Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
Vom Netzwerk:
die Männer sind,
noch, wie sie ausgerechnet dort gelandet sind. Natürlich liegt
es auf der Hand, dass es sich um Ausländer handelt. Vier
Isländer hätten während des Ausbruchs niemals
unbemerkt verschwinden können.«
    »Gab es
hier damals irgendwelche Ausländer? Ich meine, vor und
während des Vulkanausbruchs?«
    »Tja,
vor dem Ausbruch gab es schon ein paar Ausländer, wenn auch
nicht so viele wie heute. Damals waren es Seeleute und Arbeiter in
der Fischfabrik, heute sind es vor allem Touristen.« Er
lächelte Dóra entschuldigend zu. »Ich weiß
wirklich nicht, ob während des Ausbruchs irgendwelche
Ausländer hier waren. Ich glaube, ein paar haben bei den
Aufräumarbeiten mitgeholfen. Vielleicht Soldaten vom
amerikanischen Stützpunkt in
Keflavík.«
    Daran hatte
Dóra noch gar nicht gedacht. Sie musste unbedingt
recherchieren, ob auf dem Stützpunkt damals jemand vermisst
worden war. Hoffentlich wurden seit dem Abzug des Militärs
nicht sämtliche Informationsquellen unter Verschluss gehalten.
{103 }»Ist es möglich, mit deinem Vater zu
reden?«, fragte sie behutsam. »Vielleicht kann er sich
doch an etwas erinnern?«
    Leifur
lächelte schwermütig. »Das würde leider nicht
viel bringen. Mein Vater ist mal mehr, mal weniger geistig
anwesend, aber vernünftige Gespräche kann man schon lange
nicht mehr mit ihm führen. Meine Mutter ist allerdings noch
ganz klar.« Er schaute Dóra in die Augen.
»Worauf willst du hinaus? Glaubst du, mein Vater hat was mit
der Sache zu tun?«
    Dóra
war froh, dass Leifur nicht wütend, sondern nur neugierig
wirkte. »Nein, eigentlich nicht. Aber ich dachte, er
hätte vielleicht eine Idee, wer die Männer sind oder wer
damals in eurem Haus ein und aus gegangen ist. Er hat sich bestimmt
in erster Linie um sein eigenes Haus
gekümmert.«
    »Das
stimmt allerdings. Aber er wird dir nicht helfen können.
Leider Gottes. Und meine Mutter weiß auch nichts; sie war
während der Aufräumarbeiten ja gar nicht hier. Sie
könnte sich höchstens an irgendwelche Ausländer vor
dem Ausbruch erinnern.« Er schüttelte den Kopf.
»Aber vielleicht überschätze ich sie da auch. Das
ist alles sehr lange her. Ich kann mich selbst nur dunkel daran
erinnern.«
    Aus der
Küche drang Zigarettenqualm zu ihnen, und Bella rutschte
unruhig auf ihrem Stuhl herum. »Darf man hier rauchen?«
Hoffnungsvoll schaute sie Leifur an.
    »María
raucht in der Küche.« Er machte eine ausladende Bewegung
Richtung Tür. »Bitte sehr. Sie freut sich bestimmt
über Gesellschaft.«
    Das ließ
sich Bella nicht zweimal sagen.
    »Kanntest
du Alda eigentlich?«, fragte Dóra, als sie und Leifur
zu zweit waren. »Sie scheint in der ganzen Geschichte die
Schlüsselperson zu sein, falls die Aussage deines Bruders
über die Kiste mit dem Kopf stimmt. Ich habe den Eindruck,
dass die Leichen und der Kopf zusammengehören. Alles andere
wäre abwegig.«
    »Würde
ich auch so sehen. Aber leider kannte ich Alda nicht besonders gut.
Ich weiß natürlich, wer sie war, unsere Familien {104
}hatten damals ziemlich viel miteinander zu tun, aber wie gesagt,
sie war jünger als ich, deshalb hab ich mich nicht so für
sie interessiert. Nach der Evakuierung hatten unsere Eltern nur
noch wenig Kontakt. Ihre Familie ist in die Westfjorde gezogen,
glaube ich. Mein Vater hat weiter an der Südküste
gefischt.«
    »Aber
ihre Mutter wohnt doch hier auf der Insel, oder?«, fragte
Dóra. »Das hat mir Kjartan vom Hafenbüro
erzählt und dass ihr Vater vor kurzem gestorben ist.«
Erklärend fügte sie hinzu: »Ich habe ihn auf
Markús’ Vorschlag hin
besucht.«
    Leifur nickte.
»Aldas Schwester Jóhanna wohnt ja hier, aber ich
weiß nichts Genaues über die Mutter. Ehrlich gesagt habe
ich mich nie so gut mit den alten Freunden meines Vaters
verstanden. Vor allem, nachdem ich die Firma übernommen
hatte.«
    »Aha?
Was ist denn passiert?«
    Leifur zuckte
achtlos mit den Schultern. »Mein Vater war ihnen
gegenüber viel zu weich, wenn du mich fragst. Ich hatte immer
den Eindruck, dass er sich verpflichtet fühlt, vor allem Aldas
Vater þorgeir gegenüber, obwohl da geschäftlich
alles korrekt verlaufen ist.«
    »Moment
mal, welche Geschäfte?«
    »Der
Kauf des ersten Schiffes«, antwortete Leifur. »Sie
haben es zusammen gekauft, mein Vater und þorgeir. Am Anfang
haben sie die Firma gemeinsam geführt.« Er zeigte auf
ein Gemälde von einem Schiff an der Wand hinter ihm.
»Das ist es, die MS Strockur, ein Motorboot, hundert Tonnen.
Das Bild hing im

Weitere Kostenlose Bücher