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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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geht, eine
Verbindung zu dem Fall
auszuschließen.«
    »Verstehe.
Das ist kein Geheimnis, ich dachte nur, die meisten hätten die
Sache vergessen. Überrascht mich sehr, dass die Leute nach all
den Jahren noch darüber reden. Heutzutage, bei den ganzen
Drogengeschichten, wäre die Sache völlig belanglos. Es
wurde eine größere Menge Alkohol entdeckt. Der Verdacht
richtete sich gegen zwei Einwohner. Die Ermittlung war noch nicht
beendet, als der Vulkan ausgebrochen ist. In Anbetracht der
Umstände wurde die Sache
fallengelassen.«
    »Wer
waren diese Einwohner?«, fragte Dóra. »Ich
weiß von Kjartan vom Hafenbüro, aber wer war der
andere?«
    Guðni
ließ seinen Daumen ungewöhnlich laut knacken. »Den
kennst du nicht.«
    Dóra
nannte den einzigen Mann, der ihr außer Paddi, den Guðni
bestimmt nicht gemeint hatte, einfiel.
»Daði?«
    Guðni
konnte seine Überraschung nicht verbergen. Offenbar hatte
Dóra den Nagel auf den Kopf getroffen. »Ich kann dir
nicht mehr sagen, als dass keiner der beiden Männer lange
unter Verdacht stand, denn am Morgen nach dem Vulkanausbruch hat
sich ein dritter Mann gestellt und sämtliche Schuld auf sich
genommen. Er ist mit einem Schrecken davongekommen, weil es, wie
gesagt, nicht zu einer Anklage kam.«
    Dóra
hob die Brauen. Wer konnte das sein? »Magnús?«
Wieder lag sie offenbar richtig mit ihrer
Vermutung.
    »Ich
schlage vor, dass du ihn selbst danach fragst«, sagte
Guðni sarkastisch. »Wenn das alles war, dann bleibt nur
noch die Frage, ob ihr im Keller noch mehr Dinge gefunden habt, die
ihr abgeben wollt. Ich schicke das Zeug gleich nach
Reykjavík – die Gelegenheit ist
günstig.«
    »Nein«,
sagte Dóra eiskalt. »Nichts.« Sie lächelte
Guðni an, während sie an die Sachen dachte, die Bella und
sie hervorgekramt hatten: mehrere in Leder gebundene alte
Lyrikbände, einen ausrangierten kupfernen Kompass und
Goldmünzen unbekannter Herkunft. Bevor sie diese Dinge der
Polizei übergab, wollte sie versuchen, etwas Vernünftiges
aus Magnús herauszubekommen. Das Netz um den alten
Reedereikönig zog sich immer enger
zusammen.
    »Adolf,
das Einzige, was deine Anwesenheit auf der Erde rechtfertigen
würde, wäre, wenn du Kohlendioxyd anstelle von Sauerstoff
einatmen würdest.« Die Frau war eher traurig als
wütend. »Du weißt ja, was ich von dir halte
– wir sollten unsere Zeit also nicht mit solchem Theater
vergeuden.«
    Adolf schaute
die Mutter seines Kindes an, ohne etwas zu entgegnen. Er hätte
ihr am liebsten etwas Grobes an den Kopf geworfen, etwas, das sie
verletzen würde, aber ihm fiel nichts Passendes ein. Er
hätte die Tür gar nicht erst öffnen sollen, als er
sie draußen stehen sah. Adolf konnte diese Frau und die
Gewissensbisse, die sie ihm jedes Mal, wenn sie ausnahmsweise
miteinander redeten, aufzwang, nicht ausstehen. Es war verdammt
nochmal nicht seine Schuld, dass sie schwanger geworden war. Er
erinnerte sich nur dunkel an Tinnas unspektakuläre Zeugung. Da
hatte er mit wesentlich alkoholisierteren Mädchen schon
besseren Sex gehabt.      
     
    »Hörst
du mir überhaupt zu?« Sie schaute ihn verächtlich
an. »Ich habe dich gefragt, ob du gewillt bist, mit Tinnas
Psychologen zu sprechen. Er will dich treffen, aber du beantwortest
seine Anrufe nicht. Es geht nicht darum, mir einen Gefallen zu tun,
falls du das glaubst.«
    »Was zum
Teufel soll ich ihm denn sagen? Wenn Tinna irgendwelche Probleme
hat, dann ist das deine Schuld. Du hast sie schließlich
großgezogen.« Adolf zuckte achtlos mit den Schultern.
»Und welcher Idiot ist auf die Idee gekommen, sie zu einem
{281 }Psychologen zu schicken? Nach einer kräftigen Mahlzeit
ist sie wieder auf der Höhe. Gib ihr lieber was
Anständiges zu essen – vielleicht solltest du mal einen
Kochkurs machen. Würde mich nicht wundern, wenn sie den
Fraß, den du ihr vorsetzt, einfach nicht mag.« Er hatte
keinen blassen Schimmer von ihren Kochkünsten.
    »Ich hab
immer gewusst, dass du schwer von Begriff bist, aber ich hätte
nicht gedacht, dass du völlig dichtmachst«, sagte die
Frau mit geröteten Wangen. Sie ballte die Hand zur Faust.
»Weißt du wirklich nichts über diese Krankheit?
Hast du nicht mal eine einzige Minute übrig, um dich im
Internet darüber zu informieren, was deine Tochter in den Tod
treibt?«
    »Dummes
Gewäsch.« Adolf spürte, dass seine Stimme tiefer
wurde, wie immer, wenn er sehr wütend war. »Weiß
doch jeder, dass die Gesellschaft heute allen einredet, kein Kind
wäre mehr

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