Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Gott die Welt in sechs Tagen gemacht oder ob er ein bisschen länger dafür gebraucht hat?«
Kathleen hob den Kopf. Sie hatte unbeteiligt gewirkt, aber dennoch aufmerksam zugehört. »Wenn der Bischof zugibt, dass die Sache mit der Rippe nicht stimmt«, sagte sie ruhig, »dann muss er auch einräumen, dass vielleicht alles andere nicht wahr ist. Das … das mit der Jungfrau Maria vielleicht und der unbefleckten Empfängnis. Oder … mit der Unauflöslichkeit der Ehe.«
Burton wusste nicht warum, aber er hatte den Eindruck, dass sich die schöne blonde Frau nach diesem Gespräch ein bisschen getröstet fühlte.
K APITEL 2
Eine Wohnung für zwei Frauen und drei Kinder zu finden erwies sich als ebenso schwierig wie eine Pension. Außerhalb des Oktagons, in dem wichtige, öffentliche Gebäude entstanden, waren zwar schon einige Häuser fertig gestellt, und ein paar davon waren sehr schöne, mehrstöckige Steinbauten, aber meist bewohnten die Besitzer sie selbst, und wenn etwas zu vermieten war, konnten sie sich die Mieter aussuchen. Eine Anglikanerin und eine Katholikin ohne Männer standen leider so ziemlich am hintersten Ende ihrer Wunschliste. Alle Bürger waren calvinistische Schotten.
»Und für die Näherei sehe ich auch schwarz«, seufzte Claire. Sie waren wieder am Tisch des Reverends zu Gast. Die Frauen hatten eingekauft und gekocht und machten sich jetzt bereit, auch die zweite Nacht ihres Aufenthalts in Dunedin in der behelfsmäßigen Kirche zu verbringen. »Im wahrsten Sinne des Wortes, andere Farben scheinen die Frauen hier gar nicht zu tragen.«
»Gibt es denn sonst nichts, was Sie tun können?«, erkundigte sich Reverend Burton. »Vom Kochen einmal abgesehen, es schmeckt wieder vorzüglich, Mrs. Coltrane! Aber ich fürchte, die Anstellung einer Köchin betrachten die Freikirchler genauso als Luxus wie den Kauf schöner Kleider!«
»Farmarbeit«, sagte Kathleen leise. »Ich habe immer im Garten, auf dem Feld und mit Tieren gearbeitet. Das kann auch Sean.«
Der Junge nickte traurig. Er hatte eigentlich gehofft, jetzt nicht mehr mit Misten und Füttern behelligt zu werden, aber im Gegensatz zu seiner kleinen Schwester begriff er den Ernst der Lage. Natürlich würde er arbeiten, wenn es nicht anders ging.
Burton dachte kurz nach, aber dann ging ein Leuchten über sein Gesicht. »Also, wenn es nicht direkt Dunedin sein muss – das mit der Farmarbeit bringt mich auf eine Idee! Ich erwähnte doch bereits Johnny Jones, nicht wahr, unseren großmütigen Gönner?«
Die Frauen nickten.
»Ursprünglich hatte der, wie gesagt, eine Walfangstation«, führte der Reverend weiter aus. »Aber seit einiger Zeit macht er in Handel und Schifffahrt – und er betreibt eine Farm! Das heißt, es sind eigentlich mehrere Bauernhöfe in Waikouaiti, einem kleinen Ort nicht sehr weit von hier. Dort haben sich etliche Farmer angesiedelt, seit Dunedin gegründet wurde. Sie versorgen die Stadt mit Lebensmitteln. Soweit ich weiß, geht es allen ganz gut.«
»Wo ist denn das?«, erkundigte sich Claire, aber dann war sie mit ihren Gedanken schon wieder woanders. »Ach ja, da fällt mir ein – ich könnte auch Klavierstunden geben!«
Sowohl Kathleen als auch der Reverend sahen mehr Chancen in Waikouaiti als im Klavierunterrichten der schottischen Kinder.
»Du wirst noch auf die Idee kommen, in deren Gottesdienst die Orgel zu spielen!«, tadelte Kathleen, als sie merkte, dass Claire nur ungern von dieser neuesten Geschäftsidee abließ. »Sofern sie Musik nicht auch schon für Gotteslästerung halten. Aber auf der Farm können wir bestimmt wieder weben. Gedeckte Farben, das ließe sich vielleicht sogar hier verkaufen.«
»Wir fahren morgen mal hin«, meinte Burton frohgemut und öffnete eine weitere Weinflasche.
Das tröstete Claire, die etwas unglücklich darüber schien, dass sie in Waikouaiti wieder außerhalb der Stadt leben sollte.
Kathleen dagegen schien Burtons Idee zu gefallen. Sie lebte geradezu auf, als er von den Siedlern des kleinen Ortes erzählte. Johnny Jones hatte sie aus der australischen Stadt Sydney nach Neuseeland geholt.
»Aber durften die denn da weg?«, fragte sie, ungewohnt lebhaft. »Sind das nicht alles Sträflinge?«
»Erstens kamen nicht alle Australier als Sträflinge ins Land«,antwortete Burton, verwundert über ihr Interesse. »Und zweitens gibt es dort nur wenige lebenslänglich Verurteilte. Die meisten haben sieben oder zehn Jahre. Sobald die Strafe verbüßt ist, sind sie frei. Sie
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