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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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den Archäologen
zu fragen, ob das Portemonnaie im Keller gefunden wurde, wartet ihr
bis zum Abend und geht dann einfach ins
Haus.«
    »Entschuldigung«,
schnitt Dóra ihm das Wort ab. »Soweit wir gesehen
haben, war der Tatort nicht abgeriegelt, und wir wollten {277 }euch
keine Unannehmlichkeiten bereiten. Du willst doch wohl nicht
behaupten, dass das Haus noch versiegelt ist?«
    »Nein,
ist es nicht«, antwortete Guðni. »Wir sind gestern
fertig geworden, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass
auf einem Schild am Anfang des Geländes klar und deutlich
erklärt wird, dass man den eingegrenzten Weg nicht verlassen
soll.«
    »Oh.«
Dóra lächelte den Mann treuherzig an. »Das haben
wir gar nicht gesehen.« Sie zeigte wieder auf den Tisch.
»Aber wie dem auch sei, ich übergebe dir hiermit
mögliche Beweismittel in einem schweren Mordfall, und das
Einzige, worüber du dich auslässt, sind geringfügige
Ordnungswidrigkeiten.« Dóra war sich nicht ganz
sicher, welche Rechtsgültigkeit ein solches Schild hatte
– vermutlich gar keine. »Hältst du das nicht auch
für einen bemerkenswerten Fund? Ich möchte, dass der
Fischtöter und das Messer bei einer eventuellen Beantragung
auf Verlängerung der U-Haft berücksichtigt werden. Diese
Waffen gehören Markús nicht, und ich bin davon
überzeugt, dass eine nähere Untersuchung zeigen wird,
dass er sie auch nicht benutzt hat.« Dóra hatte
Markús über den Fund informiert, bevor sie sich auf den
Weg zur Wache gemacht hatte. Er war fassungslos gewesen und hatte
bestritten, die Gegenstände jemals angefasst, geschweige denn,
sie in der Abstellkammer versteckt zu haben.
    »Über
die U-Haft sprichst du lieber mit meinen Kollegen in
Reykjavík.«
    Dóra
hatte gehofft, dass Guðni den Lauf der Ermittlungen genau
verfolgen würde und ihr zumindest andeutungsweise sagen
könnte, was morgen, nach Ablauf der U-Haft, passieren
würde. Aber sie ließ sich nichts anmerken, stattdessen
lächelte sie. »Und was diese Waffen angeht
...«
    Guðni
lachte trocken. »Waffen? Das sind Werkzeuge. Ich weiß
wirklich nicht, wie du auf die Idee kommst, dass die unweigerlich
mit den Leichen zu tun haben müssen.«
    »Normalerweise
bewahrt man Werkzeuge nicht zwischen Kleidungsstücken für
Kleinkinder auf, vor allem nicht zwischen Taufkleidern«, {278
}antwortete Dóra. »Außerdem habe ich die
Vermutung, dass sich an beiden Werkzeugen Blut befindet. Jemand
muss sie genau deswegen dort versteckt haben.«
    »Wie
intelligent«, Guðni lächelte emotionslos, »die
Mordwaffen in einem Karton zu verstecken und die Leichen mitten im
Keller liegen zu lassen.« Er schüttelte den
Kopf.
    Dóra
wurde feuerrot. »Für Theorien, wie sich das zugetragen
haben könnte, ist es noch zu früh. Zuerst muss
festgestellt werden, ob es sich wirklich um Blut handelt, und wenn
ja, ob es von den Männern stammt. Außerdem sollten die
Werkzeuge auf Fingerabdrücke untersucht
werden.«
    »Du
verwendest solche Werkzeuge wahrscheinlich eher selten«,
sagte Guðni in abschätzigem Tonfall, so als sei man nur
ein halber Mensch, wenn man nicht andauernd mit einem
Fischtöter in der einen und einem Messer in der anderen Hand
herumlief. »Ist dir klar, dass es eine ganz natürliche
Erklärung für Blut an diesen Werkzeugen
gibt?«
    »Schon
möglich, aber ich bezweifle ausnahmsweise, dass so viel Blut
daran hängenbleibt, wenn ein Angler einen Fisch damit
totschlägt. Oder was meinst du?«
    Guðni
fixierte sie. »Was willst du eigentlich damit
erreichen?«
    »Ich
dachte, wir hätten dasselbe Ziel – den Mörder zu
finden. Den wahren Mörder.« 
    Guðni ging
nicht darauf ein. Er schaute Dóra weiter in die Augen,
musste dann aber blinzeln und sagte: »Den finden wir schon.
Auch ohne deine Hilfe.«
    »Was du
nicht sagst«, murmelte Dóra. Sie wollte sich nicht
länger mit diesem Typen streiten. »Was kannst du mir
denn über die alte Schmuggelgeschichte erzählen, die kurz
vor dem Vulkanausbruch aufgeflogen ist?«
    Guðni war
irritiert über den plötzlichen Themenwechsel. »Was
hat das bitte schön mit dem Fall zu tun?« Dóra
antwortete nicht. »Ich finde, du holst ziemlich weit aus,
wenn du diese Geschichte damit in Verbindung bringst.« Er
lehnte sich zurück und faltete {279 }die Hände vor der
Brust. »Oder unterschlägst du etwa
Informationen?«
    »Nein,
keineswegs. Die Geschichte wurde mir gegenüber zweimal in
Gesprächen mit Einwohnern erwähnt. Ich würde gerne
mehr darüber wissen – und wenn es nur darum

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