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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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sich aber nicht um. Ihre Stimme war
eiskalt. »Adolf, deine Tochter befindet sich auf einer
geschlossenen Station, weil sie sich selbst verletzt hat und nicht
mehr allein sein darf. Es wäre gut, wenn du mit dem
Psychologen sprechen würdest – wenn nicht, auch gut. Er
heißt Ferdinand. Vielleicht kannst du ihm erklären, wer
diese Alda ist, von der Tinna ständig redet. Ich kenne
niemanden mit diesem Namen und nehme an, sie ist eine deiner
Freundinnen.«
    »Was
weiß Tinna über Alda?« Adolf erkannte seine eigene
Stimme kaum wieder. »Sie kann nichts über Alda
wissen.«
    »Ich
habe nicht die geringste Ahnung, wer diese Frau ist. Wenn Tinna sie
kennt, dann über dich. Sie ist völlig besessen von ihr
{284 }und sagt immer wieder, sie wüsste, wer bei Alda im Haus
war.« Sie drehte sich um und fixierte ihn. »Ich nehme
an, sie meint dich, aber sie steht so stark unter Medikamenten,
dass ich sie nicht fragen kann.« Die Frau wandte sich von ihm
ab und griff nach der Türklinke.
    Adolf riss
sich zusammen. »Was hat Tinna gemacht?«, fragte er.
Etwas wirklich Schlimmes war passiert. Er spürte es,
während er den Rücken ihrer Mutter
anstarrte.
    Die Frau
ließ die Schultern sinken, drehte sich aber nicht um.
»Tinna hat sich geschnitten.«
    »Sich
geschnitten? Wollte sie sich umbringen?«
    »Nein«,
antwortete die Frau mit tränenerstickter Stimme. »Sie
wollte ihr eigenes Fleisch essen. Weil ... weil die Kalorien schon
in ihrem Körper waren und... deshalb nicht
zählten.« Sie konnte kaum weiterreden vor Schluchzen,
öffnete die Tür und ging hinaus.
     
     
     

31
    SONNTAG
22. JULI 2007
    Dóra
legte den Hörer auf.
    »Und?«,
fragte Bella neugierig.
    »Ich
weiß nicht, ob er die Wahrheit sagt oder mir etwas
verheimlicht«, antwortete Dóra sauer.
»Vielleicht lügt er mich auch einfach an.« Sie
hatte sich die Nummer von Kjartan im Hafenbüro besorgt und ihn
angerufen, um mehr über den Alkoholschmuggel und die Blutlache
zu erfahren. »Nach langem Hin und Her hat er immerhin
zugegeben, dass er bei der Schmuggeleisache verdächtigt wurde.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass er daran beteiligt war, auch wenn
er’s abstreitet.«
    »Und
dieser Daði? War der dabei?«
    »Ja, das
hat Kjartan mir zumindest lang und breit erklärt.«
Dóra starrte das Telefon an, so als erwarte sie einen
Geistesblitz. »Laut Kjartan war Daði der Drahtzieher. Er
kannte ein paar Leute auf einem Frachtschiff, das
regelmäßig durch die hiesigen Gewässer gefahren
ist. Die haben den Alkohol über Bord geschmissen und vor Anker
treiben lassen. Daði hat ihn dann mit einem kleinen Boot
geholt. Als der Kabeljaukrieg losging, wurde es etwas schwieriger,
weil die Fischgründe und eben auch die hiesigen Gewässer
genauer kontrolliert wurden. Deshalb ist es aufgeflogen. Sagt
Kjartan. Daði wurde beobachtet, wie er einen Kanister aus dem
Wasser gefischt hat und damit weggefahren ist. Aber er ist nicht
mit Alkohol erwischt worden. Die Polizei hat nur {286 }einen
Hinweis auf seine geheimnisvolle Fahrt bekommen, und Guðni hat
dann alles rausgekriegt.«  
    »Wie
könnte dieser Kjartan denn in die Sache verwickelt gewesen
sein?«, fragte Bella.
    »Wie
gesagt, er hat nur zugegeben, dass er unter Verdacht stand. Die
Polizei war der Meinung, er hätte den Teil der Ware, der nicht
auf den Westmännerinseln verkauft worden ist, aufs Festland
gebracht. Er hat damals auf einem Küstenschiff der staatlichen
Schifffahrtsgesellschaft gearbeitet.«
    »Eine
vernünftige Arbeitsteilung.« Bella nickte
bewundernd.
    »Er
sagt, die Sache hätte sich dann von selbst erledigt. Die
Ermittlung ist wegen des Vulkanausbruchs eingestellt worden und hat
außerdem eine unerwartete Wendung genommen, als Magnús
sich gestellt hat.«
    »Vielleicht
war er wirklich der Schuldige und wollte nicht, dass seine Freunde
für ihn geradestehen müssen.«
    »Tja,
und als sie sich später bei den Rettungsarbeiten
wiedergetroffen haben, wollte keiner mehr über die Sache
reden, und alle haben gehofft, sie würde einfach im Sande
verlaufen, was dann ja auch passiert ist.«
    »Aber
Magnús kann doch auch mit dringesteckt haben«, meinte
Bella. »Erstens kannst du mir nicht erzählen, dass
jemand so was für seine Freunde tut. Zweitens hat er mitten in
der Nacht mit Daði am Hafen
rumgelungert.«
    »Magnús
hatte wohl alle Hände voll damit zu tun, den Fischfang
aufrechtzuerhalten, und weder Zeit noch Lust, sich auch noch
Schmuggelei aufzuhalsen. Sagt Kjartan.«
     

    »Und was
hat Kjartan

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