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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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ab zu tigern. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben so zornig gewesen zu sein.
    „Ich versteh schon, du bist tot, dein Leben ist vorbei, und du hast Spaß, solange du kannst. Aber das hier ist kein Spaß mehr, für niemanden außer dir. Du spielst mit diesen Kerlen, als wären sie bloß zu deiner Unterhaltung hier. Du benimmst dich, als würde niemand sonst eine Rolle spielen, außer in Bezug darauf, dass du bekommst, was du willst, und jetzt ist Xander deinetwegen tot.“
    „Du gibst mir die Schuld?“, empörte sie sich. „Aber ich hab ihn nicht umgebracht!“
    „Du hast ihn nicht in Stücke zerhackt, aber du bist der Grund dafür, dass er sterben musste.“ Vor dem Bett blieb ich stehen und fuhr mir aufgebracht durchs Haar. „Ella will, dass du verschwindest. Und um ehrlich zu sein: Wenn du deine Zeit bloß damit verschwenden willst, mit jedem Typen auf Eden Manor zu schlafen und dich zu benehmen, als würde die Welt sich allein um dich drehen, will ich das auch. Du bist hier nutzlos. Das Einzige, was du bisher geschafft hast, war, mit Ella rumzuzicken und Xander ins Jenseits zu befördern.“
    Ich bereute es in der Sekunde, als ich es sagte, doch ich konnte es nicht zurücknehmen. Es war die Wahrheit oder zumindest eine überzeichnete Version davon. Doch als ich Ava anblickte, sah ich ein verängstigtes Mädchen, das meine Freundin war, nicht die ruchlose, selbstsüchtige Hure, als die ich sie dargestellt hatte.Wieder bekam ich ein beklommenes Gefühl in der Magengegend, und Schuld überflutete mich so heftig, dass ich das Gefühl hatte zu ersticken.
    „Henry hat dich hierbleiben lassen, weil wir Freundinnen sind“, brachte ich hervor, und obwohl ich jetzt ruhiger war, klang aus meiner Stimme noch immer kalte Wut heraus. „Und das sind wir, Ava, oder zumindest dachte ich das. Aber er hat das für mich riskiert, und alles, wofür du gesorgt hast, ist, dass einer seiner Männer tot ist und der andere als Mörder dasteht. Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie furchtbar ich mich deswegen fühle?“
    Mit zitternder Unterlippe starrte Ava mich an.
    „Du bist bloß eifersüchtig“, flüsterte sie. „Du bist für dein gesamtes Leben an Henry gefesselt, während ich mit jedem zusammen sein kann, den ich will. Gib’s doch zu – der einzige Grund, dass du dich so benimmst, ist, dass ich eine Wahl hab und du nicht.“
    Finster blickte ich sie an und versuchte zu ignorieren, wie ihre Worte in meinem Kopf widerhallten. Hatte ich nicht noch ein paar Monate zuvor dasselbe gedacht? Aber ich würde Ava nicht die Befriedigung geben, zu denken, sie hätte recht. Das hatte sie nicht. Jetzt nicht mehr.
    „Versuch nicht, mir auf die Art zu kommen. Ich hatte meine Wahl, und ich habe mich entschieden. Was noch wichtiger ist: Ich bin glücklich mit meiner Entscheidung, und ich tue alles, was ich kann, um ihr gerecht zu werden. Ich bin nicht eifersüchtig auf dich, Ava. Ich schäme mich für dich.“
    Es tat weh, den Schmerz in ihren Augen zu sehen, doch ich zwang mich weiterzumachen. Sie musste begreifen, dass es Grenzen gab, und ich konnte nicht länger danebenstehen und zusehen, wenn sie nicht aufhörte, andere zu verletzen.
    „Bleib in Eden, solange du willst, aber wag es nicht, mir oder Ella oder Theo oder irgendeinem anderen Mann an diesem Ort je wieder zu nahe zu kommen, hast du verstanden? Du wirst sie in Ruhe lassen. Du wirst mich in Ruhe lassen. Ich hab im Momentgenug zu tun, auch ohne mich darum zu kümmern, dass du nicht noch jemanden das Leben kostest.“
    Hätte sie mich angesehen, ich wäre sofort eingeknickt. Also stürmte ich aus dem Raum und wortlos an Henry vorbei, der mir zu meiner Suite folgte. Ich wollte die Tür zuknallen, doch er war direkt hinter mir. Pogo und Cerberus lagen immer noch friedlich zusammengerollt auf dem Boden, und das Kissen, das ich wegkickte, verfehlte sie nur haarscharf.
    „Und jetzt?“, wandte ich mich an Henry. „Setzen wir uns hin und reden über das, was passiert ist? Sind wir der Richter? Die Jury? Was geschieht jetzt?“
    „Nichts“, erwiderte er und kraulte Cerberus hinter den Ohren. „Du hast bereits deine Entscheidung getroffen.“
    Ich hielt inne.
    „Was?“
    „Ava wird keinerlei romantische Kontakte mehr zu irgendwelchen Männern haben, noch wird sie mit Ella oder dir zusammen sein“, fasste Henry zusammen, und erschüttert ließ ich mich aufs Bett sinken. „Was Theo angeht: Das ist ein Urteil, das ich unmög-lich von dir verlangen kann.

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