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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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bezaubernd darin ausgesehen wie du.“
    Er streckte seine Hand aus, und ich ergriff sie. Mir blieb auch keine andere Wahl, wenn ich nicht auf die Nase fallen wollte. Henry führte mich in die Mitte des Podests, dem Publikum den Rücken zugewandt.
    „Meine Familie“, sagte er und machte eine vage Geste in Richtung der Throne.
    „Sind sie unsichtbar?“, flüsterte ich.
    Lächelnd erklärte er: „Nein, sie befinden sich unter uns. Sie wünschen anonym zu bleiben.“
    Ich nickte und rang mir eine Grimasse ab, von der ich hoffte, sie würde als Lächeln durchgehen. Also würde ich sie doch nicht von Angesicht zu Angesicht kennenlernen. Das war unendlichviel beängstigender. Denn damit wurde jede einzelne Person, die ich heute Abend traf, zu einem potenziellen Prüfer. Vielleicht war eine Ohnmacht doch keine so schlechte Idee.
    Ich verbrachte den Abend an Henrys Seite, auf einem kleineren Podest sitzend, während wir den anderen zusahen, wie sie sich amüsierten. Ich hatte Angst, jeden Moment würde jemand hervorspringen und versuchen, mich zu erwürgen, und traute mich nicht, irgendetwas von dem zu essen oder zu trinken, was angeboten wurde – doch solange Henry bei mir war, fühlte ich mich sicher. Oder zumindest so sicher, wie ich sein konnte. Ich blieb still und ermahnte mich konsequent, nicht zu den leeren Thronen hinüberzusehen. Ich konnte es schaffen, ob sie mich mochten oder nicht. Ich musste.
    Ava tanzte mit dem dunkelhaarigen Bodyguard, der sich besser zu amüsieren schien, als jemand im Dienst es sollte. Er war süß, doch ich hatte den leisen Verdacht, dass der einzige Mann, mit dem ich würde ausgehen dürfen, wortlos neben mir saß. Ich schrak zurück vor diesem Gedanken. Unsere Vereinbarung war, dass ich hierbleiben würde, und nicht, dass ich so etwas Lächer-liches tun würde, wie ihn zu heiraten, Königin hin oder her. Wobei … Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr fragte ich mich, ob seine sogenannte Königin zu sein nicht doch gleichzeitig bedeutete, dass ich ihn heiraten musste.
    „Wer sind die alle?“, fragte ich schließlich. Niemand sprach Henry und mich an, aber ab und zu blieb jemand vor dem Podest stehen und verbeugte sich. Calliope hatte mich angewiesen, im Gegenzug mit dem Kopf zu nicken, einmal und so königlich wie möglich. Ich war zu verängstigt, um irgendetwas anderes zu tun.
    „Meine Untertanen“, antwortete Henry. „Einige haben darum gebeten, kommen zu dürfen, um dich kennenzulernen, und andere haben mir einmal etwas Gutes getan.“
    „Oh. Sie sind tot?“
    „Ja, wenn auch offensichtlich nicht in dem Sinne, wie du es meinst.“
    Fasziniert betrachtete ich sie und versuchte irgendetwas zu entdecken, woran ich festmachen konnte, dass sie nicht genauso waren wie die Lebenden. Manche tanzten archaische Tänze, doch davon abgesehen konnte ich keinerlei Unterschied finden. Schließlich fiel mein Blick wieder auf Ava. Wenigstens sah sie glücklich aus, hier zu sein.
    „Und einer von ihnen will mich tot sehen“, stellte ich fest. Neben mir versteifte Henry sich, und das war alles, was ich an Bestätigung brauchte.
    „Sorg dich nicht“, beruhigte er mich. „Bei mir bist du sicher.“
    „Weißt du, wer es ist?“, fragte ich, und er schüttelte den Kopf. „Was ist mit demjenigen, der deinen Platz einnehmen soll, wenn ich versage? Könnte er es sein? Oder sie?“
    Er verzog das Gesicht. „Irgendwie glaube ich das nicht.“ Und mehr war zu dem Thema nicht aus ihm herauszubekommen.
    Es war fast Mitternacht, als Henry sich erhob und alle verstummten. Mein Hintern brachte mich um, und obwohl ich seit Stunden keinen Schritt getan hatte, schmerzten meine Füße von den High Heels, die Calliope mich zu tragen gezwungen hatte. Meinetwegen hätte das Ganze jetzt gern ein Ende haben können, doch statt mich zum Ausgang zu begleiten, führte Henry mich wieder zur Bühne. Mir zitterten die Knie, und es war ein Wunder, dass ich es schaffte, mich aufrecht zu halten.
    „Was nun kommt, ist leicht“, erklärte er mir leise. „Alles, was du tun musst, ist, Ja zu sagen und die Samenkörner anzunehmen.“
    Verwirrt folgte ich ihm die Stufen hinauf und fiel fast hin, als wir oben ankamen. Glücklicherweise fing er mich auf, und ich stellte mich neben ihn und wartete darauf, dass er zu sprechen begann.
    „Katherine Winters“, tönte Henry mit weithin tragender Stimme, sodass ich zusammenzuckte. „Erklärst du dich bereit, den Herbst und Winter auf Eden Manor zu verbringen, die

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