Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
entkommen. Die Erkenntnis stimmte ihn etwas friedlicher.
Bereit zu einer Entschuldigung, begab er sich in ihre Luxuskabine. Lizzie saß an dem Bullauge, durch das Licht hineinströmte, und nahm gelassen Abschied von dem fremden Land, in dem sie über ein Jahr gelebt, das sie aber nie wirklich kennen gelernt hatte.
»Jetzt habe ich keinen Tasmanischen Teufel gesehen …« Lizzie lächelte, als sie sich zu Michael umwandte. Offensichtlich nahm sie ihm nichts übel. Und ihr Lächeln war hinreißend. So sanft, warm, es verzauberte ihr unscheinbares Gesicht unter dem dunkelblonden Haar. Zudem hatte sie sich saubergeschrubbt. Ihre Haut glänzte, auf ihren Lippen lag ein feuchter Schimmer.
Michael wurde plötzlich bewusst, dass er lange Zeit keine Frau mehr in den Armen gehalten hatte. Er lächelte zurück. »Ich könnte dir einen irischen Teufel bieten …«, sagte er anzüglich und setzte sich zu ihr.
Lizzie rückte nervös von ihm ab. Natürlich, sie machte es nur fürGeld … Aber vielleicht … sie musste doch etwas Freundlichkeit für ihn empfinden …
»Lizzie, ich … ich hab nichts, was ich dir geben könnte …«, Michaels Stimme klang flehend, »aber ich … schau, wir werden jetzt mehr als zwei Wochen hier leben. Nebeneinander liegen wie … wie Mann und Frau …«
»Oder Bruder und Schwester«, bemerkte Lizzie belustigt.
Es war gut gewesen, Geduld zu haben! Zuerst hatte er wohl nichts begriffen, aber jetzt … jetzt machte er endlich Anstalten, sich ihr zu erklären!
»Lizzie! Hab Erbarmen! Ich kann das nicht! Ich bin ein Mann. Und ich habe so lange keine Frau besessen. Würdest du … könntest du dir vorstellen … Bitte, Lizzie, teil das Bett mit mir!«
Nun war es heraus. Michael sah sie flehend an, seine Augen blitzten nicht mehr, sie brannten.
Lizzie lächelte. Dann ließ sie zu, dass er sie umarmte.
Michael nahm Lizzie nicht schnell und brutal wie die Männer, die sie vorher besessen hatten. Er mochte unter Druck stehen, aber er hatte die Kunst der Liebe im Bordell bei Miss Daisy in Wicklow erlernt – und wenn die Ladys dort es einmal umsonst machten, wollten sie auch etwas davon haben. Daisy persönlich hatte den schönen dunkelhaarigen Jüngling in ihr Metier eingeweiht, und er hatte jede Minute mit der älteren Frau genossen. Später hatte er dann Kathleen mit seinem langsamen, zärtlichen Liebesspiel glücklich gemacht, und er würde jetzt auch Lizzie nicht enttäuschen.
Lizzie, die körperliche Liebe stets nur mit Schmerz und bestenfalls Gleichgültigkeit verband, war bisher davon überzeugt gewesen, sie niemals genießen zu können. Männer brauchten das, Frauen sonnten sich dafür in freundlichen Worten, sanften Küssen – und vor allem der Hoffnung, dass der Mann ihnen ein Heim schaffen und sie beschützen würde. Wollust war Lizzie bis jetzt fremd gewesen, egal was Mrs. Smithers und andere von ihr glaubten.
Aber an diesem ersten Tag auf dem Schiff nach Neuseeland schlug Michael Saiten bei ihr an, die sie nie in sich selbst vermutet hätte. Er streichelte und küsste sie an Körperstellen, die sie vor den meisten ihrer Freier nicht mal entblößt hatte, und drang langsam und vorsichtig in sie ein, als nähere er sich einer ängstlichen Jungfrau. Lizzie vergaß irgendwann alles um sich herum, sie brannte, wusste nicht mehr, wo ihr Körper endete und seiner begann. Schließlich explodierte ihre Welt in einer Kaskade von Licht und Erfüllung, sie bäumte sich unter ihm auf, schlug ihre Nägel in seinen Rücken vor Lust, presste ihr Gesicht an seinen Hals und gegen seine starke Brust.
»Michael …«, flüsterte sie. »Michael …«
Michael sank über ihr zusammen. Er schmiegte sein Gesicht an ihre Brüste, atmete ihren Duft … »Kathleen …«, gab er leise zurück.
Lizzie hatte das Gefühl, als ob etwas in ihr stürbe. Sie lag ruhig, störte ihn nicht, versuchte wider besseres Wissen, den Zauber festzuhalten. Michael kam irgendwann wieder zu Atem. Er richtete sich neben ihr auf, streichelte spielerisch über ihre Brüste und ihren Bauch.
»Es war wundervoll!«, sagte er sanft. »Ich kann dir nicht genug danken. Lizzie, du bist … du bist ein so gutes Mädchen!«
Lizzie sagte kein Wort. In dieser Nacht schlief sie zum ersten Mal neben dem Mann, den sie liebte. Aber sie weinte sich in den Schlaf.
S TÄRKE
Nelson, Kaikoura, Canterbury Plains
1850 – 1858
K APITEL 1
Lizzie und Michael verbrachten zweiundzwanzig unbeschwerte Tage auf der Elizabeth Campbell . Ohne noch einmal
Weitere Kostenlose Bücher