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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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noch in einem Mordfall.«
    Dóra
grinste. »Und Halldóra Dögg? Könnte sie Alda
gekannt haben?«
    »Das
weiß ich wirklich nicht«, antwortete Svala. »Sie
scheint ein ziemliches Dummchen zu sein, nicht besonders
intelligent und auch nicht gerade hübsch. Das ist so eine, die
bauchfrei rumläuft, obwohl sie es sich nicht leisten kann. Sie
weigert sich, mit mir zu sprechen. Ich hab versucht, sie anzurufen,
aber sie knallt immer den Hörer auf.«
    »Hat sie
bei mir auch gemacht«, sagte Dóra. »Als ich sie
auf ihr Tattoo angesprochen hab.«
    »Was hat
es mit diesem Tattoo auf sich?«, fragte Svala. »Ein
Tattoo ist in Adolfs Fall noch nicht
aufgetaucht.« 
    »Alda
hatte ein Bild von einem Tattoo mit dem Schriftzug Love Sex. Wir
haben den Laden gefunden, wo es gemacht wurde. Halldóra
Dögg hat es sich dort auf den Rücken tätowieren
lassen. Mehr weiß ich auch nicht. Als ich sie danach gefragt
habe, hat sie aufgelegt.«
    »Weißt
du, wann das war?«
    Dóra
nahm das Blatt, auf dem sie sich die Einzelheiten notiert hatte.
»26. Februar 2007«, las sie vor. »Das
Tattoo-Studio heißt Spiegel der Seele.«
    »Was?«,
fragte Svala. »Sag das nochmal!«
    »Spiegel
der Seele«, wiederholte Dóra
verwundert.
    »Nein!«,
Svalas Stimme überschlug sich fast, »ich meine das
Datum!« Dóra wiederholte es. »Und der Schriftzug
lautet Love Sex?«
    »Ja.
Nicht gerade sehr intelligent.«
    »Nee«,
sagte Svala gutgelaunt, »aber super für
Adolf.«
     
     
     

34
    DIENSTAG
24. JULI 2007
    Vor
Dóra saß der Mann von dem Bild in Aldas Schreibtisch:
Adolf Daðason. Er sah älter und noch besser aus als auf
dem Foto. Er hatte etwas Anziehendes, obwohl Dóra wusste,
dass er ein Dreckskerl war. Seine Anwältin, Dóras
Studienfreundin Svala, hatte bezüglich seines Charakters kein
Blatt vor den Mund genommen und sogar betont, sein Verhalten sei
typisch für jemanden, der seine eigenen Interessen und
Begierden immer in den Vordergrund stellt. Seine Attraktivität
rührte nicht von seiner Persönlichkeit, sondern
ausschließlich von seinen körperlichen Attributen her.
Adolf war der perfekte One-Night-Stand, ein Mann für Sex ohne
Gefühle. Dóra spürte, wie sie sich einerseits von
ihm angezogen fühlte, ihn aber andererseits bemitleidete. Als
er sie plötzlich mit seinen unter dichten Brauen liegenden
Augen fixierte, so als wüsste er, was ihr gerade durch den
Kopf ging, wich sie seinem Blick aus. Bevor sie wegschaute, konnte
sie noch sehen, wie sich sein Mund zu einem spöttischen
Lächeln verzog. Es war, als würde er ihr einen Quickie an
einem abgelegenen Ort vorschlagen, bevor sie zum
Geschäftlichen kämen. Dóra atmete auf, als Svala
das Wort ergriff.
    »Wie du
siehst, Adolf, bist du Dóra zu tiefer Dankbarkeit
verpflichtet – es ist nur fair, wenn du ihr im Gegenzug auch
hilfst. Wenn sie mich nicht angerufen hätte, wäre der
Ausgang deines {309 }Falls völlig ungewiss, aber jetzt sieht
es sehr gut für dich aus.« Svala zögerte einen
Moment und fügte dann hinzu: »Jedenfalls zu einem
Großteil. Wir wissen natürlich nicht, wie der Richter es
aufnimmt, dass du dem Mädchen die Pille danach
eingeflößt hast.«
    Dóra
beobachtete Adolf, der keine Miene verzog. Svala hatte das Treffen
nach ihrem gestrigen Telefonat organisiert. Sie war so froh
über Dóras Hinweis gewesen, dass sie alles für sie
getan hätte. »Verstehst du, wie wichtig das Tattoo
ist?«, fragte Svala, da Adolf keine Anzeichen machte, sich zu
äußern.
    Er
zuckte mit den Schultern und wirkte gelangweilt. »Ja, ja.
Klar.«
    Svala legte
die Hände auf den Schreibtisch. Sie saßen in der
Kanzlei, in der sie angestellt war. Die Möbel sahen nagelneu
und sauteuer aus, und sogar der Computer schien aus einer anderen
Generation zu stammen als die Höllenmaschine mit dem
Monsterbildschirm, die Dóra benutzte. Der frische Espresso
passte ins Gesamtbild, und natürlich gab es Konfekt. In
Dóras Kanzlei konnten die Besucher froh sein, wenn Bella
daran gedacht hatte, Milch für den Kaffee zu kaufen.
»Niemand lässt sich den Schriftzug Sex, geschweige denn
Love Sex zwei Tage nach einer Vergewaltigung tätowieren. Das
stützt deine Aussage sehr, dass der Verkehr mit
Halldóra Dögg im gegenseitigen Einvernehmen
stattgefunden hat.«
    Adolf schwieg
immer noch mit unbewegter Miene, weshalb Dóra beschloss,
sich einzumischen. »Es würde mir sehr helfen, wenn du
mich über Aldas Interesse an dieser Sache aufklären
könntest. Wie Svala eben schon sagte, hat Alda sich nach

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