Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
sei und die Pächter insofern nicht mit Anerkennungen zu rechnen hätten.
Michael war halb erfroren und erschöpft vom Steineschlagen in der Kälte, als er sich am Samstagabend endlich den Esel des Gärtners holte. Dummerweise sahen ihn dabei einige der Pächter und registrierten, dass sich diesmal Billy Rafferty, die Tin Whistle in der Manteltasche, hinter ihn aufs Maultier schwang.
»Wo willst du denn hin, Rafferty?«, fragte Ron Flannigan argwöhnisch. »Ein Zug durch die Pubs in Wicklow? Hast du Geld zu vertrinken, Bursche?«
Michael schüttelte den Kopf, wies auf Billys Flöte und antwortete für seinen Freund. »Ich brauch ihn für die Musik, Ron. Zu zweit ist mehr Geld zu machen, einen Fiedler allein bezahlen sie schlecht.«
Flannigan runzelte die Stirn. »Und da nimmste ausgerechnet den schlechtesten Flötenspieler mit? Wer soll denn Billy fürs Pfeifen bezahlen, dem gibt man doch eher was, damit er wieder aufhört!«
Die anderen Pächter lachten.
Michael lachte mit. »’n bisschen schräg kommt doch immer gut an, Ron!«, behauptete er. »Ich weiß schon, was ich tu …«
Ron Flannigan sah ihm lange nach. »Und ob du’s weißt …«, murmelte er schließlich.
Kathleen fiel das Tändeln schwer, aber sie zwang sich, Ralph Trevallion zu umgarnen. Sie lächelte ihm zu, als er am Sonntag in die Kirche trat, an den Frauen vorbeiging und sich in der ersten Bank auf der Seite der Männer niederließ. Father O’Brien predigte überVerzeihen und Nachsicht. Letztlich, so endete er, sei doch nur Gott der wahre Richter, und ihm könne kein Sünder entgehen, auch wenn er sich der weltlichen Gerichtsbarkeit entzog. Der alte Priester zwinkerte Kathleen sogar zu, als sie sich gleich nach der Messe zu Trevallion gesellte und freundlich mit ihm sprach. Ob er sich damit der Sünde der Kuppelei schuldig machte?
Kathleen belustigte das. Sie bemühte sich, das Aufleuchten ihrer Augen, das Lächeln ihrer Lippen und die leichte Röte auf ihren Wangen für Trevallion zu bewahren. Erstmalig erlaubte sie ihm, sie rund um das Dorf spazieren zu führen, und stimmte ihm mit schmeichelnden Worten zu, wenn er immer wieder schilderte, wie nützlich er Seiner Lordschaft sei, wie sicher seine Stellung als Verwalter und wie geachtet die Frau sein würde, die er letztlich für die Ehe wählte.
Kathleen war erschöpft von all dem Lächeln und den Lügen, als Trevallion sie endlich wieder vor dem Haus ihrer Eltern ablieferte. Während des Spaziergangs hatte sie ein seltsames Gefühl gehabt. Es war fast, als sei sie nicht allein mit dem Verwalter gewesen, sie meinte, beobachtet worden zu sein. Ob Michael Jonny auf sie angesetzt hatte?
Das konnte gut sein: Ihre Mission bei Trevallion zu akzeptieren war ihren Liebsten hart angekommen. Und Kathleen ihrerseits machte sich Sorgen um Michael. Billy Rafferty war am Morgen in der Messe gewesen. Sichtlich verschlafen kniete er neben seiner Mutter, die ziemlich verärgert wirkte. Kathleen konnte sie verstehen. Gerade in diesen Zeiten galt es als schändlich, wenn man sich betrank. Michael war das auch in all den vergangenen Monaten nie passiert. Es passte nicht zu seinem Alibi als Fiedler. Natürlich spendierten die Pub-Besitzer den Musikern mal ein Bier, aber wer sich mit Whiskey betrank, behielt den Job nicht lange.
Billy Rafferty schien nicht so weit zu denken. Jegliches strategisches Handeln war ihm fremd – Kathleen hielt ihn weiter für die schlechteste Wahl als Nachfolger für Michael im Whiskey-Geschäft.
Aber für Michaels Sache mochte sich Billys Brummschädel als gar nicht so schlecht erweisen. Der Priester und die anderen Dörfler würden aus seinem Zustand schließen, dass auch Michael am Abend zuvor getrunken hatte und deshalb nicht zur Messe kam. Erst am kommenden Morgen bei der Arbeit würde man ihn endgültig vermissen.
Vor dem Haus der O’Donnells überreichte Trevallion Kathleen noch ein Säckchen Weizenmehl. »Ich weiß, du willst es nicht annehmen, Mary Kathleen«, sagte er förmlich. »Damit keiner glaubt, du lässt dich kaufen. Aber ich wünschte doch, du würdest einmal so viel für mich empfinden, dass meine Geschenke unwesentlich würden, verglichen mit meinem Kuss …«
Der Verwalter näherte sich ihr, aber Kathleen schreckte zurück. Sie empfand Panik bei dem Gedanken an einen Kuss Trevallions – und das nicht nur, weil sie sich vor seinen Lippen auf den ihren ekelte. Tatsächlich hatte sie auch Angst vor jenem Unsichtbaren, der sie vielleicht verfolgte. Der
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