen gehen. Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Okay, bin gleich da.«
Sie klappte ihr Telefon zu, schaltete die Lichter aus und überprüfte, ob die Eingangstür abgeschlossen war. Es war ein guter Abend gewesen. Auf dem Weg in die dunkle Küche durchströmte sie tiefe Befriedigung. Sie blieb stehen und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Ihre Küche.
In der Ecke saß Isobel und ließ die Beine von
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