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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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hatte nicht den geringsten
Zweifel daran, dass Leifur sie belogen hatte. Wer es nicht gewohnt
war zu lügen, machte sich immer
verdächtig.    
     
     
     

12
    DIENSTAG 17. JULI 2007
    »Meldet
sich keiner.« Dóra legte seufzend ihr Handy weg.
»Das war die Letzte«, sagte sie enttäuscht zu
Bella. Sie saßen in der Hotellobby, wo Dóra im
Computer die Telefonnummern der Frauen herausgesucht hatte, die
laut Markús damals mit Alda befreundet gewesen waren.
Dóra hatte ihn direkt nach dem Aufstehen angerufen und ihm
mitgeteilt, dass ihre Suche nach Personen, die seine Geschichte
bestätigen konnten, bisher erfolglos verlaufen war. Daraufhin
hatte Markús ein paar Namen heruntergeleiert. Alda musste
ziemlich beliebt gewesen sein. Markús hatte allerdings
Schwierigkeiten, sich an die Nachnamen zu erinnern, weshalb am Ende
nur fünf Frauen übrig blieben. Drei hatten geantwortet
und dieselbe Geschichte erzählt. Sie seien früher gut mit
Alda befreundet gewesen, hätten aber den Kontakt zu ihr
verloren, als die nach dem Vulkanausbruch in die Westfjorde gezogen
sei, während sie mit ihren Eltern am Jahresende wieder
zurück auf die Westmännerinseln gekommen
wären.
    Die Frauen
erzählten, die meisten Flüchtlinge seien in der Umgebung
von Reykjavík untergekommen, Aldas Familie sei hingegen auf
dem Land gelandet. Sie wussten nicht, ob das familiäre oder
berufliche Gründe hatte. Alda war weder in der
»Flüchtlingsklasse« für Jugendliche von den
Westmännerinseln in der Bústaðir-Schule, noch hatte
sie an der Norwegenreise im Sommer {108 }nach dem Vulkanausbruch
teilgenommen, zu der alle Kinder von den Westmännerinseln
zwischen sechs und sechzehn Jahren eingeladen worden waren. Eine
der Frauen wunderte sich sehr darüber, da Alda oft davon
gesprochen hätte, gerne einmal ins Ausland reisen zu wollen.
Keine der Frauen war mit Alda zusammen auf demselben Schiff
gewesen, keine konnte daher das Gespräch zwischen Alda und
Markús bezeugen, aber alle erinnerten sich gut daran, wie
sehr er ihr den Hof gemacht hatte. Eine Frau wunderte sich
darüber, dass Alda nicht zusammen mit ihren Eltern zurück
auf die Westmännerinseln gekommen, sondern nach
Reykjavík gezogen war und dort unter der Obhut von
Verwandten das Gymnasium besucht hatte. Alda hatte angeblich nie
wieder einen Fuß auf die Insel gesetzt.
    Dóra
steckte das Handy in ihre Handtasche. »Wenn das stimmt, dann
muss irgendwas vorgefallen sein.«
    »Was
denn zum Beispiel?«, fragte Bella desinteressiert. »Wie
kommt man denn deiner Meinung nach an eine Kiste mit einem
Kopf?«
    »Gute
Frage. Es ist jedenfalls unwahrscheinlich, dass sie in so jungem
Alter jemanden umgebracht hat.«
    »Warum
denn nicht?«, fragte Bella. »Ich war als Jugendliche
öfter kurz davor, jemanden umzubringen.« Sie starrte
Dóra an. »Wär mir sogar
leichtgefallen.«
    Dóra
lächelte zögerlich. »Wenn du meinst.« Bella
war alles zuzutrauen. Dóra konnte nicht weiter darüber
nachdenken, denn jemand tippte ihr auf die Schulter. Hinter ihr
stand eine Frau um die vierzig, sie trug einen blauen Hosenanzug
und ein Namensschildchen mit der Aufschrift Jóhanna
þorgeirsdóttir. Sie musste Aldas Schwester sein.
Leifur hatte sein Versprechen gehalten.
    »Guten
Tag, bist du Dóra Guðmundsdóttir?«, sagte
die Frau mit leiser Stimme. Sie hatte verheulte Augen und sah
ziemlich mitgenommen aus. »Das Mädchen am Empfang hat
gesagt ...«
    Dóra
stand auf und reichte der Frau die Hand. Sie wirkte nicht {109
}sehr entgegenkommend. »Ja, guten Tag. Du musst Aldas
Schwester sein. Mein herzliches Beileid.« Die Frau erwiderte
den Händedruck nicht. »Ich möchte dir keine
Umstände bereiten. Ich hoffe, es war nicht Leifurs Idee, dich
hierher zu schicken.«
    Das Gesicht
der Frau verhärtete sich. »Ich hab gar nicht
persönlich mit Leifur gesprochen. Er hat mit der Filialleitung
geredet, und die hat mich hergeschickt. Leifur ist ein guter Kunde.
Gute Kunden bekommen guten Service. Man will ihn wohl nicht
verprellen.«
    Dóra
unterdrückte ihren Ärger über Leifur. Sie hatte ihn
so verstanden, als würde er Aldas Schwester kennen und
persönlich mit ihr sprechen. Sie hatte wirklich nicht damit
gerechnet, dass eine Frau, die gerade ihre Schwester verloren
hatte, wie ein Pizzabote von ihrem Chef durch die Gegend geschickt
wurde. »Ich bitte vielmals um Entschuldigung.« Das
hatte diese verzweifelte Frau wirklich nicht verdient. »Du
musst nicht mit mir reden, wenn du nicht
willst.«
    Die Frau
blickte auf

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