Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
Kehle.
    »Was du gerade trinkst«, feixte Syffel.
    »Du hast es gemacht? Was bist du, so ’ne Art Brauer?«
    »Mehr oder weniger«, sagte der Gott, und wie von selbst erschien ein Becher für ihn in der dünnen Gebirgsluft.
    »Ein Zauberer?« flüsterte Zorn.
    »Prosit«, antwortete Syffel geheimnistuerisch und hob den nun schaumgekrönten Becher. Beide tranken.
    Zorn wurde schwindlig, als er auf den normal ausgewachsenen, aufgesprungen großen Zeh des Fremden blickte. Unwirkliche Bilder von Wänden aus Haut huschten in seinem Geist umher. Er nahm einen kräftigenden Schluck Bier. Dem folgten ein halbes Dutzend weitere. In schneller Folge. Nach ein paar nicht zu verachtenden Schlucken begann er zu zweifeln, ob die Ankunft des Fremden wirklich eine so spektakuläre Angelegenheit gewesen war, wie er zuerst gedacht hatte. Es war ein harter Tag gewesen, vielleicht täuschte ihn sein Verstand. Er sah auch nicht gerade gefährlich aus. Mit einer Masse von Schlucken leerte er seinen Becher.
    Wie durch Zauberei leuchtete er erneut auf und war wieder voll.
    Zorn blinzelte und entschied, daß von diesem Fremden unmöglich Gefahr ausgehen konnte. Im unermeßlich langen Lauf der Geschichte war kein gefährlicher Mensch je dafür bekannt gewesen, Freibier zu verteilen.
    »Wo hast du es gelernt?« fragte er. »Ich hab ja seinerzeit schon ’ne Menge Zauberer gesehen, aber keinen, der so was Nützliches konnte. Kaninchen aus dem Zylinder holen oder Jungfern zersägen, klar. Aber nie Bier vom Faß. Kannst du auch noch was anderes? Du weißt schon … ’n Tröpfchen Rotwein oder ’n Fäßchen Whisky?«
    Syffel verzog das Gesicht, als er sich Lyblichs arrogante Visage vorstellte, wenn dieser Zorns Frage gehört hätte. »Was ist los? Schmeckt dir mein Bier nicht, oder was?«
    »Ach, ich frag ja nur. Im Gegenteil, es ist ausgezeichnet. Wie hast du es gemacht?«
    »Och, man muß nur das Handgelenk richtig einsetzen«, antwortete Syffel vage und einigte sich auf einen etwa einssiebzig großen, fürs Bergwandern ohne Sauerstoff viel zu schweren Körper. »Muß man sehr lange üben, bis es richtig klappt.«
    »Ich habe Zeit satt«, sagte Zorn und schwenkte seinen Becher. »Ich kann’s lernen.« Es wäre zwar moralisch nicht so befriedigend wie das Bekehren von Seelen zu einer neuen und verbesserten Lebensweise, aber wenn er lernen konnte, aus blauem Himmel Bier zu beschwören, hatte er für den Rest des Lebens ausgesorgt. Und mehr Einladungen zu Festen, als er ausschlagen könnte.
    »Willst du nicht lieber einen neuen Auftrag haben, Predi?« fragte Syffel erneut lächelnd.
    Zorn ging einen erschreckten Schritt zurück und dachte an das noch nicht lange genug zurückliegende Ereignis, dem er schon den Namen ›Das Wunderwäsche-Debakel‹ gegeben hatte.
    »He, Moment mal … Das eben im Heydenpark war wirklich nicht meine Schuld, und … Ich versuch doch nur, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Ich meine, es ist doch so, daß jeder mal ’n schlechten Tag hat!«
    »Ja, das glaub ich gern, daß du den hattest …«
    »War nicht meine Schuld. Ich hab ihm vorher schon gesagt, daß es nicht leicht wird, die Axoloten von dem Zeug zu überzeugen. Aber er wollte ja nicht auf mich hören. Der Mann, den du wirklich suchst, ist da unten lang gegangen. Wenn du dich beeilst, kannst du ihn noch erwischen. Schlag ihn zusammen. Und wenn du schon dabei bist, kannst du ihm wohl meine Geldkatze wieder abluchsen und ihn überreden, mich nicht zu verklagen?«
    »Für so etwas interessiere ich mich nicht. Prediger Zorn, ich möchte dir hier und heute einen Auftrag anbieten, den du einfach nicht ablehnen kannst.«
    Zorn warf dem Fremden mißtrauisch einen scharfen Blick zu.
    »Woher kennst du meinen Namen?«
    »Ich weiß eine Menge über dich.« Syffel war sich zwar bewußt, daß sein Belauschen von Zorns bierseligen Erinnerungen nicht gerade ›eine Menge‹, aber besser als nichts war. Außerdem klang es etwas beeindruckender. »Ich kann dir ein hervorragendes Geschäft anbieten.«
    »Ach ja?« fragte Zorn leicht skeptisch und schwenkte seinen leeren Becher.
    »Ja«, grinste Syffel, während Zorns Becher sich mit einem Lichtblitz wieder füllte. »Etwas, wovon du bestimmt schon lange träumst. Etwas, das du da oben nie findest.« Er deutete in die ungefähre Richtung, in der er Axolotl vermutete.
    Neugierig hob Zorn eine Augenbraue. »Und das wäre?«
    Syffel beugte sich vor und flüsterte. »Absolutes Neuland. Ein Ort, an dem man dein Gesicht nicht

Weitere Kostenlose Bücher