Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
rasch noch Trevallion hingeben und dann sagen, dass es seines ist. Aber so viel Zeit haben wir nicht!«
Michael fuhr auf. »Dieser Laffe soll mein Kind großziehen? Nur über meine Leiche! Pass auf, Kathleen … ich … du meinst … es gibt gar keine andere Möglichkeit?«
Kathleen blitzte ihn an. »Du denkst nicht daran, das Kind in mir zu töten, Michael Drury!«
Michael schüttelte reumütig den Kopf. »Aber es … es kann doch sein, dass du dich irrst.«
Kathleen zuckte die Schultern. »Das kann sein. Ich glaub’s bloß nicht. Ich hab mir bis heute was vorgemacht, Michael, aber jetzt, da du es auch gemerkt hast … und es geht schnell, Michael. Schneller als bei den meisten Mädchen. Bald sehen es alle …«
Michael lief ein paar Schritte von ihr weg, verwirrt, unsicher. Er schwieg, was Kathleen Angst machte. Schweigen war nicht seine Art.
»Freust du dich denn gar nicht, Michael?«, fragte sie leise. »Willst du denn kein Kind? Ich dachte … also natürlich ist es zufrüh und eine Sünde und eine Schande, und alle Leute werden sich die Mäuler zerreißen. Aber es ist doch … wir können endlich heiraten, Michael! Auch wenn es meinem Vater nicht passt. Wenn’s gar nicht anders geht, wird Father O’Brien ein Wort mit ihm reden. Oder willst du mich nicht heiraten, Michael?« Kathleens Stimme klang erstickt.
Das schien Michael aufzuwecken. Reumütig kam er zu ihr zurück und nahm sie mit gewohnter Zärtlichkeit in die Arme. »Um Himmels willen, Kathleen, natürlich will ich dich heiraten! Nichts mehr als das. Und ich will auch das Kind. Es ist nur … es ist nur … zu früh …« Michael seufzte, dann straffte er sich. »Pass auf, Kathleen, gib mir zwei oder drei Wochen, ja? Bis dahin bist du dir sicher und bis dahin … inzwischen organisiere ich was. Ich bring das Geld für Amerika auf, Kathleen, ich will nicht hier zu Kreuze kriechen und vor den Priester geschleift werden wie ein armer Sünder. Ich will nicht, dass sie über dich reden – jetzt noch nicht! Später natürlich schon, wenn wir ihnen Geld schicken aus Amerika oder sie besuchen, und du trägst seidene Kleider und ein samtenes Hütchen!« Er lachte. »Ja, das würde mir gefallen! Wir fahren mit einer Kutsche und zwei Pferden durch dieses armselige Kaff und lachen auf Trevallion herunter, oder wir kaufen die ganze Weizenernte seines verdammten Lords auf und verteilen sie an die Leute!«
Kathleen konnte nicht anders, sie lachte mit. »Und ob dir das gefallen würde, Michael Drury. Du bist ein Aufschneider! Aber mir wird’s schon reichen, wenn uns der alte O’Rearke mit seinem Eselskarren zur Kirche fährt, und ich komm als Mrs. Drury wieder raus!«
Michael küsste sie. »Diese spezielle Kirche und diesen besonderen Esel kann ich dir nicht versprechen, Liebste. Aber eine Kirche finden wir, wo wir in Würde und Stolz den Bund der Ehe schließen können!« Er richtete sich auf und schien dabei um etliche Zoll zu wachsen.
»Ich, Michael Drury, werde Vater! Ein erhebendes Gefühl! Und ich weiß auch schon, dass es ein Sohn wird. Ein hübscher Junge mitmeinem Haar und deinen Augen …« Seine Augen strahlten jetzt so freudig, wie Kathleen es erhoffte, seit sie die Schwangerschaft erahnte.
»Und wenn’s ein Mädchen wird?«, fragte sie trotzdem provozierend. »Magst du’s dann gar nicht, Michael Drury?«
Michael wirbelte sie lachend herum. »Wenn’s ein Mädchen wird, müssen wir noch schneller reich werden. Um einen Turm zu bauen, in dem wir sie einmauern können. Denn deine Tochter wird so schön werden, dass jeder Blick auf sie einen Menschen lähmt und zu ihrem Sklaven macht!«
Hand in Hand wanderten sie über die Felder am Fluss und träumten von ihrem neuen Leben. Kathleen mochte nicht daran denken, wie Michael das Geld für
die Reise und die Hochzeit auftreiben wollte. Sie wusste nur, dass sie ihm vertraute. Sie wollte – sie musste ihm vertrauen!
K APITEL 3
Mitte Dezember, als das Wasser des Vartry River an den Ufern gefror und die Hungersnot in Irland am größten war, verschwanden drei Säcke Gerste und Roggen aus der Scheune Trevallions. Das Getreide lagerte dort für die Pferde des Landlords. Er unterhielt drei kräftige Hunter, die mit Heu allein nicht abzuspeisen waren wie die Maultiere und Esel der Bauern.
Ralph Trevallion bemerkte den Diebstahl nicht sofort – erst als der Sack leer war, aus dem die Tiere derzeit gefüttert wurden, ging er in die Scheune, um Nachschub zu holen, und zählte die Vorräte. Dann aber
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