Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
Vom Netzwerk:
Hause
gekommen war, hatte sie eine Mahlzeit hervorgezaubert –
kochendes Wasser über Fertignudeln gekippt. Ihr Sohn Gylfi
hatte sich anschließend zu seiner Freundin verdrückt, wo
er den Abend mit ihr und dem kleinen Orri verbringen wollte. Als
Sóley mit den Hausaufgaben fertig war, hatten sie es sich
auf dem Sofa bequem gemacht, aber das Fernsehprogramm war so
langweilig, dass Sóley bei der ersten Sendung eingeschlafen
war.
    Dóra
setzte sich in den Sessel neben dem Sofa und betrachtete das
oberste Blatt mit dem Namen des Mädchens, das den
künstlerischen Geschmack des Tätowierers beleidigt hatte:
Halldóra Dögg Einarsdóttir, 26. Februar 2007. An
jenem Tag hatte sich das Mädchen nach Aussage des Mannes
tätowieren lassen. Der Name sagte Dóra gar nichts,
daher suchte sie im Nationalregister danach. Halldóra
Dögg war 1982 geboren und somit fünfundzwanzig {300
}Jahre alt, als sie das Studio aufgesucht hatte. Dóra suchte
den Namen im Internet, fand aber nichts.
    Warum hatte
sich Alda für dieses Mädchen interessiert? Dóra
vermutete, dass es dabei nicht um das Tattoo ging. Es konnte mit
ihrer Arbeit in der Arztpraxis zusammenhängen. Dóra
hatte keine Ahnung, ob das Mädchen etwas mit dem Mord an Alda
zu tun hatte. Natürlich gab es einen einfachen Weg,
herauszufinden, ob und wie gut das Mädchen Alda gekannt hatte.
Vielleicht entpuppte sie sich als diejenige, nach der Dóra
die ganze Zeit gesucht hatte – diejenige, der Alda das
Geheimnis um die Kiste mit dem Kopf anvertraut hatte. Es war halb
zehn und noch nicht zu spät zum Anrufen. Dóra fand die
Nummer im Telefonbuch und griff zum
Hörer. 
    »Hi!«
Die Stimme klang jung und ziemlich gekünstelt, so als wolle
das Mädchen einen kindlichen Eindruck
erwecken.
    »Hallo.
Bist du Halldóra Dögg Einarsdóttir?«,
fragte Dóra.
    »Ja.«
Die Stimme klang immer noch unangenehm nach einem
Kleinkind.
    Dóra
stellte sich vor und fragte, ob sie ein paar Fragen stellen
dürfe, Halldóras Name sei bei einem ihrer Fälle
aufgetaucht.
    Am
anderen Ende der Leitung blieb es einen Moment still, und als das
Mädchen das Wort ergriff, klang ihre Stimme viel erwachsener.
»Was für ein Fall?« Ihre Fröhlichkeit war wie
weggewischt.
    »Es
handelt sich um einen Mordfall«, antwortete Dóra.
»Wie gesagt, dein Name ist in diesem Zusammenhang
aufgetaucht, und ich möchte dir ein paar Fragen
stellen.«
    »Wer ist
denn ermordet worden?«, fragte das Mädchen ehrlich
überrascht. Aufgeregt fügte sie hinzu: »Ich hab
niemanden ermordet!«
    »Entschuldige
bitte, wenn ich mich unklar ausgedrückt habe. Du stehst nicht
unter Verdacht, und ich arbeite auch nicht für die
Polizei.«
    »Du bist
Anwältin?«, fragte das Mädchen skeptisch.
»Arbeitest du für Adolf?« Ihre Stimme wurde immer
schriller.
    »Nein.«
Dóra wusste nicht, ob sie zugeben sollte, dass sie den Namen
kannte. Sie ließ es lieber nicht darauf ankommen. »Der
Mann, für den ich arbeite, heißt
Markús.«
    »Ich
kenne keinen Markús. Bist du dir sicher, dass du nicht
für Adolf arbeitest?«
    »Ganz
sicher«, sagte Dóra. »Kennst du eine Frau namens
Alda þorgeirsdóttir?« Während einer
längeren Pause war nur das schwere Atmen des Mädchens zu
hören. Dóra wiederholte ihre Frage.
    Das
Mädchen schnappte nach Luft, und als sie begann zu reden,
hörte man, dass die Frage sie aus der Fassung gebracht hatte.
»Wie kannst du es wagen, mich anzulügen? Anwälte
dürfen nicht lügen.« Dóra verstand kein Wort
von dem Redeschwall, der nun folgte.
    »Könntest
du die Frage nicht einfach mit einem Ja oder Nein beantworten? Ich
hab dich nicht angelogen.«
    »Natürlich
arbeitest du für Adolf«, zischte das Mädchen.
»Ich hab’s doch gleich gewusst. Ich werde dich
verklagen.«
    »Mich
verklagen? Ich glaube, das ist ein Missverständnis.«
Dóra wollte nicht, dass das Mädchen glaubte, es
könne sie einschüchtern. »Ich möchte einfach
nur wissen, ob du Alda þorgeirsdóttir kennst oder
ihren Namen schon mal gehört hast.«
    Es
dauerte eine Weile, bis das Mädchen antwortete. Offenbar
überlegte sie, ob sie einfach auflegen sollte. Der Name hatte
eindeutig etwas bei ihr in Gang gesetzt. »Ich weiß, wer
sie ist«, sagte das Mädchen
abweisend.
    »Kannst
du mir sagen, wo und wie du mit ihr Bekanntschaft gemacht oder von
ihr gehört hast?«, fragte Dóra, froh, endlich zum
Punkt zu kommen.
    »Nein.
Ich will nicht darüber reden.«
    Dóra
verdrehte die Augen. Was sollte der Unsinn? »Hatte es was mit
deinem Tattoo zu

Weitere Kostenlose Bücher