Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
fehlt. Eine, in der keine Frauen zu verkaufen sind, sondern in die auch mal ein Fischer sein Mädchen führen kann, ohne sich schämen zu müssen oder sich im Hafen halbtot zu frieren. Wir mieten eins von den alten Häusern!«
»Wir?«, hakte Michael ungläubig nach.
Er schien jetzt erst zu begreifen, dass Lizzie all das ernst meinte und dass sich ihre Pläne nicht nur auf ihn allein bezogen. Aber damit hatte er sich ja schon immer schwergetan. Lizzie versuchte, die Enttäuschung von damals nicht wieder in sich aufflackern zu lassen. Sie musste sachlich bleiben, daran denken, dass sie eine Geschäftsbeziehung zu Michael wollte. Nicht den Prinzen heiraten, nur sein Pferd führen …
»Ich dachte es mir so, dass ich die Schänke führe«, erklärte Lizzie aufgeregt. »Und du belieferst mich mit Whiskey. Die anderen Schankwirte werden unser Zeug auch bald wollen, aber da gibt’s bestimmt Unterschiede. Du kannst extra guten Whisky für uns brennen und nicht ganz so guten für die anderen. Dann kommensie zu uns zum Trinken und ins Arrows zu den Mädchen. Und alle sind zufrieden.«
»Aber wir würden zuerst Geld investieren müssen«, gab Michael zu bedenken. »Kupferkessel sind teuer. Und ich müsste ein bisschen herumexperimentieren. Wir brauchten Flaschen!«
Lizzie nickte. »Ich hab ein bisschen was gespart«, meinte sie. »Und du doch wohl auch?«
»Für Irland«, sagte Michael verstockt.
Lizzie hätte ihn schütteln mögen. »Herrgott, Michael, wenn die Destille anläuft und die Schänke, dann verdienst du in einem Jahr genug, um nach Irland zu fahren und dir dort drei Mädchen zu suchen, die Mary heißen und ihr Gebetbuch auswendig können! Aber so kommst du nie auf einen grünen Zweig, und ich komme nie aus dem Green Arrow raus. Lass es uns versuchen, Michael! Du schuldest mir was!«
In den nächsten Wochen schlug Michael Holz in den Bergen, wobei ihm Tane und Maui zur Hand gingen. Die drei Männer bauten eine Hütte und experimentierten mit dem Abbrennen verschiedener Holzsorten.
»Wenn es feucht ist oder alt oder viel Rauch entwickelt, eignet es sich nicht«, erklärte Michael. »Dann sieht man’s vom Ort aus, und ich könnte gleich Wegweiser für die Fahnder aufstellen.«
Lizzie lobte ihn für seine Umsicht und verzichtete darauf, ihn darauf hinzuweisen, dass es in Kaikoura nicht mal eine Polizeiwache gab. Sie hatte ganz andere Sorgen. Kaikoura lag abgelegen, es gab kaum Landwirtschaft. Woher also sollten sie das Korn beziehen, das die Brennerei in größeren Mengen brauchen würde?
Vorerst bestellte Lizzie verschiedene Getreidesorten im Laden in der Stadt. Sie redete sich mit einem bestimmten Gebäck heraus, das sie aus einem Gefühl von Heimweh heraus erstellen wollte.
»Was backt man denn aus Malz und Roggen?«, fragte die schwergewichtige Krämersfrau misstrauisch.
»Oh … äh … deutsches Brot!«, behauptete Lizzie.
Mrs. Laderer in Sarau hatte dunkles, grobes Brot aus allen möglichen Zutaten hergestellt, an die Lizzie sich nicht mehr erinnerte, die aber durchaus denen geähnelt haben konnten, aus denen man Whiskey braute.
»Sind Sie denn Deutsche?«, fragte die Frau verwundert. »Also für mich klingen Sie wie London Cheapside.«
Lizzie nickte. »Wir … wir sind nach England ausgewandert, als ich noch ganz klein war!«, fabulierte sie. »Aber eigentlich bin ich aus … aus … St. Pauli!«
So hatte das Schiff geheißen, das die ersten Deutschen nach Nelson brachte, und Lizzie meinte sich zu erinnern, dass es sich dabei um eine Ortschaft handelte.
»Na, mir soll’s recht sein«, brummte die Krämersfrau und händigte Lizzie ihre Waren aus.
Um Kupferkessel und Brennblasen zu erstehen, musste Michael sich nach Christchurch aufmachen. Unter all den rechtgläubigen Anglikanern verkaufte allerdings niemand Materialien für die Whiskeyherstellung. Schließlich handelte Michael einem Apotheker seine Ausrüstung ab. Kessel und Destillierkolben waren kleiner als die seines Vaters, aber er musste dann eben in geringeren Mengen brennen.
Einige Tage später destillierte Michael unter den Augen Lizzies und denen der etwas befremdeten Maori Tane und Maui den ersten Alkohol. Die Männer füllten die Flüssigkeit in ein leeres Fass, das sich in einem Schuppen der Fyfes befunden hatte. Der alte Seebär Robert pflegte sich seinen Whiskey aus Schottland bringen zu lassen und lagerte die leeren Fässer irgendwo in dem Durcheinander auf seiner Farm.
»Das wird durchaus mal Whiskey!«, meinte Michael
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