Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
Vom Netzwerk:
Prü-fungen zu durchlaufen, wie die Ratsmitglieder sie dir stellen, und, solltest du bestehen, die Rolle der Königin der Unterwelt anzunehmen?“
    Im Ballsaal herrschte Totenstille. Wer sprach denn hier von Erwartungsdruck?
    „Ja.“
    In seiner Hand erschien ein kleiner Teller, in dessen Mitte sechs Samenkörner arrangiert waren. Ich nahm das erste zwischen Daumen und Zeigefinger und blickte fragend zu Henry auf. Er nickte mir ermutigend zu, und ich steckte mir das Samenkorn in den Mund und versuchte dabei nicht das Gesicht zu verziehen. Ich hasse Samenkörner – wegen dieser Dinger aß ich nicht einmal Wassermelone. Unglücklicherweise waren mythische Samen auch nicht leckerer.
    Ich schluckte sie schnell und versuchte das schleimige Gefühl zu ignorieren, mit dem sie mir die Kehle hinunterglitten. Ich wollte würgen, doch ich schaffte es, den Mund geschlossen zu halten. Als das sechste Samenkorn hinuntergeschluckt war, brach die Menge in Jubel aus – doch das war nichts im Vergleich zu dem Blick, mit dem Henry mich ansah. Was auch immer hier gerade abging, es bedeutete ihm mehr, als ich verstand.
    Und dann erlösten sie mich endlich aus meinem Elend. Ella und Calliope waren an meiner Seite und halfen mir die Stufen hinunter, bevor ich überhaupt begriff, was geschah. Die Menge teilte sich, um uns durchzulassen, und unzählige Hände, die ich keinem Körper zuordnen konnte, streckten sich durch die Wände aus Schultern und Oberkörpern, um mein Haar oder mein Kleid zu berühren – einige brachten es sogar fertig, mein Gesicht zu berühren. Kurz darauf kamen meine Wachen dazu und schirmten mich vor der Menge ab. Es war demütigend.
    „Oh Kate, er ist so süß!“, sprudelte Ava aufgeregt hervor, als sie, Ella, Calliope und ich uns auf den Weg zurück zu meinem Zimmer machten. „Er hat gesagt, er heißt Xander, und er ist umwerfend und klug und witzig und süß …“
    „Das hast du bereits erwähnt“, unterbrach ich sie, doch sie plapperte weiter, als hätte ich nichts gesagt.
    „… und er hat gemeint, dass er mir mal ein paar Zaubertrickszeigen will! Ich meine, ich weiß schon, Zauberei ist dieses Streberzeug, aber irgendwie ist es auch cool, verstehst du?“
    Als wir bei meinem Zimmer ankamen, hatte sie so lange gebrabbelt, dass selbst Calliope nicht mehr besonders begeistert aussah. Glücklicherweise erbot sich Ella, die ich mehr und mehr zu mögen begann, mich zu retten.
    „Kate muss schlafen“, sagte sie und stellte sich in die Tür, sodass Ava mir nicht in mein Zimmer folgen konnte. „Du kannst sie morgen wieder sehen.“
    Ava verengte die Augen, und ich spürte, dass ein Streit im Anmarsch war.
    „Sagt wer?“
    „Ich“, erklärte Ella und richtete sich zu voller Größe auf, was gute zehn Zentimeter mehr waren als bei Ava. „Sie hat wichtigere Sorgen, als dir zuzuhören, wie du über Xander herumblubberst. Und Xander hat wichtigere Dinge zu tun, als zu lauschen.“
    Den letzten Satz hatte sie etwas lauter gesagt als unbedingt nötig, sodass ihre Stimme durch den Flur hallte. In der Ferne erklang ein beschämtes Hüsteln, und ich konnte gerade so ein Lä-cheln unterdrücken.
    „Es tut mir leid, Ava“, setzte ich an, hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, eine gute Freundin zu sein, und dem Wunsch, dass das Pochen in meinem Kopf endlich aufhörte. „Wir können uns morgen darüber unterhalten, okay? Ich bin wirklich müde.“
    Wütend starrte sie Ella an. „Was auch immer.“
    Nachdem Ava abgerauscht war, wandten sich Ella und Calliope erwartungsvoll zu mir um. Ich seufzte.
    „Ihr auch, Mädels. Ich kann mich allein ausziehen, versprochen. Hab ich schon vor Jahren gelernt.“
    Ella prustete los. „Na, dann viel Spaß mit dem Korsett“, sagte sie und verschwand ohne ein weiteres Wort. Calliope bot an, zu bleiben und mir zu helfen, aber ich scheuchte sie ebenfalls fort. Im schlimmsten Fall würde ich eben eine Schere nehmen und mir das verdammte Ding vom Leib schneiden. Vielleicht würde dasElla für eine Weile davon abhalten, zu versuchen, mich wieder in eins hineinzuzwängen.
    Erleichtert, endlich allein zu sein, schloss ich die Tür und drehte den Schlüssel um. Die High Heels schleuderte ich in eine Ecke und begann das Kleid aufzuschnüren. Ich war mehr als bereit, endlich wieder richtig atmen zu können. So kaputt, dass ich auf der Stelle hätte zusammenbrechen können, zog ich die Vorhänge von meinem Bett zurück und erstarrte.
    Es lag schon jemand darin.

10. KAPITEL
    DIE

Weitere Kostenlose Bücher