Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Lizzie überlegte gerade, ob sie auch eines belegen sollte, als Michael mit einer Flasche Whiskey zurückkam.
»Was für ein mieser Fusel!«, schimpfte er, nachdem er einen Schluck genommen hatte und die Flasche an Lizzie weiterreichte. Sie lächelte, hatte sie doch mit dieser Reaktion gerechnet.
»Auch darüber wollte ich mit dir reden«, bemerkte sie. »Aber jetzt erzähl erst mal. Was ist aus deinen Plänen mit Irland geworden?«
Michael berichtete in groben Zügen, wie es ihm ergangen war, und Lizzie lachte. »Sie hat dich also versetzt, deine Mary Kathleen!«, höhnte sie. »Die doch bis ans Ende ihrer Tage auf dich warten sollte, immer ein Gebet für ihren verschollenen Liebsten auf den Lippen.«
»Sie konnte bestimmt nichts dafür!«, nahm Michael seine Liebe in Schutz. »Sicher …«
Lizzie verdrehte die Augen.
»Jedenfalls habe ich auch noch nicht genug Geld gespart für Irland«, gab er dann zu, »oder für Amerika. Als Viehhüter verdient man nicht so viel. Der alte Fyffe hält uns ziemlich knapp.«
Lizzie nickte, obwohl ihr eine weitere Neckerei auf der Zunge lag. Tatsächlich verdienten gute Schafscherer deutlich mehr als die meisten Walfänger und Seehundjäger. Aber sie hatte ja gerade gesehen, wohin Michaels Geld wanderte.
»Und was ist dir passiert?«, wechselte Michael das Thema. »Doch dem alten Gewerbe treu geblieben?«
Lizzie schüttelte den Kopf und erzählte von den Busbys.
Michael griff sich an die Stirn, als sie von Smithers berichtete.
»Unglaublich!«, lachte er. »Um die fünfundsechzigtausend Weiße soll es jetzt auf Neuseeland geben, und ausgerechnet derläuft dir in die Arme. Scheint Schicksal zu sein, Lizzie, nimm’s hin! Und du hast ja auch schon einen neuen Job!«
Lizzie blitzte ihn an. »Ich geb ihn dir gern ab, Michael! Ich würde sogar mit dir tauschen, die Schafe riechen auch nicht strenger als die Kerle, und vor allem muss ich die nicht auch noch anlächeln. Ich werde von der Arbeit nicht schwanger, die Widder bescheren mir keine widerlichen Krankheiten … Verdammt, Michael, ich will da raus!«
Michael zuckte die Achseln. »Ich kann den alten Fyffe fragen«, meinte er versöhnlich. »Wir beschäftigen ein paar Maori-Mädchen bei den Schafen. Aber ein pakeha -Mädchen aus dem Hafenviertel von Kaikoura? Mensch, Lizzie, die Kerle auf der Walfangstation würden durchdrehen. Und wo wolltest du wohnen?«
Lizzie seufzte. »Ich will auch nicht in den Schafstall, Michael. Ich will was anderes machen. Pass auf, du …«
»Können wir mal woanders hingehen?« Michael unterbrach sie. Er fröstelte. »In den Stall vielleicht, bei meinem Pferd ist es wärmer.«
»Das ist auch so etwas, das für meine Idee spricht!«, meinte Lizzie.
Michael musterte sie verwirrt. »Du willst in den Pferdestall?«, fragte er.
Lizzie fasste sich an die Stirn. »Ich will unter ein Dach mit einer Whiskeyflasche!«, erklärte sie. »Oder besser gesagt mit vielen Whiskeyflaschen. Aber es muss was Besseres drin sein als in dieser hier. Michael, du hast das Zeug früher verkauft. Kannst du es auch brennen?«
Michael überlegte. »Mein Vater hat’s gebrannt. Aber so schwierig ist das nicht. Man braucht ein paar Sachen für die Destille … einen Kessel und Getreide. Außerdem spielt das Holz eine Rolle. Eiche muss man haben oder Esche. Das gibt’s hier natürlich gar nicht.«
Lizzie winkte ab. Einzelheiten interessierten sie vorerst nicht. »Kannst du’s oder kannst du’s nicht?«, fragte sie kühl.
Michael nickte entschlossen. »Ich kann’s. Aber … aber eine Whiskeybrennerei – ist das hier erlaubt?«
Lizzie rieb sich die Augen. Sie hätte nicht gedacht, dass es so schwierig werden würde. »Hast du dich da in Irland besonders drum gekümmert? Michael, gleich hinter der Stadt beginnt der Urwald! Bau dir irgendeinen Verschlag in den Bergen, kein Mensch wird da nach einer Whiskeybrennerei suchen. Und wenn’s gar nicht anders geht, dann bezahlst du eben die paar Steuern. Kaikoura ist voller durstiger Leute, denen dieser Fusel …«, sie zeigte auf ihre Flasche, »… genauso wenig schmeckt wie dir. Unser eigenes Zeug braucht nur ein bisschen besser zu sein, dann werden wir es mit Leichtigkeit verkaufen.«
»Und was hat das nun alles mit dem Pferdestall zu tun?«, fragte Michael. Er stieß den Schuppen des Green Arrow gerade auf. Sein Pferd, ein kleiner Fuchs, begrüßte ihn mit leisem Schnauben.
Lizzie zwang sich zur Geduld. »Das hat damit zu tun, dass in dieser Stadt eine Schänke
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