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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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von überall her angelaufen, um einen zu retten. Die Bajufaren konnten die hergelaufenen Missionare nicht mehr sehen. Es war aber nicht so, als ob sie mit dem Glauben an sich nichts hätten anfangen können. Ganz im Gegenteil. Sie brauchten nur ein System, das ihnen ein ausschweifendes Dasein erlaubte und es ihnen ermöglichte, soviel Schulden wie nötig zu machen, um vergnügt zu sein. War es erst einmal soweit, kannte ihre Frömmigkeit kein Halten mehr.
    Das biergetönte Abbild Zorns atmete ein und begann, in Knubbelbajufarisch vorzulesen. Man muß zugeben, daß es nur äußerst knapp vorbeiging. Genau besehen war es eine exakte Repräsentation dessen, was auf dem Papier geschrieben stand. Aber wenn Zorn fließend Bajufarisch gesprochen hätte, wäre ihm bewußt geworden, daß die Wörter, die seine Zunge gerade verließen, nicht genau das waren, was er ursprünglich hatte sagen wollen. Die Worte flogen durch das Zelt und schmeichelten sich ihren Weg in zahlreiche bajufarische Ohren.
     
    Und gehe ich auch durchs Schuldental, so ist mir das total egal.
     
    Die Ohren der Bajufaren spitzten sich.
     
    Gesegnet sei der klare Korn des Geistes, denn er ist der Quell des Lebens.
     
    Der Ruf nach Reformation erschallte laut, als er den Bajufaren nüchtern das Angebot machte, das sie nicht ablehnen konnten. Ein Angebot, das die Sicherheit der Religion ebenso umfaßte wie das wilde Über-die-Stränge-schlagen, das dem Wort ›Chaos‹ völlig neue Dimensionen verlieh. Er rief sie praktisch zu den Waffen mit seinem berüchtigten
     
    Lasset die Lämmer eurer Hingabe brennen.
     
    Syffel sah beeindruckt, wie die Bajufaren die neue Religion begeistert aufgriffen und fest in ihr Herz schlossen. Sie mußte gut sein: In ihren Ohren bot sie wilde Feste und verlangte Opferlämmer, die gleichzeitig als leckeres Kebap dienten. In Sekunden waren die Bajufaren begeistert.
    Und Syffel auch.
    Er wußte, wie schwer es war, die Bajufaren überhaupt von irgend etwas zu überzeugen. Er hatte den Versuch längst aufgegeben, die bebettlakten Nomaden auf den Geschmack der Lehre des kommandoführenden Gottes des Bieres zu bringen: »Trinkt, trinkt, trinkt und seid fröhlich.«
    Aber wenn der Missionar in der schwarzen Soutane auf seiner Seite war … Syffel grinste. Jetzt wußte er genau, daß er im nächsten Monat an der Hohen Tafel sitzen würde.
    Er stand auf, ging schwankend ›mal eben für kleine Götter‹ und schloß sich in einer Toilettenkabine ein. Es war sonst niemand da, der den Lichtblitz und die Rauchwolke hätte bemerken können, in der er verschwand.
    Der Prediger Zorn starrte wieder in sein Bier, weidete sich an seinem größten Erfolg, einer hundertprozentigen Bekehrungsrate, und zuckte die Achseln. Mit einer Handbewegung leerte er den Becher und flüsterte einen schnellen Psalm des Vergehens.
    Er hatte keine Ahnung, was er jetzt mit sich anstellen sollte. Ihm fiel nichts besseres ein, als den Berg hinabzusteigen und sich wieder um Aufträge zu bemühen. Aber die Chancen dafür würden entschieden schlechter sein, wenn Hausyrrers Schadensersatzklage sich herumsprach. Zorn stand auf, stopfte die Flasche in die Tasche und schrie laut auf, als die Luft vor ihm plötzlich explodierte und unerwartet eine riesige Wand aus aufgesprungener Haut erschien. Gewaltige Furchen durchzogen ihre Oberfläche, die auf einem sechs Fuß hohen Fundament aus lederfarbenem Material stand.
    Ein krachendes Donnern erfüllte die Luft, das, wenn Zorn ganz ehrlich war, beunruhigend danach klang, daß sich gerade ein dreihundert Fuß großer Riese materialisiert hatte.
    Er schrie auf und blickte vorwurfsvoll in seinen Becher, als der Himmel erneut explodierte und eine acht Fuß hohe Gestalt vor ihm erschien, die Ledersandalen und eine weit geschnittene Toga trug, wie sie bei Gottheiten überall beliebt waren. »Tut mir leid«, sagte der Eindringling, kratzte seine dicke Nase und versuchte, unbeteiligt dreinzuschauen, als er um weitere zwei Fuß schrumpfte. »Hab immer Schwierigkeiten mit dem Maßstab. Wollte dir keine Angst einjagen. – Wie wär’s mit ’nem Bierchen?«
    »G-geht nicht«, antwortete Zorn. »Ich hab gerade den Rest … Oh, Prost.« Sein Becher leuchtete auf und füllte sich plötzlich mit schäumendem Bier. »W-wie hast du das gemacht?«
    »Ach, nur ’ne Kleinigkeit, die ich mal wo aufgeschnappt habe«, wich Syffel vorsichtig aus. »Ist so ’ne Art Hobby von mir.«
    »Was?« fragte Zorn, einen Mundvoll göttliches Bier in der

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