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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sich schlimmstenfalls überhaupt nicht um sie scherte. Lizzie war langmütig, sie sah ein, dass Gott es den Menschen nicht zu einfach machen konnte mit dem ihm gefälligen Leben. Die Steine, die er ihr persönlich jedoch in den Weg warf, konnte sie ihm nicht verzeihen. Martin Smithers war eine Prüfung zu viel gewesen, und erst recht das Leben im Green Arrow.
    Lizzie hasste es, den nach Tran und Blut stinkenden Walschlächtern und Seehundfängern zu Diensten zu sein, und der intensive Geruch nach Schaf, den die Viehhüter ausströmten, stieß sie fast genauso ab. Sie hatte es auch früher nicht gemocht, sich zu verkaufen, aber irgendwie war es mit den Matrosen im Londoner Hafen nicht gar so schlimm gewesen. Sie hatten sich nach der Seereise und vor dem Ausgehen oft ein Bad gegönnt und waren stets fröhlich, wenn sie Lizzie mit Geschichten von fremden Ländern und seltsamen Gebräuchen in anderen Teilen der Welt unterhielten. Die Männer in Kaikoura dagegen waren nur traurige gescheiterte Existenzen, die sich ohne Hoffnung abrackerten und am Samstag im Pub ihr weniges Geld verspielten oder verhurten. Lizzie fragte sie nie, wovor sie auf der Flucht waren, aber sie wusste, dass fast alle vor irgendetwas wegliefen. Im Bett waren sie plump und hart – obwohl Lizzie wohl noch die Besten für sich einnehmen konnte, schließlich brauchte man ein Minimum an Humor und Fantasie, um auf ihre Spielchen einzugehen. Aber auch die »Lords« wollten schnellstmöglich viel für ihr Geld, und jeder hinterließ ihr ein paar Flöhe und Läuse auf dem Kissen.
    Lizzies Leben war ein ständiger Kampf gegen Gestank, Dreck und Ungeziefer, sie wusch die Laken ihres Bettes täglich selbst, aber eigentlich hätte man sie nach jedem Freier wechseln müssen, um halbwegs sauber zu bleiben.
    Während die anderen Mädchen tagsüber den Rausch ausschliefen, den sie sich im Laufe des Abends antranken, blieb Lizzie meist nüchtern. Es reichte, dass ihre Nächte Albträumen glichen, sie mochte sich morgens nicht auch noch mit Kopfschmerzen herumschlagen. Dazu schmeckte ihr der Fusel nicht, den Pete Hunter seinen Gästen vorsetzte. Nicht nur, dass der billige Schnaps nach dem Wein bei den Busbys ihre Geschmacksnerven beleidigte – auch eingefleischte Whiskeytrinker hätten sich bei jedem Schluck geschüttelt. Lizzie wusste nicht, woher die Wirte in Kaikoura das Zeug bezogen, aber wer immer es brannte, gehörte nicht nur nach Australien, sondern mindestens an den Nordpol verbannt.
    Lizzie jedenfalls ließ sich kalten Tee eingießen, wenn die Freier ihr Whiskey spendierten, und war morgens entsprechend munter. Sie verließ das Green Arrow meist am späten Vormittag und machte sich auf, die Gegend zu erkunden in der Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch einmal eine Alternative zu ihrem tristen Dasein im Pub bot. Es durfte nicht sein, dass sie dort ihr ganzes Leben verbrachte!
    Mitunter mietete Lizzie sonntags zusammen mit Claudia oder anderen Mädchen eine Kutsche und machte eine Ausfahrt, aber abgelegene Schaffarmen – vielleicht betrieben von englischen Gentlemen und ihren Ladys, die nur darauf brannten, ein gut geschultes Hausmädchen einzustellen – erreichten sie nie. Lizzie lief Gefahr, in Hoffnungslosigkeit zu versinken, als auch ihre Maori-Freunde auf Wanderschaft gingen. Sie sehnte sich nach Kahu Heke und träumte von ihm und seinem Kanu wie als Mädchen von dem Prinzen auf seinem Schimmel. In ihren Gedanken legte er am Strand von Kaikoura an, sie stieg in sein Kanu und entfloh ihrem tristen Dasein.
    Lizzie wusste nur nicht, wohin sie die Flucht mit dem Maori-Mann führen sollte. Inzwischen dachte sie oft daran, dass es besser gewesen wäre, sich zu stellen und das Risiko einer erneuten Verschiffung nach Van-Diemens-Land auf sich zu nehmen. In der Female Factory hatte sie sich wohler gefühlt als im Green Arrow, und irgendwann begnadigte man auch Schwerverbrecherinnen. Lizzie ertappte sich dabei, von einem Leben an der Seite des zahnlosen alten Gärtners der Smithers zu träumen …
    Und jetzt war Michael gekommen.
    Lizzie dachte an ihn, während sie unter einem Walfänger lag, der an diesem Morgen erst einen Grauwal harpuniert hatte. Der Mann, ein eher unscheinbarer, bärtiger Gnom, hatte ihr das gleich stolz berichtet, obwohl ihr sein Fang kaum entgangen wäre. Schließlich stank er, als habe er im Tran gebadet. Sein ganzer Körper war mit einer schmierigen Schicht bedeckt.
    Lizzie musste sich unbedingt ablenken, während er sich auf ihr

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