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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Sekunden später entspannte er sich sichtlich.
    „Ist das also deine Geschichte? Dass du Xander gegenüber keine bösen Absichten hattest und dass er der Angreifer war? Du hast dich nur verteidigt?“
    „Und Ava“, fügte Theo hinzu, während ihm die Augen zufielen. „Ich dachte, er wollte Ava etwas antun.“
    Henry wartete, bis Theo wieder schlief. Als sein Atem wieder gleichmäßig ging, trat Henry wieder zu mir und legte seine Hand in mein Kreuz, um mich aus dem Raum zu führen.
    „Sagt er die Wahrheit?“, fragte ich.
    Henry blickte mich an. In seinem Gesicht fehlte immer noch jede Spur der Menschlichkeit, die ich in der vergangenen Nacht dort gesehen hatte.
    „Was denkst du?“
    Ich schluckte. Plötzlich fühlte ich mich, als wäre ich kopfüber mitten in einen tiefen See gesprungen.
    „Ich glaube, ich muss mit Ava sprechen.“
    Henry ließ mich allein hineingehen, doch er und zwei Wachen blieben unmittelbar vor der Tür stehen, wo sie zweifellos alles hören konnten, was wir sagten. Das war mir jedoch egal – meine oberste Priorität war es, die Wahrheit aus Ava herauszubekommen. Ihre Privatsphäre war zweitrangig. Wenn Theo ehrlich gewesen war, hatte sie nicht wirklich etwas Falsches getan, oder? Aber Xander war fort, und das war etwas, das nicht ignoriert werden konnte.
    Sie lag mitten auf einem großen Bett, die Knie an die Brust gezogen. Vorsichtig setzte ich mich auf den Rand der Matratze und berührte ihre Hand.
    „Bist du okay?“ Die Antwort war offensichtlich, doch es war das Einzige, was mir einfiel.
    „Nein“, erwiderte sie leise. „Xander ist tot.“
    „Er war bereits tot“, erinnerte ich sie, so sanft ich konnte. „Er ist nur auf die nächste Ebene hinübergewechselt, das ist alles.“
    Ava schwieg. Tröstend fuhr ich mit den Fingern durch ihr weizenblondes Haar, das vom Blutausspülen immer noch feucht war.
    „Haben sie dich irgendwo verletzt? Brauchst du einen Arzt?“
    „Nein“, murmelte sie. „Mir geht’s gut.“
    Es war augenscheinlich, dass es ihr alles andere als gut ging, doch ihr Schmerz über den Verlust von Xander schloss nicht aus, dass sie selbst etwas damit zu tun gehabt hatte.
    „Was ist passiert?“
    Sie zögerte, und eine Sekunde lang rechnete ich damit, dass sie gar nichts dazu sagen würde. Als sie es tat, sprach sie so leise, dass ich mich anstrengen musste, um sie zu verstehen, obwohl es im Raum vollkommen still war.
    „Ich weiß es nicht. Ich bin … einfach aufgewacht, und da stand Theo und starrte Xander und mich an, als ob … Ich weiß nicht.“
    Ich biss mir auf die Lippe. „War es Theo, der Xander angegriffen hat, oder hat Xander Theo angegriffen?“
    „Ich weiß es nicht. Ich bin aufgewacht, hab ein Schwert gesehen und bin in die Ecke gerannt. Ich hab nicht hingesehen. Ich hab einfach …“ Sie drehte sich auf den Rücken und blickte hoch zu mir, die Augen rot und voller Tränen. „Da war Blut, und ich hab geschrien, und sie haben geflucht und ich weiß nicht, was passiert ist, okay?“
    Ich nickte. Meine Hände waren zu Fäusten geballt, und die Fingernägel bohrten sich mir schmerzhaft in die Handflächen.
    „Kannst du mir sonst noch was sagen? Irgendetwas, das du gesehen oder gehört hast oder …“
    „Nein.“ Sie drehte sich wieder auf die Seite, weg von mir. „Spielt ja auch keine Rolle, oder?“
    Ich war mir nicht sicher, was geschah, doch plötzlich verspürte ich eine immense Wut. Ich hatte Monate – Jahre  – damit verbracht, zu versuchen, die Menschen, die mir wichtig waren, am Leben zu erhalten. Und Ava brachte für jemanden, den sie behauptet hatte zu lieben, nicht einmal genug Leidenschaft auf, um sich die Mühe zu machen, herauszufinden, was passiert war.
    Abrupt stand ich auf, und plötzlich erschien der Raum viel kleiner als zuvor.
    „Kapierst du’s nicht, Ava? Xander ist tot. Wirklich und wahrhaftig tot, er kommt nie mehr hierher zurück. Und in diesem Moment deutet alles darauf hin, dass Theo ihn ermordet hat, weil er dich mit ihm im Bett erwischt hat.“
    Jetzt hatte ich ihre Aufmerksamkeit. Sie drehte den Oberkörper herum und starrte mich mit offenem Mund an.
    „Folgendermaßen sieht’s aus“, erklärte ich ihr hitzig. „Entweder ist Theo unschuldig und Xander war derjenige, der ihn angegriffen hat, oder Theo ist schuldig, und Xander hat sich nur verteidigt. Kümmert dich das überhaupt, oder bist du bloß unglücklich, dass du ein Spielzeug verloren hast?“
    Schäumend vor Wut begann ich im Zimmer auf und

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