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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Ich versuchte es zu ordnen, während Henry aufstand und zur Tür ging.
    In diesem Moment hasste ich ihn. Er sah so makellos aus, über-haupt nicht verpennt, und bewegte sich so anmutig wie eh und je. Wohingegen ich den ganzen Tag lang dafür bezahlen würde, dass wir auf dem Fußboden geschlafen hatten.
    „Ja?“ Er öffnete die Tür. Zu meiner Überraschung stürmte Ella herein, dicht gefolgt von Calliope. Ella weinte, das Gesicht krebsrot, und Calliope sah am Boden zerstört aus.
    „Ich will, dass sie verschwindet!“, schrie Ella wütend und sah zwischen Henry und mir hin und her.
    „Ist das eine Bitte“, fragte Henry und kam zurück zu dem Nest aus Kissen und Decken, „oder eine Forderung?“
    „Sie hat ihn verletzt!“, heulte Ella und konzentrierte sich jetzt auf Henry. „Sie hat ihn verletzt, und er hat versucht, sie zu finden, und jetzt …“
    „Warte, wer?“, fiel ich ihr ins Wort, als ich mich mühsam aus den Decken befreite und aufstand. „Was ist los?“
    Ella war in Tränen aufgelöst. Henry stand nun wieder neben mir und sah abwartend Calliope an. Sie starrte zu Boden, wich seinem Blick aus.
    „Ava“, klärte sie uns auf. „Sie hat die Nacht mit Xander verbracht, und heute Morgen hat Theo die beiden gefunden. Sie haben gekämpft, und …“
    Henry versteifte sich, und mir schien das Blut in den Adern zu gefrieren.
    „Und?“, bohrte er nach.
    „Xander ist ins Jenseits gegangen.“

14. KAPITEL
    DAS URTEIL
    Zusammengekauert saß Ava in einer Ecke ihres Zimmers. Sie hatte nicht mal einen Kratzer abbekommen. Doch auf dem Bett waren blutige Leichenteile zu sehen – alles, was von Xanders Körper noch übrig war. Ein widerlicher Gestank erfüllte das Zimmer, und ich hielt mir die Hand vor Mund und Nase. Henry schien das alles nicht zu beeindrucken. Akribisch untersuchte er den Toten.
    Ella und Calliope waren nicht mit uns gekommen, sondern hatten sich dafür entschieden, in einem anderen Flügel des Gebäudes an Theos Seite zu wachen. Er war verletzt, aber nach dem, was Calliope erzählt hatte, war er glimpflich davongekommen. Ihn zu sehen konnte warten.
    Anscheinend bedeutete der Übergang ins Jenseits für die Leute hier auf Eden Manor dasselbe wie der Tod in der Außenwelt. Für sie war es ebenso ein Ende wie für die Lebenden – ohne eine Chance, ihre Lieben wiederzusehen, bis die ebenfalls ins Jenseits eintraten. Xander war fort, verschwunden in der Unterwelt, und der Einzige, der ihn jetzt noch finden konnte, war Henry. Ich kämpfte mit dem Gedanken, dass dies nicht das wahre Ende war, dass ich Ava ein weiteres Mal verlieren konnte. Genau wie jeden anderen, mit dem ich mich seit September angefreundet hatte. Und dieses Mal würden sie nicht wieder auftauchen. Dieser Tod war der letzte Schritt für die Menschen auf Eden Manor. Dieses Mal würde es für Xander keine Zwischenwelt geben. Doch trotz der schmerzhaften Lücke, die Xander auf Eden Manor hinterließ, tröstete es mich ein wenig, dass dieser Ort immer noch zu der Welt gehörte, die ich verstand. Ein Messer im Rücken bedeutete Blut, und zu viel Blut bedeutete den Tod.
    „Ava?“, sprach ich meine Freundin vorsichtig an, als ich mich ihr näherte. Sie sah aus wie ein verängstigtes Reh, als würde sie bei der kleinsten Bewegung aufspringen und fliehen.
    „Das wollte ich nicht“, flüsterte sie, und Tränen strömten ihr übers Gesicht. Unter ihren Augen war Blut verschmiert – sie musste sich über die Wangen gewischt haben. „Ich … ich dachte, er wollte mich nicht mehr sehen, und Xander war gleich hier, und ich …“
    „Ist schon gut“, unterbrach ich sie, obwohl es alles andere als das war. Mir war übel, und beim Anblick dieses Schlachtfelds konnte ich mich kaum davon abhalten, mich zu übergeben. Angewidert wandte ich mich ab und konzentrierte mich auf Ava.
    „Wir sollten dich sauber machen.“
    Ich führte sie ins Bad, während Henry seine Untersuchung fortsetzte. Sobald ich einigermaßen sicher war, dass sie nicht in Ohnmacht fallen würde, besorgte ich ihr einen Bademantel und machte mich daran, ihr das Blut von der Haut und aus dem Haar zu waschen. Wir schwiegen beide. Ich wollte keine Details hören, und sie war zu erschüttert, um zu reden. Als sie wieder sauber und trocken war, steckte ich den Kopf ins Schlafzimmer, während ich versuchte, das grauenvolle Blutbad auf dem Bett auszublenden.
    „Was soll ich mit ihr machen?“, fragte ich.
    Henry hatte sich nicht bewegt, seit wir gegangen waren.
    „Die

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