Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)
Umhänge prangten schwarze Kreuze, lange Schwerter steckten in den ledernen Scheiden ihrer Gürtel.
Deutschritter! Ihr Blick flog zu Baldo, dessen Miene einer Maske glich.
»Hast du gesehen, was das für …?«
»Lieber suche ich die ganze Stadt nach einer Herberge ab, als mit diesen Kerlen …« Er brach ab, und ein Hustenkrampf begann ihn zu schütteln.
Cristin erschrak. »Das hört sich aber nicht gut an, Baldo. Du hast sicher auch Halsschmerzen, oder?«
»Kopfschmerzen auch, schon seit wir den Hof verlassen haben.«
Besorgt musterte Cristin sein bleiches Antlitz. Auf Baldos Stirn entdeckte sie feine Schweißtropfen. Vorsichtig kletterte sie vom Wagen, trat zu ihm und legte ihm eine Hand an die Wange.
»Du hast Fieber, Liebling. Wir müssen versuchen, einen Medicus zu finden.«
»Meinst du wirklich, das ist nötig?«
»Ja, das meine ich«, gab sie energisch zurück. »Komm, ich helfe dir auf den Wagen. Ich werde ihn lenken.«
»Kann ich Euch behilflich sein?«
Cristin wandte sich um. Es war ein weiterer in das Gewand der Deutschritter gekleideter Mann, der den Blick unter buschigen Brauen auf sie gerichtet hielt. Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück.
»Wenn Ihr mir sagen könntet, wo wir in dieser Stadt einen Arzt finden, wäre uns sehr geholfen. Mein Mann hat Fieber und einen bösen Husten.«
Wie zur Bekräftigung ihrer Worte gab Baldo im nächsten Augenblick einen heiseren Ton von sich und presste sich ein Tuch auf den Mund.
»Hört sich ganz so an«, nickte der Mann. »Aber Ihr habt Glück. Es gibt einen Medicus auf dem Komturhof . Nun ja, eigentlich ist er ein Wundarzt, aber ich nehme an, er kann Euch dennoch helfen.«
Cristin setzte zu einer Antwort an, aber da hob der Deutschritter schon die Hand und winkte einen jungen Burschen heran, der soeben aus der Stalltür getreten war. Tiefschwarze Locken umrahmten das schmale Gesicht des Jungen.
»Kümmere dich um den Wagen dieser Leute hier«, befahl der Mann, »und versorge das Pferd.«
Der Stallbursche trat näher und legte die Hand an das Zaumzeug. »Jawohl, Herr.«
»Kommt mit mir hinein und ruht Euch aus, während ich den Arzt holen lasse«, sprach der Mann in einem Tonfall, der keine Widerrede duldete.
Ohne sich nach ihnen umzusehen, schritt er auf den Eingang eines hohen, gemauerten Gebäudes zu, auf dessen Dach die Fahne des Deutschen Ordens im kühlen Wind wehte.
Cristin blickte sich in dem hohen, ungeheizten Raum um, in den der Deutschritter sie geführt hatte. Der Mann, der sich ihnen als Friedrich von Radeberg vorgestellt hatte, verabschiedete sich nicht ohne die Versicherung, dass der Arzt so bald wie möglich nach Baldo sehen werde. Doch zunächst erschien eine ältliche Magd mit zwei Bechern und einem Krug mit erwärmtem Kräutersud in den Händen. Mit einem kurzen Gruß und den Worten »Das wird Euch guttun«, stellte sie die Sachen auf den langen Buchenholztisch, an dem Cristin und Baldo sich niedergelassen hatten.
Als Baldo den Becher an die Lippen heben wollte, rutschte er ihm aus der zitternden Hand, landete auf dem steinernen Boden und zerbrach. Ihm entwich ein halblauter Fluch.
»Was bin ich für ein Tölpel.«
Cristin legte ihre Hand auf die seine. »Ach, Liebling, das ist doch nicht schlimm.«
»Das meine ich auch. Gott zum Gruße!« In der geöffneten Tür stand ein Mann von hagerer Statur. »Dann will ich mir den Kranken einmal ansehen.«
Der Wundarzt forderte ihn auf, ihm seine Beschwerden zu schildern. Nachdem der Patient geendet hatte, kratzte sich der Mann das bartlose Kinn.
»Ich werde Euch zunächst untersuchen. Bitte macht den Oberkörper frei.«
Cristin wurde trotz Baldos Protest hinausgeschickt. Als sich die Tür nach einer Weile wieder öffnete und der Wundarzt sie hineinbat, sprang sie auf und folgte ihm. Baldo saß wieder auf dem Stuhl, aber sie konnte erkennen, wie schwer es ihm fiel, sich auf den Beinen zu halten.
»Euer Gatte hat zu viele schlechte Körpersäfte in der Brust«, erläuterte der Wundarzt. »Üblicherweise lasse ich bei diesen Problemen zur Ader, doch scheint mir die körperliche Verfassung Eures Gemahls nicht stabil genug zu sein.« Er blinzelte in ihre Richtung. »Eure übrigens ebenso wenig, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Herr Schimpf hat mir von einer monatelangen Handelsreise berichtet. Das wird Eure Kräfte aufgebraucht haben. Deshalb möchte ich von einem Aderlass Abstand nehmen.«
»Damit wäre ich auch gewiss nicht einverstanden«, erwiderte Cristin mit
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