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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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folgen?«
    »Nein.«
    Syffel atmete tief durch und hoffte, die Sache auf die Reihe zu kriegen. »Es hat alles mit Leistungsfähigkeit zu tun. Wie viele Seelen hast du im Verlauf ihres Lebens bekehrt?«
    »Hunderte«, antwortete Zorn glücklich und dachte stolz an die vielen Bajufaren.
    »Hmmm, nicht schlecht«, sinnierte Syffel, während er an seiner knubbeligen Nase rieb. »Aber überleg mal, wie viele du von jetzt bis zum Ende der Ewigkeit noch bekehren könntest, wenn du keine Zeit mehr auf Dinge wie Schlafen und so weiter verschwenden müßtest. Hunderttausende Millionen, mindestens.«
    Zorns Kinnlade klappte herunter.
    Syffel bereitete sich auf den schwierigsten Teil vor: die Glaubensbrücke, die er konstruieren mußte, um aus seinem listigen Plan strahlende Realität zu machen. »Um es in den richtigen Zusammenhang zu bringen, müssen wir ein wenig rechnen. – Bist du gut im Rechnen?« Zorn schüttelte den Kopf. Syffel lächelte für sich. Das würde alles beträchtlich vereinfachen.
    »Also, ein paar hundert geteilt durch Hunderttausende von Millionen ist verdammt nah an gar nichts. Kurz gesagt ist dein Leben reine Zeitverschwendung. Tot sein lohnt sich für dich schon eher, klar?« Syffel grinste. »Ist viel effektiver.«
    Zorn schaute völlig niedergeschlagen drein und formte mit den Lippen immer wieder das Wort ›tot‹. Die Salzsäule war fertig.
    »Hör mal, es ist nicht persönlich gemeint. Ist nur gutes Wirtschaften, klar? Hier, trink noch ’n Bier.«
    Zorn trank und wirkte so, als berechne er im Kopf eine Reihe komplexer Gleichungen. Seine Finger zuckten.
    »Ich hätte es nicht erwähnt, wenn ich nicht genau wüßte, daß es stimmt«, sagte Syffel hoffnungsvoll. »Je früher du anfängst, so effizient wie möglich zu arbeiten, desto mehr Seelen wirst du persönlich retten. Ist dir bewußt, daß mit jedem Tag, den du dich an dein kraß ineffizientes Leben klammerst, drei Dutzend Seelen unbekehrt bleiben?«
    »So … So habe ich noch nie darüber nachgedacht.«
    »Aber es stimmt. Sechsunddreißig jeden Tag, verloren für die Ewigkeit. Eigentlich schockierend, aber so ist es. Trotzdem, wenn du so weitermachen willst wie bisher …«
    »Nein, nein. Du hast ja recht!« sah Zorn ein. Das Licht des Verstehens leuchtete in seinen Augen. Millionen von Seelen jubelten in seiner Phantasie. »Ist alles goldrichtig. Ach, warum habe ich es nicht schon viel früher verstanden? Diese egoistische Ineffizienz! Ich kann sie doch nicht ungerettet lassen. Ich darf es nicht mit ihnen geschehen lassen. Es ist meine Pflicht!« verkündete er apostolisch, zog einen Dolch aus der Soutane und hielt ihn zitternd vor seinen Bauch.
    »Halt! Stop!« rief Syffel und ruderte warnend mit den Armen. »Nicht so! Das ist nicht der richtige Weg nach Höllien!« Er kannte die Regeln des Selbstmordes. Selbstmord führte ohne Aussicht auf Berufung geradewegs zu den Qualen Hölliens.
    »Aber ich muß! Denk doch nur an die vielen Seelen, die ich retten muß. Ich kann sie nicht im Stich lassen!«
    »Nein, du darfst es nicht selbst tun.«
    Zorn rollte mit den Augen, zuckte die Achseln und hielt Syffel den Dolch hin. »Meinetwegen. Dann tu du’s halt.«
    »Nein, nein …« Die Farbe wich aus Syffels Gesicht.
    »Ich wehre mich auch nicht, es wird ganz mühelos gehen. Stoß es mir einfach zwischen die Rippen. Na los, stell dich nicht so an.«
    »Nein, ich …«
    »Ich schau auch weg, wenn es dir lieber ist.«
    »Ich kann nicht«, stammelte Syffel bei dem Gedanken an den Ärger, den er kriegen würde, wenn jemals herauskäme, daß er einen Missionar ermordet hatte. Es war schon schlimm genug, daß er die Wahrheit mit derart verdrehten Fakten ausschmückte, um ihn soweit über den Tisch zu ziehen …
    »Na dann, vielen herzlichen Dank!« fuhr Zorn ihn an und stampfte wütend mit dem Fuß auf. »Wirklich zu freundlich! Du tauchst aus dem Nichts auf, um mir klarzumachen, daß mein Leben eine einzige Zeitverschwendung ist. Und dann willst du mir nicht dabei helfen, etwas dagegen zu tun. Du hast es wirklich fein raus, Predigern den Tag zu versauen!«
    »Daß ich dir nicht helfen würde, habe ich nicht gesagt.«
    »Dann nimm den Dolch. Los, jetzt.« Zorn riß sich hektisch die Soutane vom Leib und deutete auf seine Brust. »Hier. Ein kurzer Stich, und ich bin auf dem Weg …«
    »Das heißt nicht, daß ich’s tun werde. Hör zu. Ich hab einen Plan. Also, wenn du versprichst, mit dem Dolch da keine Dummheiten anzustellen, sorge ich dafür, daß du

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