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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Hafen. Michael Drury, oder besser Parsley, konnte nicht der einzige Mann sein, der an diesem Ort ohne Geld und ohne Zukunft gestrandet war. Kurz entschlossen betrat er den nächsten Pub, setzte ein gewinnendes Lächeln auf und ließ den Blick über den Wirt hinter dem Tresen und die Zecher davor wandern.
    »Gott zum Gruß, Leute! Gibt’s hier irgendwas, das ich tun könnte, um mir ein Bier zu verdienen? Bin grad aus Australien angereist, und meine Kleine hat mein Geld gestohlen …«
    Der Wirt lachte dröhnend, und einer der Zecher machte Michael neben sich Platz. Er winkte nach einem Glas. Ein paar Stunden später schlief Michael seinen ersten Rausch in diesem neuenLand im Hof des Pubs aus. Am kommenden Morgen machte er sich auf den Weg zu seiner neuen Arbeitsstelle.
    »Geh nach Süden, nach Kaikoura!«, hatte ihm einer der Männer geraten. »Walfangstation Waiopuka. Da gibt’s immer was zu tun für einen richtigen Kerl, und keiner fragt nach Papieren …«
    »Aber ich bin kein Seemann«, gab Michael zu bedenken.
    Der andere zuckte die Achseln. »Das macht nichts«, meinte er. »Sie ziehen die Viecher an Land!«

    Lizzie erwanderte sich die rechtwinkelig angelegten Straßen der Stadt Nelson, berauscht von ihrer wiedererlangten Freiheit. Sie hatte ihr Leben in London gehasst, aber ab und zu hatte es doch kleine Sternstunden gegeben: Sie erinnerte sich an sonnige Tage, in denen der Himmel – oder besser ein freundlicher Freier – ihr ein paar Shillings zugespielt hatte, sodass sie nichts weiter zu tun hatte, als durch die Marktstraßen zu flanieren. Sie hatte hier eine bunte Auslage bewundert, da ein Hütchen probiert, und die Welt hatte dem fröhlichen, unschuldigen jungen Mädchen zugelacht, in dessen Person sie sich hineinträumte.
    In den letzten Jahren hatte sie das vermisst. In Van-Diemens-Land hatte jeder gewusst, wer sie war, und sie hatte nie auch nur einen Penny Geld besessen. Umso reicher fühlte sie sich jetzt, als sie schließlich eine gemütliche Teestube in einem der weiß gestrichenen, mit Erkern und Balkonen versehenen Holzhäuser betrat. Lizzie setzte sich, lächelte der Bedienung zu und bestellte Tee und Muffins. Sie fühlte sich so wohl und heimelig, dass sie fast der Versuchung erlegen wäre, nach einer Anstellung zu fragen. Aber was das anging, hatte Michael Recht: Es wäre Wahnsinn, sich gleich in Nelson anzusiedeln. Und eine Arbeit in einer Teestube, in die sich ein David Parsley gleich verlaufen konnte, sobald er denn doch noch den Weg nach Neuseeland fand …
    Lizzie hätte fast gekichert. Wenn sie noch ein paar Stunden in dieser unbeschwerten Stimmung verbrachte, würde sie bald so weit sein, ihr bisheriges Leben als Abenteuer zu betrachten! Aber daswar es nicht. Lizzie zwang sich zu ernsthaftem Nachdenken. Ihr Geld würde nicht lange reichen, sie musste etwas tun.
    »Verzeihung, darf ich Sie einmal etwas fragen?«, wandte sie sich mit schüchternem, aber herzerwärmendem Lächeln an die Bedienung. »Ich hoffte, hier in Nelson einen Vetter wiederzutreffen, aus unserem Dorf in England. Er ist vor zwei Jahren hier eingetroffen und hat uns geschrieben … aber ich habe den Ort vergessen, in dem er sich angesiedelt hat. Etwas bei Nelson, das weiß ich sicher. Nicht direkt in der Stadt. Gibt es andere Ansiedlungen in der Gegend?«
    Die junge Frau zuckte die Schultern. »Mädchen, in Nelson kommen seit zehn Jahren Siedler an. Und die wenigsten bleiben hier, es gibt hier leider kaum was zu verdienen. Jedenfalls verteilen sie sich über die ganze Gegend – auf Dörfer und Farmen. Das nächstgrößte Örtchen wär Sarau. Aber da gibt’s fast nur Deutsche.«
    »Deutsche?«, wunderte sich Lizzie, aber die Nationalität ihrer künftigen Mitbürger war ihr eigentlich egal. Sie musste jetzt improvisieren. »Wo Sie es sagen … mein Vetter hat etwas über deutsche Siedler geschrieben! Und ›Sarau‹ … ja, das könnte es gewesen sein! Wie komme ich da wohl hin?«
    »Der Gentleman da drüben kommt aus der Gegend«, sie wies auf einen großen, schweren Mann mit dichtem braunem Haar und wettergegerbtem, großflächigem Gesicht. Er saß in einer Ecke der Teestube und schaufelte bedächtig eine gewaltige Mahlzeit aus Fleischpastete und Süßkartoffeln in sich hinein. Dazu trank er Kaffee. »Fragen Sie ihn doch einfach, ob er Ihren Vetter kennt. Und vielleicht kann er Sie auch mitnehmen. Er ist freundlich. Kommt jedes Mal her, wenn er in der Stadt zu tun hat.«
    Lizzie kaute auf ihrer Lippe herum. »Aber

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