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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Flasche Whiskey in die Scheune. Als Dankeschön!« Er lachte.
    Kathleen fand das alles nicht komisch. »Michael, so geht es nicht! Wir können unser Glück nicht auf dem Unglück der anderen aufbauen, wo sollen die denn hin? Es gibt doch nirgendwo Arbeit! Schlimm genug, dass du gestohlen hast, und noch schlimmer, dass Trevallions Korn im Kessel der Schwarzbrenner landet anstatt in den Mägen der Kinder!«
    Michael zuckte die Achseln. »Ich werde es beichten«, behauptete er. »Irgendwann. Aber Kathleen, ich denke jetzt zuerst an unser Kind! Und das soll in einem besseren Land aufwachsen, wo es nicht hungern muss! Das Korn krieg ich eh nicht mehr aus dem Kessel zurück in die Säcke. Also willst du nun mit mir gehen oder nicht?« Er zog sie in die Arme.
    Kathleen überließ sich kurz Michaels tröstlicher Umarmung und seinen Zärtlichkeiten. Aber dann fand sie in die Wirklichkeit zurück.
    »Natürlich komme ich mit dir!«, sagte sie nicht mehr ganz so ungehalten wie zuvor. »Aber nicht gleich. Nicht in dieser Woche, in der’s im Dorf und in Trevallions Kopf heißer kocht als im Kessel der Schwarzbrenner. Father O’Brien hat Recht: Ich sollte Trevallion schöntun. Versuchen, ihn abzulenken, ihn auf andere Gedanken zu bringen. Ja, so machen wir’s, so können wir das Dorf retten! Du verschwindest, bevor die Woche um ist, Michael! Begleite deinen dummen Freund am Samstag nach Wicklow und bleib gleich da! Dann wird man dich verdächtigen, die Pächter sind aus dem Schneider …«
    »Und du?«, fragte Michael misstrauisch. »Dich soll ich mit Trevallion allein lassen?«
    Kathleen verdrehte die Augen. »Herrgott, Michael, ich werde mich ihm nicht gleich hingeben! Ich mach einen Spaziergang mit ihm ums Dorf, schmeichle ihm ein bisschen, mach ihm Hoffnungen … Und dann komme ich nach Wicklow, sobald sich die Wogen geglättet haben. Sag mir nur, wo ich dich finde!«
    Kathleen fühlte sich besser, nachdem sie diesen Plan geschmiedet hatte. So würde es gehen. Wenn nur Michael mitspielte!
    Michael kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. Der erste Plan gefiel ihm deutlich besser. Aber das Dorf war auch seine Heimat. Die Menschen dort lagen ihm am Herzen. Seine Mutter und seine Geschwister … aber die würde man sowieso von Haus und Hof vertreiben, wenn man Michael als Schuldigen ausmachte. Michael tat das leid – aber seine Mutter wusste, wo sein Vater sie erwartete. Gut, sie würde nicht mehr jeden Tag in der Kirche beten können, aber dafür bekamen die Kinder in den Bergen sicher mehr zu essen.
    »Also schön«, sagte er widerwillig. »Eine Woche, Kathleen. Aber keinen Tag länger. Du findest mich in Barney’s Tavern. Das ist ein Pub in Wicklow, in der Mainstreet, nicht zu verfehlen.«
    Trevallion nutzte die »Woche der Wahrheit«, wie er sie nannte, um die Pächter noch einmal gründlich zu schinden. Jetzt im Winter fiel wenig Landarbeit an, und die Hungersnot hatte die Leute so geschwächt, dass man ihnen kaum etwas abverlangen konnte. Aber in dieser Woche ließ Trevallion sie alle antreten. Sie mussten die Ställe ausmisten, Steine heranschleppen, um die Mauern um die Felder zu erweitern, und Holz hacken für die Kamine im Herrenhaus.
    »Ob der Lord da ist oder nicht, die Feuerstellen müssen beschickt werden!«, rechtfertigte sich Trevallion. »Sonst bildet sich noch Schimmel in den Wänden! Und das Haus darf nicht auskühlen, womöglich entscheidet sich Seine Lordschaft doch noch, hier das Weihnachtsfest zu verbringen!«
    Das war bisher nie geschehen, aber diesmal hätten die Dörfler es sich fast gewünscht. Womöglich hätte ja Lord Wetherby eher mit sich reden lassen als sein übereifriger Verwalter. Grainné behauptete, zumindest die Lady sei gnädig. Auch Kathleen hatte die junge Adlige zwar als ziemlich oberflächliches, aber doch recht gutmütiges Geschöpf kennen gelernt. Sie sah sicher nicht untätig zu, wie die Kinder ihrer Bauern verhungerten.
    Und zweifellos hätten die Pächter im Fall einer Anwesenheit Seiner Lordschaft ein Weihnachtsgeschenk erhalten. Ein SäckchenMehl oder Zucker pro Familie fielen fast immer an. Sofern die Herren Weihnachten auf ihren Ländereien verbrachten, verteilte die Lady diese Liebesgaben gewöhnlich selbst, und ganz bestimmt rechnete Trevallion die kleinen Zuwendungen auch mit Wetherby ab, wenn der in England weilte. Tatsächlich wanderten sie jedoch in die Tasche des Verwalters. Gerade in diesem Jahr, in dem er lauthals verkündete, dass der Lord tief enttäuscht

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