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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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Botox im Haus. Vielleicht wollte der Mörder
dadurch verhindern, dass sie sich
erbricht.«
    »Wusstest
du, dass sie bei einem plastischen Chirurgen gearbeitet
hat?«, fragte Stefán. »Vielleicht hat sie von
dort Botox mit {156 }nach Hause genommen, für den Fall, dass
sich plötzlich ein paar Fältchen bemerkbar
machen.«
    »Hm.
Kommt mir unwahrscheinlich vor. Diesen Stoff nimmt man nicht so
einfach mit nach Hause. Vielleicht hat ihr dieser
Schönheitschirurg ja selbst einen Besuch abgestattet.«
Er schnaubte. »Aber meine Aufgabe ist es nicht, den
Mörder, sondern die Todesursache zu finden, und die kenne ich
jetzt. Vorsätzlicher Mord, bei dem die Frau auf sehr
ungewöhnliche Weise erstickt wurde. Morgen hast du meinen
Bericht auf dem Tisch.«
    Vier Morde
plus einer ergaben fünf. Stefán stöhnte noch
inniger als zuvor. Er würde sich wohl so bald noch nicht auf
den Heimweg machen. Er schaltete das Radio ein und direkt wieder
aus, da gerade irgendeine dämliche Werbung lief. Dann seufzte
er und wählte wieder seine eigene Nummer.
     
     
     

18
    DONNERSTAG
19. JULI 2007
    Nach der
längsten Hitzewelle, an die Dóra sich erinnern konnte,
war der Himmel nun von dunklen, schweren Wolken verhangen. Das
Licht war trübe und der Horizont grau. Dóra schmiegte
sich in ihren leichten Kapuzenpulli und stellte fest, dass sie sich
viel zu dünn angezogen hatte. Nach zwei Wochen Sonnenschein
hatte man schon fast vergessen, wie isländische Sommer sein
konnten. Dóra kam sich genauso lächerlich vor wie die
Touristen, die gegen horizontale Niederschläge mit
Regenschirmen ankämpften. Sie beschleunigte ihren Schritt und
riss die Tür zur Polizeiwache auf, wo sie mit Markús
verabredet war. Ihr Mandant war schon wieder zum Verhör
bestellt worden. Die Sache wurde langsam ernst. Dóra
schüttelte den Regen aus dem Haar und wischte ein paar Tropfen
von ihrer Kleidung.
    Sie war zehn
Minuten zu früh und nutzte die Zeit, um sich frischzumachen.
Einer Frau, der die Wimperntusche übers ganze Gesicht lief,
wurde weniger Respekt gezollt. Als sie wieder einigermaßen
vorzeigbar war, ging sie zurück ins Foyer. Dort stand
Markús in einem dunkelblauen Regenmantel, mit
vernünftigem Schuhwerk und übellaunigem
Gesicht.
    »Also
dann«, sagte Dóra und trat zu ihm. »Bist du
bereit?« Seine Antwort bestand nur aus einem
verächtlichen Schnauben. Schweigend gingen sie zum
Verhörzimmer.
    Stefán
und ein weiterer Polizist waren schon dort. Der andere Polizist
verließ jedoch das Zimmer, als Dóra und Markús
eintraten. Im Vorbeigehen grüßte er distanziert, und
Dóra wurde das Gefühl nicht los, dass es jetzt zur
Sache ging. Hoffentlich kam Markús nicht in
Untersuchungshaft. Als Stefán Markús erklärte,
er stünde unter Mordverdacht an Alda
þorgeirsdóttir sowie weiteren vier Männern, fiel
Dóra der Stift aus der Hand. Markús wirkte erst
unglaublich ruhig, aber als Dóra sich samt Kugelschreiber
wieder aufrichtete, war er knallrot angelaufen und atmete
heftig.
    »Ich
soll Alda umgebracht haben?«, sagte er leise, aber erregt.
»Bist du verrückt? Sie hat sich doch das Leben genommen!
Wollt ihr mich verarschen?«
    Dóra
legte ihm die Hand auf die Schulter. »Lass Stefán erst
mal ausreden. Das ist bestimmt ein Missverständnis und wird
sich gleich klären.« Sie blickte zu Stefán.
»Warum wird Markús verdächtigt, und wann hat sich
eigentlich herausgestellt, dass Alda ermordet
wurde?«
    Stefán
blieb unbeeindruckt. »Die Ergebnisse der Blut- und
Gewebeuntersuchungen auf Giftstoffe haben ergeben, dass es kein
Selbstmord war. Im Interesse der weiteren Ermittlungen kann ich
dazu im Moment nicht mehr sagen. Ich muss Markús ein paar
Fragen zu seinem Verhältnis zu der Ermordeten stellen und
empfehle ihm dringend, sie zu beantworten.« Stefáns
Gesicht ließ keine Gefühlsregung
erkennen.
    »In
Anbetracht der Tatsache, dass mein Mandant unter Mordverdacht
steht, verlange ich Einsicht in die bisherigen
Ermittlungsergebnisse – und in den
Obduktionsbericht.«
    Stefán
grinste sarkastisch. »Wo denn? Bei der Polizei auf den
Westmännerinseln?« Er beugte sich vor. »Ich
weiß, dass Guðni dir den Obduktionsbericht von den
Kellerleichen gegeben hat. So was wird nicht nochmal vorkommen.
Weitere Unterlagen bekommst du nur auf offiziellem Weg.« Er
lehnte sich wieder zurück.
    Dóra
musste erklären, wie es dazu gekommen war. Sie durfte die
Polizei nicht gegen Markús aufbringen. »Ich habe den
Bericht von Guðni unter der Hand bekommen, aber

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