Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
abmühte, sie lief Gefahr, sich zu übergeben. Also versuchte sie, sich Michaels Gesicht zu vergegenwärtigen. Er sah immer noch gut aus,vielleicht sogar besser. Das harte Leben und die Arbeit im Freien – vielleicht auch der Kummer um seine Kathleen – hatten Falten in sein Gesicht geschnitten, die es weniger jungenhaft wirken ließen als damals. Er schien allerdings nach wie vor ein Draufgänger zu sein, und sein Lachen war immer noch jung. Lizzie bemühte sich, ihre Gefühle für ihn zu ergründen. Sehnte sie sich noch nach ihm? Verspürte sie den Wunsch, das Leben mit ihm zu teilen, so wie damals, als sie auf dem Weg nach Neuseeland Mann und Frau gespielt hatten? Das zumindest vermochte sie schnell zu beantworten: Ganz sicher stellte sie ihn sich nicht als Liebhaber vor. Zurzeit stand ihr nicht der Sinn nach körperlicher Liebe. Dennoch freute sich Lizzie über Michaels Auftauchen. Sie verspürte beinahe etwas wie … Hoffnung!
    Natürlich war das töricht. Michael hatte nie etwas von einem Märchenprinzen gehabt. Aber irgendwie gab es ihr doch Auftrieb, ihn wieder um sich zu haben. Es war so, als schlüge er eine Seite in ihr an – Teufel noch mal, er würde sie nicht auf seinen Schimmel werfen und mit ihr davongaloppieren, aber er war ein Mann! Niemand hinderte ihn daran, etwas auf die Beine zu stellen, wenn ihm denn etwas einfiel. Nun hatte er sich kaum jemals als einfalls- oder gar erfolgreich erwiesen – nicht bei der Werbung um Mary Kathleen und erst recht nicht im Umgang mit Lizzie. Aber er war weder zu dumm noch zu stolz, um auf Frauen zu hören. Lizzie traute sich zu, die Zügel des Schimmels selbst in die Hand zu nehmen und den Prinzen auf den richtigen Weg zu führen. Jetzt musste ihr nur noch etwas einfallen. Vielleicht, wenn sie seine Geschichte erfuhr … woher er kam und was er zurzeit machte.
    Aber wusste sie nicht schon das Entscheidende seiner Geschichte? Lizzies Herz klopfte heftig, während sich der Walfänger endlich grunzend von ihr löste. Wenn es stimmte, was Michael von Irland erzählt hatte, gab es vielleicht eine Möglichkeit, sowohl reich als auch ehrbar zu werden!
    Lizzie kehrte nicht direkt an ihren Arbeitsplatz zurück. Sie wusch sich schaudernd die Spuren des letzten Freiers vom Körperund zog eins ihrer guten Kleider an. Dann entschuldigte sie sich bei Pete Hunter.
    »Pete, ich … sorry, aber ich hab … plötzlich Besuch gekriegt.« Sie errötete. Die Huren pflegten sich mit dieser Wendung abzumelden, wenn sie ihre Regel bekamen.
    Hunter sah sie unwillig an. »Schon wieder, Lizzie? Warst du nicht erst letzte Woche unpässlich?«
    Lizzie sah zu Boden. »Ich … ich hatte mir da wohl was eingefangen … jedenfalls hab ich’s kuriert, aber jetzt … na ja, es kommt vor, dass es danach noch mal blutet.«
    Sie hoffte, dass der Wirt wenig genug von Frauenangelegenheiten wusste, um ihr das zu glauben. Schließlich konnte sie in den paar Tagen nach ihrer letzten Regel kaum schwanger geworden sein. Aber Pete winkte nur ab.
    »Schon gut, Hauptsache, ihr lauft mir hier nicht mit dickem Bauch rum. Willste noch ausgehen?« Er warf einen Blick auf ihr Kleid. »Wär’s nicht besser, du legtest dich ins Bett?«
    Lizzie tat, als winde sie sich mit der Auskunft. »Pete, ich muss … die Frau noch mal aufsuchen. Eben wegen der Sache jetzt … ich will ja nicht länger ausfallen, als es unbedingt sein muss.«
    Michael stand zum Glück bereits wieder mit Claudia an der Theke und sah Lizzie hinausgehen. Sie hoffte, dass er ihr folgen würde, und tatsächlich holte er sie an der nächsten Ecke ein.
    »Man trifft dich also immer noch in unbeleuchteten Straßen!«, grinste er und legte den Arm um sie. »Erzähl mir, was du so getrieben hast, Lizzie! Oder nein, wir suchen uns einen netten Pub, wo wir dabei was trinken können.«
    Lizzie schüttelte den Kopf. »Den gibt’s hier nicht, Michael. Alle drei Pubs sind Hurenhäuser, und ich kann mich nicht im Golden Horseshoe oder in Paul’s Tavern sehen lassen, nachdem ich mich von Pete weggestohlen hab. Wenn wir was trinken wollen, musst du irgendwo eine Flasche auftreiben, und wir gehen runter zum Hafen.«
    Die Frühlingsnacht war nicht allzu kalt, aber Lizzie frösteltedoch, als sie am Kai auf Michael wartete. Die Küste war der einzige Ort, an dem sich Männer und Frauen treffen konnten, zwischen denen keine Geschäfts-, sondern eine Liebesbeziehung bestand. Die Söhne der Fischer trieben es hier mit ihren Liebchen, oft in den Booten ihrer Väter.

Weitere Kostenlose Bücher