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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Lächeln. »Das geht mir ebenso. Trotzdem bin ich mir sicher, dass wir das Richtige finden werden.« Eingehend ließ sie den Blick über die schlanke Gestalt gleiten. »Ihr habt eine wundervolle Haut, sie steht in einem schönen Kontrast zu Eurem dunklen Haar.«
    Geschickt verwickelte Cristin die junge Frau in ein Gespräch, und bald erzählte Giulia Montebello freimütig und mit glänzenden Augen von ihrer bevorstehenden Hochzeit. Ihr Bräutigam war ebenso dunkelhaarig wie sie, und die Lebhaftigkeit, mit der sie von ihm berichtete, verriet der Goldspinnerin, wie verliebt sie in den jungen, hoffnungsvollen Beamten war. Sie liebte schöne Kleider, am besten gefielen ihr Blautöne. Ja, und sie wünschte sich einen Schleier, aber nur halb durchsichtig, denn sie wollte ihren Bräutigam betrachten, wenn sie einander während der Zeremonie die Hände reichten.
    Cristin hörte aufmerksam zu. Die junge Frau gefiel ihr, sie hatte offenbar die Liebenswürdigkeit ihres Vaters geerbt. Das Maßnehmen war rasch erledigt, und als die Schwangere alles erfahren hatte, was sie wissen musste, wandte sie sich der Signora zu.
    »Danke«, entgegnete sie höflich, »das genügt mir schon. Eure Tochter wird wie eine Königin aussehen, Signora.«
    Als sie die Casa der Montebellos verließen und mit einer Gondel den Canal Grande entlangfuhren, fragte Doria, wohin er sie nun begleiten dürfe. Die Blicke zwischen Bastian, Baldo und Cristin flogen nur so hin und her.
    »Wie ich gehört habe, soll es in Venedig viele Webereien geben?«, erkundigte sich Cristin.
    »Unzählige«, bestätigte Doria. »Was gedenkt Ihr nun zu tun?«
    »Bitte führt uns zu den besten Webern der Stadt, damit ich mir einige Anregungen holen kann.« Sie sah an ihm vorbei in das sanfte Grünblau des Wassers und auf die kleinen Schaumkronen, die der Wind an die Ufer spülte.

18
    D ie ersten beiden Webereien hatten geschlossen, und an der dritten Tür wies man sie mit dem Hinweis, diese Werkstatt nehme vorerst keine Aufträge entgegen, höflich ab. Baldo erinnerte sich, dass Signora Montebello einen gewissen Meister Pino erwähnt hatte, und sie beschlossen, es bei ihm im Bezirk San Marco zu versuchen. Der Mann sei ihrer Sprache mächtig. Bereits der mit Schmiedeeisen kunstvoll gestaltete Eingang, ganz in der Nähe der Kirche Santa Maria del Giglio , zeugte von der Erlesenheit der Kunden, die hier ihre Gewänder fertigen ließen.
    Bastian wollte draußen warten, deshalb nickten die drei einander zu und traten ein. Eine Glocke erklang, und sie standen in einem bescheiden eingerichteten Empfangsraum mit zwei Stühlen und einem Schreibtisch, auf dem sich unzählige Pergamente türmten. Ein kleiner, verhutzelter Mann trat ihnen eilig entgegen und wischte sich die Hände an seinem Kittel ab.
    » Scusi, Signori , aber wir haben eigentlich schon geschlossen. Wie kann ich Euch weiterhelfen?«
    Cristin öffnete den Mund, doch Baldo kam ihr zuvor und trat mit einem Lächeln auf ihn zu.
    »Gott zum Gruße, Meister Pino. Ich möchte meiner Frau ein Gewand anfertigen lassen, aber es muss etwas ganz Besonderes sein.«
    Cristin blinzelte ihn von der Seite an. Was hatte ihr Mann vor?
    »Soll es für einen bestimmten Anlass angefertigt werden?«, erkundigte sich Meister Pino.
    »Wir sind zu einer Hochzeit geladen.«
    Der Weber machte eine auffordernde Handbewegung und bat sie in die Werkstatt. Im Laufe der folgenden Stunde zeigte er ihnen Stoffe jeder Art, bis Cristin meinte, ihr Kopf wäre ein Bienenstock. Der Weber erklärte ihnen mit ruhiger, leidenschaftsloser Stimme, welche Farben und Muster die Venezianerinnen bevorzugten, und schwärmte, wie wunderbar der schwere Brokatstoff mit dem orientalischen Muster die Signora kleiden würde.
    »Ich danke Euch«, unterbrach Baldo ihn nach einer Weile. »Wenn wir uns entschieden haben, kommen wir wieder.«
    Cristin ließ sich widerstandslos von ihm hinausführen.
    »Habt Ihr etwas erreichen können?«, wollte Bastian wissen.
    »Nicht viel, allerdings habe ich jetzt eine Vorstellung von den Kosten, die auf mich zukommen. Das ist immerhin ein Anfang.«
    »Inzwischen ist es längst Mittagszeit. Wir sollten etwas essen, was meint Ihr?« Baldo strich sich vielsagend über den Leib und grinste.
    »Ich lade euch ein, Freunde.«
    Bastian führte sie in ein Gasthaus. Die Männer ließen sich die deftigen Gerichte schmecken, Cristin hingegen stocherte auf ihrem Teller herum. Zum ersten Mal, seit sie von der Schwangerschaft wusste, hatte sie nicht den

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