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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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kleine Jonny würde nichts Gefährliches tun – von ihm war höchstens ein sehr dummer Jungenstreich wie ein Schuss aus seiner Schleuder zu erwarten. Er traf sowieso nie. Aber was wäre, wenn es der ältere Bruder, Brian, wäre, der sie verfolgte?
    Was, wenn Michael selbst es war?
    Kathleen schlug die Augen nieder. »Mr. Trevallion«, sagte sie leise. »Bitte … bitte, Sir, ich bin erst sechzehn Jahre alt. Das … das ist zu jung für … für die Liebe …« Sie errötete zutiefst.
    Trevallion lächelte. »O ja … ich vergaß … Mary Kathleen …«
    Kathleen wusste nicht, ob er es zärtlich meinte oder spöttisch.
    »So ist es sicher nur ein Gerücht, dass du dich zu einem der Jungen aus dem Dorf hingezogen fühlst?« Es klang drohend.
    Kathleen versuchte, den Kopf noch demütiger zu senken – und hob dann doch den Blick. Sie schaffte sogar ein spitzbübisches Lächeln.
    »Sir, ich mag mich sonstwo hingezogen fühlen«, meinte sie. »Aber meine Mutter hat mich gelehrt, beim Gedanken an die Liebe auch die Speisekammer im Blick zu behalten.«
    Trevallion lachte schallend. »Was bist du doch für ein reizendes Mägdelein, Mary Kathleen!«, bemerkte er.
    Dann griff er in die Tasche und fügte dem Mehlsäckchen, mit dem Kathleen unentschlossen spielte, noch ein kleines Paket Zucker hinzu. »Hier! Aber es kann nicht süßer sein als deine Lippen!«
    Kathleen dankte dem Himmel, als sie endlich in ihr kleines Elternhaus entfliehen konnte – ungeduldig erwartet von ihrer Familie, die entzückt sein würde von Trevallions Werbung.
    Zucker und Mehl. Kathleen konnte nun selbst Scones backen. Aber sie würden dennoch bitter schmecken.

    Am Montag nach Michaels Verschwinden versah Kathleen wie immer Dienst im Herrenhaus. Gemeinsam mit Grainné befeuerte sie die Kamine, deren Flammen gespenstische Schatten an die Wände warfen.
    Immerhin hatten die Frauen es warm – und Trevallion behelligte sie nicht. Kathleen fand zudem Muße, die schweren Samtvorhänge und wuchtigen, wertvollen Möbel der Wetherbys zu betrachten – einmal wagte sie es sogar, sich in einen der Sessel zu setzen und sich einen Nachmittagstee vorzustellen, zu dem sie Freundinnen eingeladen hatte. Wenn Michael Recht behielt, würde sie auch einmal solche Möbel und Gardinen besitzen, und ein Hausmädchen würde ihre Öfen befeuern. In der neuen Welt würden sie frei sein, sie konnten Geld verdienen, reich werden …
    Kathleen gab sich ein paar Herzschläge lang ihren Träumen hin – oder besser Michaels Träumen. Sie selbst brauchte gar kein Herrenhaus, keine schweren Sessel und Seidentapeten. Kathleen wäre mit einem Cottage zufrieden gewesen, einem kleinen, gemütlichen Haus, efeuumwachsen, mit einem hübschen Garten, in dem sie Gemüse anbauen konnte und Blumen pflanzen. Es sollte eine gute Stube haben und einen Schlafraum, eine Küche – und vielleicht noch ein Zimmer für die Kinder. Nicht nur einen winzigen, von der einzigen Feuerstelle verräucherten Raum wie im Haus ihrer Eltern …
    Kathleen wurde jäh bewusst, dass sie vom Hause Ralph Trevallions träumte! Der Verwalter bewohnte genau solch ein Cottage, etwas abseits vom Dorf und vom Herrenhaus.
    Aber nein! Sie schalt sich ihrer Gedanken. Kein Haus würde sie je dazu bringen, einen Schinder wie Trevallion zu heiraten! Ganz abgesehen davon, dass sie Michaels Kind unter dem Herzen trug.
    Während Kathleen sich etwas schwerfällig aus dem Sessel erhob, um wieder an ihre Arbeit zu gehen, wurden im Haus Stimmen laut.
    »O nein, Herrgott! Oh, barmherziger Himmel!« Grainné. Die alte Köchin und Haushälterin schrie und klagte, als habe man ihr das Herz gebrochen.
    Kathleen rannte die Treppe hinunter und fand Grainné im Vestibül des Hauses auf eine der untersten Treppenstufen niedergesunken, jammernd und flehend.
    »Ich kann’s nicht ändern, Grainné«, sagte Ron Flannigan und legte ihr linkisch die Hand auf die Schulter. »Ich dachte nur, ich sag’s dir selbst. Bevor Trevallion dir’s steckt. Und bevor … bevor …«
    »Bevor die Miliz kommt? Bevor sie … o nein, sie dürfen nicht … sie werden mich doch nicht hinauswerfen? Mein Haus abreißen? Barmherziger Heiland, Ron, ich hab noch acht andere Kinder!«
    Ron Flannigan schüttelte kaum merklich den Kopf. In seiner Stimme und in seiner gesamten Haltung lag ehrliches Bedauern.
    »Das weiß ich doch, Grainné. Du bist eine gute Frau, und es sind alles gute Kinder. Aber du weißt, wie das Gesetz lautet …«
    »Englisches Gesetz!«, spuckte

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