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Das Götter-Opfer

Das Götter-Opfer

Titel: Das Götter-Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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London. Ich kenne die Stadt, aber jetzt kenne ich sie nicht mehr.«
    Das Rätsel wurde nicht kleiner, sondern größer. Ich beugte mich zu ihr. »Wenn Sie hier in London gewohnt haben, dann müssen Sie sich noch an etwas erinnern. An ein Haus, an Menschen und…«
    »Nein, nicht mehr.«
    »Aber Sie haben in der U-Bahn gesessen. Wo wollten Sie denn hin? Was war Ihr Ziel?«
    »Ich wollte nach Hause.«
    »Endlich. Und wo finden wir das?«
    »Nicht hier.« Sie strich über ihre Stirn. »Es ist weit weg, sehr weit sogar.«
    »Wo genau?«
    »Bei den Göttern.«
    Ich wartete darauf, daß sie noch etwas hinzufügte, was sie leider nicht tat. So ließ sie mich mit meinen Gedanken allein, mit denen ich gewisse Schwierigkeiten hatte. Warum sollte sie zu den Göttern fahren? Gehörte sie selbst dazu? War sie eine Göttin? War sie tatsächlich schon über 4000 Jahre alt?
    Sie schaute mich an und ließ mich nicht aus dem Blick. Etwas war mit ihr geschehen, und irgendwie versuchte sie auch, was an mir oder in mir zu entdecken.
    »Bitte, was ist?« fragte ich.
    »Du… du… hast etwas bei dir. Ich spüre es. Du gehörst nicht zu mir, aber ich merke, daß du…«
    »Was sollte ich denn bei mir tragen?«
    Als Antwort hob sie den rechten Arm und stellte den Ellbogen auf die Tischplatte. Dann streckte sie den Zeigefinger aus. Mit der Spitze deutete sie auf meine Brust.
    »Da!«
    Ich war nur für einen Moment irritiert. Dann erinnerte ich mich daran, was mir unten in der Station widerfahren war. Ich hatte plötzlich ein Brennen auf der Brust gespürt, und zwar an einer bestimmten Stelle des Kreuzes.
    Der Finger wies noch immer auf mich, und Selima nickte mir dabei auch zu.
    »Was meinst du?« fragte ich leise.
    »Ich sehe es nicht«, sagte sie leise, »aber es ist vorhanden.«
    »Ja, das ist es«, gab ich zu, ohne eine genaue Erklärung hinzuzufügen. »Willst du es sehen?«
    »Ja.«
    Ich trug unter der Jacke ein Strickhemd, dessen Knöpfe ich langsam öffnete. Selima ließ mich dabei nicht aus den Augen. Umgekehrt war es ebenso.
    Zum erstenmal sah ich die Veränderung, die mit ihr vorging. Sie atmete heftiger, sie öffnete den Mund, und ich entdeckte auch in ihren Augen eine Veränderung. Zwar strahlten sie nicht so golden auf, wie ich es schon einmal erlebt hatte, aber der Schimmer schob sich schon über die Pupillen, als wären tief in ihnen zwei Sonnen aufgegangen, die sich nur allmählich nach vorn schoben und auch nicht ihre volle Stärke erreichten, denn die Augen blieben blaß.
    Wenig später hatte ich das Kreuz hervorgezogen und legte es auf meine offene Handfläche. Beobachtet wurden wir nicht. Um uns herum lief der Betrieb im Café völlig normal ab, und so konnten wir uns beide auf das Kreuz konzentrieren.
    Selima war stärker als ich. Sie zitterte leicht und atmete heftig. Die Richtung des ausgestreckten Zeigefingers veränderte sich, und sie wies jetzt auf den langen senkrechten Balken, auf dem sich unter anderem ein bestimmter Gegenstand abzeichnete.
    »Das ist es!«
    Ich wußte, was sie meinte, fragte allerdings trotzdem. »Meinst du das Ankh?«
    »Ja, genau. Es heißt Leben. Es ist das Symbol für das ewige Leben, auch für mich.«
    »Weil du so alt bist?«
    »Ja, über viertausend Jahre. Ich bin so alt. Ich habe es gespürt. Das Ankh ist für mich die Flamme des Lebens, des ewigen Lebens.« Sie lachte auf. »So lange ich es sehe, ich es spüre, werde ich leben. Das war schon damals so.«
    »Meinst du damit deine Zeit in Ägypten?«
    »Ja, die meine ich. Ich weiß es genau. Ich weiß jetzt, daß ich dort gelebt habe. Die alte Vergangenheit kehrt immer stärker zurück. Gerade jetzt, wo ich das Kreuz sehe.«
    »Was siehst du?«
    »Wie meinst du das?«
    Wir waren plötzlich wie zwei Freunde und redeten uns mit dem vertrauten Du an.
    »Siehst du das Schicksal, das dich in deiner Vergangenheit getroffen hat?«
    Sie runzelte die Stirn. »Es ist nicht einfach für mich, aber durch das Kreuz, das Ankh kommt immer mehr hervor. Es bricht sich jetzt bei mir Bahn.«
    »Schaust du zurück in deine Vergangenheit, Selima?«
    Sie antwortete mit einem zögerlichen »Ja…«
    »Und du siehst dich?«
    »Ja.«
    »Wer bist du gewesen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein bitte nicht. Ich… ich… bin ihm entkommen. Es war zu schlimm…«
    »Meinst du den Tod damit?«
    »Auch«, flüsterte sie. »Ich entkam dem Tod, man gab mir das Leben, aber es war ein anderes.«
    »Die Wiedergeburt?«
    Sie blickte mich für einen Moment an. Dann

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