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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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ist. Der Mann
ist alleinstehend.«    

    »Und was
hat das mit Alda zu tun?«, fragte Dóra. »Hat sie
ihm das Medikament verschafft?«   
 
    »Nein,
nein. Adolf und sie kannten sich nicht. Alda hat Halldóra im
Krankenhaus aufgenommen, als sie sich endlich hat untersuchen
lassen. Sie war als eine Art Beraterin tätig, und ihre Aussage
ist ziemlich schlecht für Adolf. Sie widerspricht unseren
Argumenten – nämlich, dass die Glaubwürdigkeit des
Mädchens gemindert ist, weil so viel Zeit zwischen der
vermeintlichen Vergewaltigung und der Meldung liegt. Alda hat
nämlich ausgesagt, es sei absolut normal, dass sich
Vergewaltigungsopfer nicht sofort melden. Sie gehörte nicht
gerade zu den Zeugen, auf die ich mich im Gerichtssaal gefreut
habe.«
    »Da bist
du ja nun drumherum gekommen«, meinte Dóra. »Sie
wird nicht aussagen.«
    »Das ist
genau das Problem«, sagte Svala. »Sie hat nämlich
ganz plötzlich ihre Meinung geändert. Sie hat mich
kontaktiert und wollte mich treffen, weil sie Informationen
hätte, die Adolf von den Anschuldigungen
befreien.«
    »Was
denn für Informationen?«
    »Keine
Ahnung«, antwortete Svala resigniert. »Sie ist
gestorben oder, besser gesagt, ermordet worden, bevor wir uns
treffen konnten. Sie wollte es mir nicht am Telefon sagen, und wir
hatten uns für den nächsten Tag verabredet. Sie tat sehr
geheimnisvoll. Ich hab leider nichts Vernünftiges aus ihr
herausbekommen.«
    »Was
hast du sie gefragt?«
    »Ich war
so vor den Kopf geschlagen, als sie anrief, dass ich gar nicht
wusste, womit ich anfangen sollte. Zuerst dachte ich, sie wäre
verrückt, und wollte lieber gar nicht mit ihr reden.
Natürlich {305 }hab ich zuerst versucht rauszukriegen, was
für Informationen sie hatte, und als das nichts gebracht hat,
hab ich nach dem Grund für ihre Meinungsänderung gefragt.
Es war eine Wendung um hundertachtzig Grad – ihre Aussage
gegen Adolf war nämlich sehr rigoros.
Außergewöhnlich rigoros sogar.«
    »Sie
kannte seine Eltern«, erklärte Dóra.
»Vielleicht hat sie ihre Meinung geändert, als sie
festgestellt hat, dass der vermeintliche Vergewaltiger der Sohn
ihrer Bekannten ist. Sie muss ihn als Kind gekannt
haben.«
    »Wenn
dem so ist, dann hat Adolf keinerlei Erinnerung mehr an Alda. Er
behauptet, nie von dieser Frau gehört zu
haben.«
    »Aber er
muss doch erleichtert gewesen sein, dass sie ihre Aussage
zurücknehmen wollte«, sagte Dóra. »Für
ihn steht viel auf dem Spiel.«
    »Nein.
Er ist sehr seltsam und macht sofort einen Rückzieher, wenn
ich mit ihm über Alda oder ihre Aussage spreche. Wenn ich Alda
richtig verstanden habe, hat sie mehrmals versucht, mit ihm zu
reden, aber er wollte sie nicht treffen. Er ist nicht zu ihrer
Verabredung erschienen, deshalb hat sie mich angerufen. Und am
selben Abend war sie tot.«
    Dóra
war sich nicht sicher, was das alles zu bedeuten hatte. »Und
du bist davon überzeugt, dass er sie nicht gekannt hat?
Könnte seine abweisende Haltung mit einem alten Streit
zusammenhängen?«
    »Nein,
ich denke, er kannte sie wirklich nicht«, antwortete Svala.
»Vielleicht seine Eltern, aber er nicht. Sie sind beide tot,
daher können wir sie leider nicht mehr
fragen.«
    »Da ist
noch was Merkwürdiges«, sagte Dóra. »Alda
hatte eine Kopie des Obduktionsberichts von Adolfs Mutter. Ich
weiß nicht, warum. Die Frau ist anscheinend wegen eines
Ärztefehlers gestorben.«
    »Was?«
Svala war fassungslos. »Sie hatte den
Obduktionsbericht?«
    »Ja. In
ihrem Schreibtisch in der Praxis. Die Ärzte, bei denen {306
}sie gearbeitet hat, haben keine Ahnung, warum. Sie hat zumindest
nicht mit ihnen darüber geredet, obwohl sie ihr den Inhalt
hätten erklären können. Der ist nämlich gar
nicht so einfach zu verstehen.«
    »Das ist
ja ein Ding«, sagte Svala. »Adolf prozessiert gegen das
Krankenhaus, in dem seine Mutter gestorben ist. Es geht um einen
Ärztefehler, wie du sagst. Die Frau hat Penizillin bekommen,
obwohl sie eine Allergie dagegen hatte. Dem diensthabenden Personal
war das nicht klar, als sie eingeliefert wurde.« Svala
schwieg einen Moment und redete dann weiter: »Aber ich muss
gestehen, dass mich das wirklich irritiert. Was hatte diese Frau
denn für ein übersteigertes Interesse an Adolf und seiner
Familie?«
    »Ich
weiß es nicht. Allerdings glaube ich inzwischen, dass es mit
dem Mord zusammenhängt.«
    »Verdammt«,
stöhnte Svala. »Es reicht mir völlig, mich in zwei
Fällen mit diesem Mann rumzuschlagen. Um Gottes willen nicht
auch

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