Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
arbeiten müsste, bevor er sich irgendeine Passage leisten konnte. Schuld daran waren nicht nur das relativ geringe Gehalt, das die Fyffes ihrem Verwalter zahlten, sondern auch der Whiskey und die blonden Mädchen in Kaikoura. Wenn Michaels Sehnsucht übermächtig wurde, leistete er sich eines wie die hübsche Claudia aus dem Green Arrow – und er zahlte so gut, dass sich nie eins der Mädchen beschwerte, wenn er sie auf dem Höhepunkt seiner Lust bei Kathleens Namen rief.
Auch an diesem Abend nach der Schur spürte er das Bedürfnis nach einer Nacht mit Claudia oder einer anderen willfährigen Blonden. Michael ließ seine Maori-Freunde Tane und Maui im ersten Pub zurück, wo das Bier weniger stark und ein Mädchen billiger war. Er wandte sich dem Green Arrow zu. Als er die Tür öffnete, erblickte er verblüfft eine seltsame Türsteherin.
»Guten Abend, der Herr! Darf ich Euch aus dem Mantel helfen?« Ein zierliches dunkelblondes Mädchen im schlichten Dienstbotenkleid, das allerdings hochgerafft und sehr tief ausgeschnittenwar, sah Michael freundlich an. »Ich würde mich freuen, Mylord, Euch heute dienen zu dürfen.«
Das Mädchen versank in einem tiefen Knicks, lächelte aber verführerisch.
Michael konnte nicht anders. Er lachte schallend. »Lizzie Owens! Und immer noch nicht ehrbar!«
Lizzie warf einen Blick auf Michaels abgerissene Erscheinung, seine verschlissenen Breeches und den schmutzigen Regenmantel. »Michael Drury«, gab sie zurück. »Und immer noch nicht reich!«
Michael hatte die Unstimmigkeiten längst vergessen, die vor ihrer Trennung zwischen ihnen geherrscht hatten. Lachend nahm er Lizzie in die Arme und schwenkte sie herum.
»Mädel, ist das schön, dich wiederzusehen! Ich hab mich schon lange gefragt, was aus dir geworden ist. Allerdings hätte ich eher gedacht, du hättest dir irgendeinen braven deutschen Bauern aus Nelson geangelt!«
Lizzie machte sich los. Auch sie freute sich, Michael zu sehen, aber sie schalt sich für dieses Gefühl. Michael hatte ihr schon einmal wehgetan. Auf keinen Fall wollte sie das erneut zulassen.
»Solltest du nicht längst zurück in Irland sein?«, fragte sie. »Verheiratet mit Mary Kathleen?«
Michael seufzte. »Ach, Lizzie, das ist eine lange Geschichte.«
Er hob an, zu erzählen, aber dann schob sich Claudia zwischen die beiden. Das Mädchen hatte an der Bar auf Freier gewartet, nun aber Michael erkannt.
»Hände weg von dem, Lizzie! Das ist mein Stammfreier!« Sie rieb ihren Körper an Michael und sah ihm verführerisch in die Augen.
Lizzie zog sich zurück. Claudias Stimme klang launig, aber es konnte schnell ernst werden, wenn sie ihre Pfründe wirklich bedroht sah.
»Ich will nichts von dem, ich kenn ihn bloß von früher«, bemerkte sie. »Macht erst mal, reden können wir später.«
Claudia grinste, während Michael verlegen wirkte. Er sah immer noch blendend aus mit seinem lockigen schwarzen Haar, das er jetzt länger trug als früher. Lizzie hatte fast vergessen, wie blau seine Augen waren und wie herrlich zerknirscht sie blicken konnten, wenn er versuchte, jemanden um den Finger zu wickeln.
»Es … macht dir wirklich nichts aus, Lizzie, wenn wir jetzt erst mal …?«
Lizzie verdrehte die Augen. »Nein, Michael, ich kann gut drauf verzichten, dass mich einer im Bett Mary Kathleen nennt. Aber ich würde schon gern wissen, was mit der Lady geschehen ist. Wir trinken nachher was, wenn du Claudia glücklich gemacht hast.«
Mit schiefem Lächeln begab sie sich wieder auf ihren Posten. Wie eigentlich jeden Abend brauchte sie nicht lange zu warten. Es gab immer Männer, die auf die Dienstmädchen-Nummer ansprangen, erst recht, seit Lizzie die Sache ausgebaut hatte und jeden kleinen Walfänger oder Viehhirten mit Mylord ansprach. Pete Hunter nannte sie schon längst nicht mehr Durchschnitt, sondern sein bestes Pferd im Stall. Lizzie verdiente genug, um leben zu können und sich auch mal ein neues Kleid zu leisten. Sie wählte stets unauffällige Kleider aus gutem Stoff, die nicht zu tief ausgeschnitten waren – Sonntagskleider für die Kirche, wie Claudia und die anderen Mädchen das spöttisch nannten.
Lizzie ging jedoch nicht in die Kirche wie einige ihrer Kolleginnen. Der Reverend war ein gelassener Mann, der seinen Schäfchen oft mehr nachsah als sein Gott, deshalb warf man sie auch nicht hinaus. Aber Lizzie mochte einfach nicht mehr zu einem Gott beten, der nach Kahus Ansicht bestenfalls mit seinen Gläubigen überfordert war und
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