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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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mit Kennermine, nachdem er ein paar Tropfen probiert hatte. »Sollte bloß noch ein paar Jahre lagern.«
    »Ein paar Jahre? Bist du verrückt?« Lizzie, die gespannt gewartet hatte, bis sich wirklich Alkohol im Destillierkolben zeigte,tippte sich an die Stirn. »Denk dir irgendein Rezept aus, das gleich funktioniert. Jetzt bin ich dran, ich will meine Schänke eröffnen!«

    Michael enttäuschte sie nicht. Schon eine Woche später hatte er ein trinkbares Erzeugnis vorzuweisen – wobei er in der nächsten Zeit aus den abenteuerlichsten Dingen Schnaps brannte, bis hin zur neuseeländischen Süßkartoffel. Der Einfachheit halber nannte Lizzie alles Whisky. Was wussten die Kunden schon, wie der richtig zu schmecken hatte? Im Zweifelsfall war sie bereit, ihn mit anderen Flüssigkeiten zu vermischen – Mrs. Busby hatte gelegentlich Cocktails getrunken, und Lizzie hatte sich ein paar Rezepte gemerkt. Besonders imponiert hatte ihr dabei die Kaffee-Whiskey-Mischung, die von Mrs. Busbys Freundinnen besonders geschätzt wurde. Weder sah noch roch man dabei den Alkohol, dessen übermäßiger Genuss bei Frauen noch mehr verpönt war als bei Männern.
    Lizzie, die auch auf weibliche Kundschaft setzte, taufte ihr neu eröffnetes Lokal Irish Coffee und erfreute damit schon vormittags die abgearbeiteten Frauen der Fischer, die stets erschöpft und oft durchgefroren vom morgendlichen Fang heimkehrten. Gegen einen Plausch und einen Kaffee bei der netten Wirtin konnten ihre Männer nichts einwenden, zumal Lizzie nie mehr als einen Penny pro Getränk nahm. Auch die Fischer tranken zu Sonderpreisen, hatten sie Lizzie doch geholfen, ein Haus für ihre Schänke zu finden. Es lag direkt am Hafen, ein Seehundjäger hatte es gebaut, war jetzt aber an die Westküste weitergezogen. Der baufällige Schuppen stand seitdem leer, aber Michael und die beiden Maori konnten ihn rasch so weit wieder herstellen, dass Lizzie nicht befürchten musste, eines Tages darunter begraben zu werden. Lizzie strich das Häuschen grün und kaffeebraun und befestigte ein hübsches Namensschild über der Tür.
    »Jetzt muss nur noch die Kundschaft begreifen, dass die Wirtin lediglich zum Angucken da ist!«, lachte Michael, als Lizzie eröffnete.
    Dabei wies Lizzie eigentlich schon durch ihre bürgerliche Kleidung darauf hin, dass sie kein käufliches Mädchen mehr sein wollte. Sie trug eines ihrer guten dunklen Kleider, ein wenig tiefer dekolletiert als für den Gang zur Kirche, aber doch züchtig. Darüber hatte sie eine blütenweiße Schürze angelegt, aber in ihrem ordentlich aufgesteckten Haar saß kein Häubchen.
    »Das wird sie schon«, lachte Lizzie.
    Tatsächlich verstand sie sich darauf, aufdringliche Kunden mit einem Lächeln in die Schranken zu verweisen. In den ersten Wochen lehnte zudem stets einer der hünenhaften Maori-Männer an der Bar, nippte an einem Bier und war immer bereit, zudringliche Zecher freundlich, aber bestimmt hinauszubefördern. Nach kurzer Zeit schon übernahmen das die Stammkunden. Lizzies Schänke zog Fischer und Handwerker an, die nach der Arbeit in Ruhe etwas trinken und sich bei ihresgleichen oder auch mal bei der freundlichen Wirtin aussprechen wollten. Die Zecher waren oft einsam, aber die flatterhaften, am späten Abend meist schon berauschten Huren in den Freudenhäusern reizten sie weder, noch konnten sie sich ihre Gesellschaft leisten. Lizzies herzerwärmendes Lächeln gab es dagegen umsonst, und dazu noch Sandwiches und andere kleine Leckereien, die den Hunger der Kunden stillten. Die meisten alleinstehenden Männer lebten in primitiven Unterkünften und kochten kaum. Das Irish Coffee wurde für sie bald so etwas wie ein warmes, tröstliches Heim. Nach ein paar Wochen bot sich obendrein eine Fischersfrau schüchtern an, nebenan eine Fischbratküche zu eröffnen.
    »Garnelen« sagte die Frau, eine Maori, die mit einem Weißen verheiratet war. »Danach ist sogar der Ort benannt: Kaikoura heißt ›Mahl mit Garnelen‹. Sie sind hier unvergleichlich.«
    Lizzie stimmte zu, nachdem sie gekostet hatte, und servierte von da an zusätzlich Garnelen und Fischsuppe zu erschwinglichen Preisen. Michael war verblüfft, als sie ihm nach dem ersten halben Jahr zunächst ein üppiges Essen und dann die erste Abrechnung vorlegte. Sie hatte den gesamten Vertrieb seines Whiskeys übernommen.Was sie nicht selbst verkaufte, wanderte in die anderen Pubs.
    »Das ist unglaublich!«, murmelte Michael. »So viel habe ich sonst in zwei Jahren nicht

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