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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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nahm ich das Gespräch zögernd wieder auf. Das klang selbst für mich verrückt.
    „Dann wäre er wohl Hades.“ Dabei klang sie so sachlich, dass ich ihr einen verwirrten Blick zuwarf. Unglücklicherweise sah sie es. „Was?“
    „Du glaubst ihm?“, hakte ich nach.
    „Und du nicht? Was muss er denn noch tun, um es dir zu beweisen, Liebes?“ Sie beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Du bist schon immer pragmatischer gewesen, als gut für dich ist.“
    „Aber …“ Ich holte tief Luft und versuchte mich zu konzentrieren. „Aber warum? Warum glaubst du ihm?“
    Weit ausholend deutete sie auf den Park, in dem wir uns befanden. „Wie sonst willst du das hier erklären?“
    Sie hatte recht. Selbst wenn ich skeptisch war, was Ava anging oder was Henry getan oder nicht getan oder was er mir erzählt hatte: Das hier – bei meiner Mutter zu sein, mit ihr zu reden, eine zweite Chance zu bekommen – war einfach zu lebendig, um ein Traum zu sein. Es war zu real, um meiner Einbildung entsprungen zu sein.
    „Er hat mir mehr Zeit mit dir gegeben“, fuhr meine Mutter fort und schloss mich in die Arme. „Wie könnte ich ihm da nicht glauben?“
    Schweigend gingen wir weiter, aßen unsere Hotdogs auf und warfen das Papier in den Müll, während wir uns auf das Zentrum des Parks zubewegten. Sie ließ den Arm um meine Schultern gelegt, und ich schlang ihr meinen um die Hüfte. Am liebsten hätte ich sie nie wieder losgelassen.
    „Mom?“, setzte ich schließlich an. „Ich hab Angst.“
    „Wovor?“
    „Vor den Prüfungen.“ Ich starrte zu Boden. „Er hat gesagt, ich muss jede einzelne bestehen – was, wenn ich das nicht kann? Was passiert dann?“
    „Und was, wenn du es doch kannst?“ Tröstend streicheltesie mir über den Rücken. „Was, wenn du genau die bist, auf die Henry all diese Jahre gewartet hat?“
    Es schien absurd, aber die Art, wie er von seiner toten Frau gesprochen hatte … Ava hatte recht gehabt. Vielleicht war er ein allmächtiger Gott mit der Fähigkeit, die Toten wiederauferstehen zu lassen, aber er war auch ein sehr einsamer Mann. Ich wusste, wie sich diese Art von Verlust und Einsamkeit anfühlte, und wenn ich irgendetwas machen konnte, damit sich jemand anders nicht so fühlen musste, würde ich es tun.
    Vielleicht war ich doch keine so schlechte Wahl.
    Mein Kleid für den Ball war nicht bloß hässlich – es tat weh. Zu meinem Entsetzen hatte Ella sich durchgesetzt und mich in ein Korsett gezwängt, und sie verbrachte fast eine halbe Stunde damit, mich so fest einzuschnüren, wie sie nur konnte. Ich war kein williges Opfer, atmete aus, wenn ich einatmen sollte, doch sie brauchte nicht lange, um mich zu durchschauen.
    „Ich kann warten, bis du Luft holst“, drohte sie. „Irgendwann musst du es tun.“
    „Warum brauche ich unbedingt ein Korsett?“, klagte ich. „Bist du im achtzehnten Jahrhundert gestorben oder so?“
    „Eher nicht“, gab Ella spöttisch zurück. „Ich finde, es sieht gut aus, und ich quäle dich gern. Jetzt hör auf zu jammern.“
    Die Einzige, die nicht von Ella in ein Korsett gezwängt wurde, war Ava. Sie sah umwerfend aus in einem blauen Kleid, das zu ihrer Augenfarbe passte. Als sie mit mir durch die Flure ging, versuchte ich so langsam und tief zu atmen, wie es mit dem Korsett möglich war. Ich konnte das schaffen. Nur ein paar Stunden, dann würde es vorüber sein.
    „Bereit?“, fragte Ava, auf den Zehen wippend. Wir standen vor dem Ballsaal und warteten darauf, angekündigt zu werden. Ella und Calliope, die bereits drinnen waren, hatten sich den gesamten Nachmittag lang überschlagen, mir Anweisung über Anweisung zu geben, wie ich mich zu verhalten hatte. Gerade stehen, jeden mit einem Lächeln begrüßen, höflich sein, nichtssagen, das mich in Schwierigkeiten bringen würde, die Außenwelt nicht erwähnen, keinem verraten, wie ich mich wirklich fühlte bei der ganzen Sache, und unter keinen Umständen ich selbst sein. Konnte ja nicht so schwierig sein.
    „Hab wohl keine Wahl“, murmelte ich. Direkt nachdem man mich angekündigt hatte, sollte ich in den Saal eintreten. Kleine Schritte, hatte Calliope gesagt, und die Zehen beim Gehen nach vorn gerichtet. Als ich sie darauf aufmerksam gemacht hatte, dass unter dem ganzen Satin und Spitzenbesatz niemand meine Füße würde sehen können, hatte sie mich ignoriert.
    „Was, wenn derjenige, der die anderen Mädchen getötet hat, versucht, mich ebenfalls umzubringen?“
    „Ich

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