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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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und mit konzentrierter Miene fuhr er mit seinem Studium fort.
    Schließlich ließ er die Stegbrille sinken, legte den Umhang sorgfältig zurück und reckte sich. Montebellos scharfe, aber nicht unfreundliche Augen ruhten einen Moment nachdenklich auf Cristin, dann wanderten sie zu Gaspanioso zurück. Die beiden Männer sprachen leise miteinander.
    »Wo habt Ihr Euer Handwerk so meisterhaft gelernt?«, erkundigte sich Signor Montebello.
    Doria übersetzte.
    »Mein erster Mann besaß eine Goldspinnerei«, erklärte Cristin nach kurzem Zögern. »Damals habe ich diese Kunst erlernt.«
    Doria gab wieder, was Cristin gesagt hatte. Eine Weile unterhielten sich die Männer, und die junge Frau fing Baldos und Bastians fragende Blicke auf. Sie hob die Schultern.
    »Ichwürde Euch gern meiner Frau vorstellen«, meinte Montebello dann. »Siegehört zu den einflussreichsten Damen von Venezia . Wenn Ihr sie für Euch einnehmt, könnten sich so manche Türen für Euch öffnen.«
    Cristin schwirrte der Kopf, und die Luft wurde ihr knapp, doch sie zwang sich zu einem gleichmütigen Lächeln. Da bemerkte sie ein amüsiertes Funkeln in Montebellos Miene.
    »Mein Freund wird Euch begleiten«, erklärte de Gaspanioso. »Ich hingegen wünsche Euch und Euren Begleitern von Herzen alles Gute, meine Liebe. Bitte kommt morgen noch einmal in meine Casa , damit wir das Geschäftliche regeln können. Ach ja, und wählt Eure Worte an die Signora klug.« Er verabschiedete sich formvollendet.
    Nachdem die vier das Gebäude verlassen hatten, bestiegen sie eine Gondel und fuhren den Canalazzo hinauf. Diesmal hatte Cristin die Stoffpakete selbst an sich genommen und hielt sie fest an sich gepresst. Wenig später legte das Boot vor einem weiteren prächtigen Haus an. Montebello machte eine einladende Handbewegung und bat sie, ihm zu folgen. Die Goldspinnerin stieg hinter Bastian, Doria und Baldo, der ihr die Hand reichte, aus der Gondel. Sie fächelte sich Luft zu, denn ihr Bauch schien an diesem Tage überall im Weg zu sein und strengte sie an.
    Insgeheim fragte sie sich, was de Gaspaniosos letzter Satz zu bedeuten haben mochte. »Wählt Eure Worte an die Signora klug.« Auch Montebellos amüsiertes Lächeln trug nicht gerade zu einer Erhellung bei. Alles hing nun von dem Urteil seiner Gattin ab.
    Während Montebello die Tür aufschloss, zwinkte Baldo ihr aufmunternd zu. Eine Dienstmagd öffnete, ihr Herr wechselte ein paar Worte mit ihr, und die Tür wurde ihnen aufgetan. Das Mädchen geleitete sie zu einem lichtdurchfluteten Raum mit einem Kamin, in dem ein Feuer angenehme Wärme verbreitete, während Montebello ihnen bedeutete, er werde seiner Gemahlin Bescheid geben. Cristin sah sich blinzelnd um. Auf dem Boden lagen wertvolle, orientalisch anmutende Teppiche, nirgendwo war auch nur ein Staubkörnchen zu entdecken. Da lächelte die Magd und wies auf eine Anzahl ausladender Sessel, die um mehrere Beistelltische aufgestellt waren. Doch die Schwangere winkte dankend ab.
    »Setz dich um Himmels willen, Liebling«, raunte Baldo ihr zu. »Du bist so weiß um die Nase, dass mir angst und bange wird.«
    Sie wollte widersprechen, schwieg jedoch, nahm auf einem der Sessel Platz und lehnte sich aufatmend zurück. Die Pakete legte sie auf einem der Tische ab. Als sie endlich Schritte auf dem Gang vernahm, erhob sie sich rasch und glättete ihr Gewand. Das Erste, was Cristin an Signora Montebello auffiel, waren ihre großen, ausdrucksvollen Augen und die ein wenig zu üppig geratene Gestalt. Sie überragte ihren Gatten beinahe um eine Haupteslänge und war nach der neuesten Mode gekleidet und frisiert. Alles an ihr strahlte Exklusivität aus. Kurz war Cristin versucht, aus dem Raum zu stürmen, allzu anmaßend und klein kam sie sich mit ihrem Anliegen vor. Doch das gewinnende Lächeln der Italienerin beruhigte sie ein wenig.
    »Elena, darf ich Euch Signora Schimpf und ihre Begleiter vorstellen? Sie ist eigens aus dem fernen Germania hergekommen , um uns ihre ungewöhnlich schönen Spinnarbeiten zu zeigen.«
    Doria, der sich neben Cristin gesellt hatte, übersetzte derweil im Flüsterton.
    Elena Montebello senkte den Kopf zum Gruß, ließ Cristin dabei aber nicht aus den Augen und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. »Aber, Sebastiano, wenn uns ein Weber oder ein Spinner seine Waren präsentieren möchte, warum erscheint er dann nicht selbst?«
    Cristin hatte Mühe, ihre Verwirrung zu verbergen, und schaute von Baldo zu Bastian, während Doria nach

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