Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)
müssen, wie sinnlos dieses Unterfangen war. Kaum waren sie nahe genug an die pelzigen Tiere herangeschlichen, da huschten sie auch schon in ihre Bauten zurück.
Das Jagdglück war ihnen dennoch hold gewesen. Cristin lief das Wasser im Mund zusammen angesichts des Schneehuhnes, das die Männer schließlich erlegt hatten und das nun über dem Dreibein briet, wobei es einen verlockenden Duft verströmte. Sie konnte es kaum erwarten, ihre Zähne in das Fleisch zu graben. Als es dann endlich so weit war, verzog sie das Gesicht, kaute und kaute, bis sie es in hohem Bogen ausspuckte. Es war zäh wie ein Stück Leder und nahezu ungenießbar.
7
Polen
V on Lódzia waren Piet und Marianka nach Czestochova weitergezogen, eine Stadt im Süden des Landes. Der Wallfahrtsort war für sein Kloster und das darin aufbewahrte Wunderbild der Gottesmutter in ganz Polen berühmt. Dort schlugen sie ihr Lager auf. Doch als Piet zwischen einer aus Backsteinen erbauten Kirche und den Häusern, die den Marktplatz säumten, mit seiner Vorstellung beginnen wollte, traten plötzlich zwei Männer in Priesterkleidern aus dem Portal des Gotteshauses und kamen auf ihn zu.
» Wir wollen hier kein Fahrendes Volk, das unserem Herrgott die Zeit stiehlt«, knurrte einer von ihnen, ein hagerer Kerl, dem der lange Bart bis auf die Brust fiel.
»Packt eure Sachen und verschwindet!«, setzte der andere, etwas kleinere Kleriker hinzu.
Piet wies auf die zahlreichen Zuschauer, die sich bereits um ihn und Marianka geschart hatten. » Schaut Euch um! Mein wertes Publikum scheint anderer Meinung …«
» Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?«, unterbrach ihn der bärtige Kleriker brüsk. »Czestochova ist die Stadt der Heiligen Jungfrau! In der Kapelle, die unsere geliebte Königin – Gott hab sie selig – uns geschenkt hat, befindet sich das Gnadenbild der Mutter Gottes. Es zieht Pilger aus dem ganzen Land an.« Sein Blick wanderte zu Marianka, verweilte einen Moment lang auf ihren vollen Brüsten und kehrte zu Piet zurück. » Euresgleichen dagegen ist hier nicht willkommen.«
Piet setzte zu einer scharfen Antwort an, da formierte sich eine Gruppe gut gekleideter Männer um sie.
»Bruder Stanislav, Bruder Mateusz, ich bitte Euch!« Ein stämmiger Herr in der Kleidung eines Kaufmannes hob die Hände und lächelte gewinnend. »Was habt Ihr gegen die Gaukler vorzubringen? Seht Euch doch nur mal um.« Er machte eine ausladende Handbewegung.
Von dem Tumult aufmerksam geworden, hatte sich inzwischen eine stetig wachsende Traube Zuschauer um den Wagen von Piet und Marianka gebildet.
»Wie es aussieht, wollen die Leute sehen, was die beiden zu bieten haben.«
Piet machte eine tiefe Verbeugung. »Sehr gern. Aber lasst mich Euch zuerst vorstellen. Victorius ist mein Name, und ich darf mit Fug und Recht behaupten, ein Könner meiner Zunft zu sein. Dies ist meine entzückende Partnerin Marianka, und wir sind in Eure wunderschöne, im ganzen polnischen Reich berühmte Stadt gekommen, um Euch, ehrenwertes Publikum, zu erfreuen.«
Der hagere Kleriker maß ihn abschätzig. Piet wollte sich aber nicht so schnell geschlagen geben. Er bedeutete seiner Frau, die noch auf dem Wagen saß, ihm seine Bälle zuzuwerfen. Gekonnt fing er sie auf und begann zu jonglieren.
»Ja, zeig uns, was du kannst«, schrie jemand aus dem Publikum, andere fielen ein.
Der Kaufmann trat zu den Priestern.
»Wie Ihr seht, sind die beiden nichts als zwei harmlose Gesellen, die uns nur erfreuen möchten«, vernahm Piet, während er weiter mit den Bällen jonglierte.
»Es ist nicht recht, guter Mann. Unsere verehrte Königin ist vor nicht allzu langer Zeit verschieden. Diese Gauklereien sind in höchstem Maße unpassend.«
Piet steckte die Bälle in eine Tasche seines Narrenkostüms. »Ihr werdet es vielleicht nicht glauben, aber ich hatte die Ehre, die von Euch allen hochverehrte Königin kennenzulernen. Daher weiß ich, dass sie Musik und Tanz geliebt hat. So manches Mal lachte sie über meine Späße. Ich versichere Euch, ich werde ihr Andenken in Ehren halten.«
Die Priester warfen einander grimmige Blicke zu, dann ergriff der kleinere der beiden Männer das Wort: »Also gut, zeig was du kannst. Aber wir behalten dich im Auge, Narr, sei dir dessen gewiss!«
Als die beiden Männer sich zögernd umwendeten und sich dem Blickfeld der Zuschauer entzogen, klatschten die Leute begeistert.
»Denen hast du es aber gegeben, Tomasz«, hörte Piet einen anderen gut gekleideten Mann dem
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