Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
Vom Netzwerk:
ja auch zu schön gewesen, wenn alles glattgegangen wäre«, murrte Baldo.

12
    I m Handelskontor hielt man die Reisenden zunächst auf und erklärte ihnen, Venedig erhalte stets das Stapelrecht für jede Ware, die in die Stadt gebracht wurde. Also musste Cristin zusehen, wie zwei Männer ein Stoffpaket nach dem anderen sorgfältig in Augenschein nahmen und das schönste aussuchten. Der Preis, den sie für den aufwendig gestalteten Wollteppich erhielt, war anständig, dennoch ärgerte es sie, nun ein Stück weniger anbieten zu können. Auch Bastians Bernsteine betrachteten sie eingehend und wählten einen aus.
    Als sie den Zahlraum des Kontors verließen, erwartete der Gewürzhändler sie bereits. Nachdem Albrecht Braunstein mit Baldo und Bastian Tier und Wagen begutachtet hatte, war er bereit, den Ochsenkarren zu kaufen. Doch als er in seinen Geldbeutel griff und fünf golden schimmernde Münzenzutage förderte, schüttelte Baldo den Kopf.
    »Legt noch vier dazu, so viel sind der Ochse und der Karren allemal wert! Und das wisst Ihr.«
    »Das ist … eindeutig zu viel!«, brachte der Mann mit empörter Miene hervor.
    »Dann kommen wir nicht ins Geschäft. Lebt wohl.« Er wollte sich abwenden, doch der Mann fasste nach seinem Arm.
    »Wartet … ich gebe Euch sechs Dukaten!«
    Baldo bedachte den Mann mit einem missbilligenden Blick, sodass der seine Hand zurückzog und einen Schritt zurücktrat.
    »Sieben, und beides gehört Euch.«
    »Bei allen Heiligen, Ihr feilscht ja wie ein Jude! Also gut.« Braunstein griff erneut in seinen Beutel, kramte darinherum und ließ die ausgemachte Summe in Baldos Hand fallen.
    Während der Mann ihm mit säuerlichem Gesichtsausdruck zu den Lagerhallen folgte , verzogen sich Cristins Lippen zu einem Lächeln.
    Immer wieder begaben sie sich nun mit einer der zahllosen Gondeln zur Casa des Tuchhändlers, und jeden Tag erhielten sie dieselbe abschlägige Antwort: Nein, Signor de Gaspanioso sei noch nicht zurückgekehrt, man rechne jeden Tag mit ihm, sie solltensich bitte in Geduld fassen. Also nutzten sie den Müßiggang, um Venedig zu erkunden. Cristin allerdings zähneknirschend, denn sie zählte insgeheim jeden Tag, bis sie wieder bei Elisabeth sein würde.
    Täglich entdeckten sie unter Giacomo Dorias Führung – inzwischen hatte der Mann ihnen immerhin seinen Namen genannt – etwas Neues, das sie den Atem anhalten ließ. Die palastartigen Häuser der venezianischen Handelsherren, die die Ufer des sich durch die ganze Stadt windenden Canal Grande säumten, waren ihnen bereits am ersten Tag aufgefallen. Vor allem die kunstvoll gestalteten Fassaden und Arkaden faszinierten Cristin, gab es doch dergleichen in Lübeck und Hamburg nicht.
    Am zweiten Tag betraten sie einen riesigen, von Hunderten von Tauben belagerten Platz. Nicht weit von einem aus roten Ziegeln gebauten Turm in der Mitte des Platzes erblickte Cristin eine prächtige Basilika, die Markuskirche, wie Bastian ihnen erklärte. Das Gotteshaus, in dem angeblich die Gebeine des heiligen Markus lagen, stand in unmittelbarer Nähe eines gewaltigen Palastes, der Residenz des Dogen , der zusammen mit dem Großen Rat die Stadt regierte. Seine Rückseite grenzte direkt an die gepflasterte Uferpromenade des Canalazzo ,die wiedie Piazza San Marco trotz des kühlen Wetters von zahllosen Menschen bevölkert war. Doch ihr Begleiter berichtete ihnen, dass die Stadt längst nicht mehr so viele Einwohner zählte wie noch vor einigen Jahren, denn die Pest hatte beinahe die Hälfte der Venezianer dahingerafft .
    Während Bastian am dritten Tag nach ihrer Ankunft in Venedig alte Freunde und Glaubensgeschwister besuchte, fuhren Baldo und Cristin mit einer Gondel am sogenannten Arsenale im Norden der Stadt vorbei. Die weitläufigen, von Mauern und Türmen umgebenen Werftanlagen ließen sich nicht mit denen ihrer Heimatstadt Lübeck vergleichen. Das Arsenale schien eine Stadt innerhalb der Stadt zu sein, denn dicke Mauern und Türme riegelten das Gebiet ab. Uniformierte Männer bewachten das Eingangstor, das von der Statue eines liegenden Löwen geschmückt war. Cristin konnte sich der Frage nicht erwehren, was die Venezianer wohl für Geheimnisse hüteten, dass sie die Werftanlagen derart streng verriegelten.
    Bastian Landsberg saß auf einer Bank nahe dem Handelskontor und streckte die langen Beine von sich. Die Nacht war hereingebrochen, nur der halbe Mond und der Sternenhimmel erhellten den Weg vor ihm. Natürlich hatte sich auch Giacomo Doria

Weitere Kostenlose Bücher