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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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ERSTE PRÜFUNG
    Erschrocken hielt ich die Luft an. Auf einer Seite meines riesigen Betts lag Henry, in nichts als einem seidenen Morgenmantel und einer Schlafanzughose, einen dicken Roman in der Hand. Statt Hallo zu sagen oder sich zu entschuldigen, sah er nur flüchtig zu mir auf, als hätte ich ihn an einer spannenden Stelle unterbrochen.
    „Was …? Das ist mein Bett!“ Da ich immer noch in diesem verfluchten Korsett steckte, hatte ich Schwierigkeiten, wieder normal zu atmen. „Was machst du hier?“
    „Lesen“, antwortete er und setzte sich auf. „Soll ich dir dabei helfen?“
    In diesem Moment bemerkte ich, dass ich praktisch dabei war, das Kleid zu zerfetzen, so verzweifelt versuchte ich, meine Lungen von diesem Panzer zu befreien. Er gab mir keine Gelegenheit zu reagieren. In Sekundenschnelle war er an meiner Seite und löste geschickt die Schnüre – schneller, als ich es jemals gekonnt hätte.
    „Siehst du“, sagte er, als er fertig war und ich endlich wieder tief Luft holen konnte. „Schon fertig.“
    „Ich muss mich … Ich muss mich umziehen“, stotterte ich und presste mir das Kleid an die Brust.
    „Keine Angst. Ich seh nicht hin.“
    Mit diesen Worten machte er es sich wieder in meinem Bett gemütlich und schlug das Buch auf. Es war offensichtlich, dass er nicht daran dachte, in absehbarer Zeit zu verschwinden. Verunsichert stolperte ich auf die andere Seite des Zimmers, wo mein Kleiderschrank stand. Schnell griff ich nach dem dunkelsten Schlafanzug, den ich finden konnte, und zog mich hastig um.
    Weniger als eine Minute später war ich in einen dicken Bademantel eingehüllt. Was hier ablief, war irrsinnig. Dachte Henry, er könnte hier übernachten? Das war nicht Teil der Abmachung. Und wenn er in diesem Bett schlafen wollte, würde ich mir einanderes suchen. Ich würde sogar auf dem Boden schlafen, wenn es nicht anders ging. Egal wie, ich würde die Nacht nicht mit ihm verbringen.
    „Was machst du hier? Wirklich, meine ich.“ Vorsichtig näherte ich mich dem Bett. „Nicht bloß lesen. Ich weiß, dass du liest. Ich meine, das sehe ich, und …“ Ich seufzte. „Warum bist du hier?“
    Henry legte ein Lesezeichen zwischen die Seiten und wandte mir seine volle Aufmerksamkeit zu. „Ich bin hier, weil der Rat beschlossen hat, dass ich jeden Abend Zeit mit dir verbringen soll – so viel, wie du erlaubst. Wenn du möchtest, dass ich gehe, werde ich das tun. Anderenfalls, falls du nichts sagst, werde ich bleiben.“
    Ich starrte ihn an, einen dicken Kloß im Hals. „Bleiben? Die ganze Nacht?“
    Amüsiert hob er eine Augenbraue. „Ich bin mir sicher, dass du mich heute Nacht bitten wirst, dich zu verlassen, lange bevor das eine Option wird.“
    „Und in den kommenden Nächten?“, krächzte ich. „Willst du … Erwartest du von mir, dass ich … das tue?“
    Bisher hatte ich es noch mit niemandem getan. Solange meine Mutter krank gewesen war, hatte ich keine Zeit für Verabredungen gehabt, geschweige denn für etwas Ernsteres, und ich hatte nicht die Absicht, jetzt damit anzufangen. Wenn er dachte, er könnte mich jetzt kontrollieren, bloß weil ich ein paar blöde Samenkörner gegessen hatte, dann hatte er sich aber geschnitten.
    Er schmunzelte, und ich wurde rot. Es war ja wohl nicht zu viel verlangt, mich nicht wie die letzte Idiotin zu behandeln.
    „Nein, das ist nicht erforderlich und wird es auch niemals sein.“
    Ich musste mich davon abhalten, nicht erleichtert aufzuseufzen. Er war mehr als umwerfend, aber auch das beste Aussehen der Welt würde mich in dieser Sache nicht zu einem Kompromiss bewegen.
    „Warum bist du dann hier?“
    „Ich bin hier, weil ich dich besser kennenlernen möchte.“ Er betrachtete mich. „Du faszinierst mich, und wenn du die Prü-fungen bestehst, die der Rat dir stellen wird, wirst du eines Tagesmeine Frau sein.“
    Stumm öffnete und schloss ich den Mund, während ich versuchte, eine Erwiderung darauf zu finden.
    „Aber … du hast gesagt, ich müsste dich nicht heiraten.“
    „Nein“, erklärte er geduldig. „Ich sagte, ich würde dir keinen Heiratsantrag machen. Das tue ich immer noch nicht. Dazu besteht keine Notwendigkeit, außer du bestehst darauf. Wenn du das tust, dann ja: Für sechs Monate im Jahr wirst du meine Frau sein.“
    Unruhig trat ich von einem Fuß auf den anderen. „Und was, wenn ich nicht deine Frau sein will?“
    Sein Gesicht wurde ausdruckslos, das Lächeln war verschwunden. „Dann wäre es ein Leichtes für dich,

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