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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Euren Mann untersuchte.«
    »Was ist das?«, wollte Cristin wissen, die diesen Begriff nie zuvor gehört hatte.
    »So nennen die Italiener eine Seuche, die sie dem Einfluss der Sterne zuschreiben«, erklärte von Hohenstein. »In Wahrheit dürfte extreme Kälte dafür verantwortlich sein, da diese Krankheit meist im Winter auftritt. Doch macht Euch bitte keine Sorgen, danach sieht es momentan nicht aus. Sollten sich seine Beschwerden nicht verschlimmern, wird sich sein Befinden im Laufe der nächsten Tage stabilisieren. Das gilt es abzuwarten, aber ich bin ganz zuversichtlich.«
    Cristin atmete auf.
    »Ihr seid auf dem Weg nach Hamburg, nicht wahr? Da habt Ihr noch mindestens vierzehn Tagesreisen vor Euch, möchte ich annehmen, wenn Euch das Wetter nicht zwingt, irgendwo längere Zeit auszuharren. Doch zunächst braucht Euer Mann jetzt absolute Ruhe.« Sein Blick heftete sich auf ihren Leib. »Wie langehabt Ihr noch bis zur Niederkunft, Frau Schimpf?«
    »Unser Kind soll zur Osterzeit kommen.«
    »Dann bleiben Euch nur noch wenige Wochen.«
    Sie nickte.
    Aus Baldos halb geöffneten Lippen drang leises Schnarchen. »Ich sehe morgen wieder nach Eurem Mann. Gebt ihm nur weiterhin von dem Kräutersud. Ich lasse Euch gleich noch einen Krug bringen. Das wird ihm helfen, schnell gesund zu werden.«
    Wenig später erschien die Magd. Auf dem Tablett, das sie vorsichtig auf einemTisch abstellte, stand neben dem Sud aus Spitzwegerich und Arnika diesmal auch eine Schüssel mit dampfender Hühnerbrühe. Deren aromatischer Geruch ließCristin das Wasser im Munde zusammenlaufen. Die kräftige Brühe schmeckte wunderbar. Nachdem sie einige Löffel davon gegessen und sich die Brühe etwas abgekühlt hatte, schob sie den Stuhl neben das Bett und flößte Baldo vorsichtig etwas davon ein.
    »Liebes«, kam es zwischen zwei Löffeln von seinen Lippen. »Ich habe gehört, was der Arzt gesagt hat.«Er verzog das Gesicht. »Eine Woche, pah. Ich schwöre dir, in spätestens vier Tagen verlasse ich das Bett, steige wieder auf den Kutschbock und lenke unseren Wagen vom Hof dieser feinen Herren …« Ein Hustenanfall unterbrach seine stockend hervorgebrachten Worte.
    Cristin strich ihm über die stoppelige Wange. »Die uns viel Gutes erwiesen haben, vergiss das nicht.«
    »Oho, das sind ja ganz neue Töne.«
    Cristin wollte ihm einen weiteren Löffel Brühe geben, doch er winkte ab.
    »Jedenfalls will ich so bald wie möglich weiterziehen. Daran wird mich niemand hindern, auch nicht diese vermaledeite Krankheit.«
    »Lass dir von deinem dich liebenden Eheweib eines gesagt sein, Baldo Schimpf: Du wirst dir so viel Zeit zum Gesundwerden nehmen, wie du brauchst. Vorher lenkt hier niemand seinen Wagen vom Komturhof .«
    »Wie Ihr befehlt, meine Gebieterin.«
    Ein neuer Hustenanfall zwang Baldo in die Kissen zurück .
    »Gut, dann befehle ich Euch außerdem weiterzuschlafen.«

30
    Vor den Toren Zwickaus
    V ier Tage, nachdem Baldo und Cristin die kleine Kammer in der Komturei bezogen hatten, fühlte er sich erstmals imstande aufzustehen und einige Zeit auf den Gängen des Gästehauses umherzugehen. Zwei Tage später bedankten sie sich bei Friedrich von Radeberg und dem Wundarzt für deren Hilfe, bestiegen den Pferdewagen und brachen auf. Cristin hatte ihrem Mann unmissverständlich erklärt, sie werde den Wagen lenken, bis er kräftig genug sei, diese Aufgabe wieder zu übernehmen.
    Stunde um Stunde verstrich. Da am Nachmittag heftiges Schneetreiben einsetzte, blieb Cristin nichts weiterübrig, als den Wagen von der Via Imperii herunter auf die Hauptstraße eines kleinen Dorfes zu lenken. Sie befänden sich in Cainsdorf, etwa eine halbe Meile vor den Toren der Reichsstadt Zwickau, erläuterteihnen der Wirt des Gasthofes, in dem sie und Baldo die kommende Nacht verbringen wollten.
    Erleichtert, in ein warmes Bett kriechen zu können, schlief dieser sofort ein, während Cristin noch lange wach lag. Ihre Gedanken wanderten zu Elisabeth und Minna. Nicht mehr lange, und sie konnte ihr Kind endlich wieder in die Arme schließen.
    Am folgenden Vormittag erreichten sie einen weiten Talkessel, auf dem, einem riesigen frisch gewaschenen Leinentuch gleich, eine dichte Schneedecke lag. Hell glitzerte sie im Sonnenlicht. Zu beiden Seiten der Straße lagen Gehöfte, aus deren Schornsteinen Rauch aufstieg, und in einiger Entfernung erkannte Cristin einen zugefrorenen Fluss. Was für ein friedliches Bild, dachte sie, während sie sich den Mauern Zwickaus

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