Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Petrus der Stein, auf den wir dann irgendwann unsere Kirche bauen. Ich hoffe, der Bischof wird das nicht wörtlich nehmen und mich nicht nach heidnischer Sitte als Glücksbringer ins Fundament einmauern.«
Kathleen schaute verwirrt.
»Aber das wird man doch nicht tun?«, fragte Sean ängstlich.
Burton lachte schon wieder. »Es gibt Leute, die das für eine recht gute Idee halten. Aber ich gebe dir Recht, mein Sohn, es ist nicht christlich, und der Bischof wird auch bestimmt davon absehen!«
Claire schenkte dem Reverend ein Grübchenlächeln. »Ich entnehme Ihren Worten, dass Sie nicht gerade die begehrenswerteste Position in der anglikanischen Kirche innehaben!«, bemerkte sie. »Aber wir müssen uns erst einmal vorstellen. Claire Edmunds und Kathleen Coltrane. Mit Chloé, Heather und Sean.«
Burton reichte den Frauen förmlich die Hand. Kathleen stand wieder auf und knickste schüchtern.
»Chloé und ich sind Anglikaner«, fügte Claire hinzu. »Kathleen … nun, sie ist Irin.«
Burton nickte. »Womit meine Gemeinde gerade um zwei Mitglieder gewachsen ist. Damit wären wir zusammengerechnet … ich glaube, schon fünf! Mrs. Coltrane und ihre Kinder sind natürlich auch willkommen, Sie werden sehen, dass die Unterschiede so groß gar nicht sind.«
Kathleen nickte. Sie hatte schon in Lyttelton den anglikanischen Sonntagsgottesdienst besucht.
»Aber was führt Sie nun her – abgesehen davon, dass Sie schnell und einfach Land erwerben möchten?«
Claire erzählte erneut ihre Geschichte vom verschollenen und dem verstorbenen Gatten.
»Wir wollen eine Schneiderei eröffnen!«, erklärte sie. »Vielleicht können wir hier gleich ein paar Zeichnungen auslegen? Die Pfarrfrau in Christchurch gehörte zu unseren besten Kundinnen.«
Kathleen errötete zutiefst, aber Claire kramte schon ein paar Bilder aus ihrer Reisetasche.
Reverend Burton pfiff lausbubenhaft durch die Zähne. »Sehr hübsch!«, sagte er begeistert. »Aber ich sage Ihnen gleich, damit werden Sie hier kaum mehr Leute ansprechen als ich mit meinem Gottesdienst. Haben Sie sich die Frauen mal angesehen? Die überbieten sich bei dem Versuch, Krähen so ähnlich zu sehen wie möglich!«
Claire kicherte, und selbst Kathleen musste lachen. Im Gegensatz zu ihrer optimistischen Freundin war ihr bereits bei der Fahrt durch die Stadt aufgefallen, wie trist und unscheinbar die Frauen der Schotten gekleidet waren. Die letzte Pensionswirtin hatte einem bösartigen Krähenvogel durchaus ähnlich gesehen. Reverend Burton sah die junge Frau wohlgefällig an. Bisher hatte Claire das Wort geführt, aber jetzt bemerkte er Kathleens honigfarbenes Haar, ihre aristokratischen Züge und ihre irritierend grünen Augen.
»Dies hier«, der Reverend wies auf eine der Zeichnungen, ein eng geschnittenes Abendkleid, »muss einem Puritaner wie der direkte Weg zur Hölle erscheinen. Schließlich bringt ein solches Kleid jeden Mann auf sündige Gedanken.«
Sein Lächeln nahm den Worten die Schärfe. Claire zwinkerte auch verschwörerisch, Kathleen jedoch sah Peter Burton ängstlich an.
Burton begann, die Frauen unauffällig zu mustern. Claire Edmunds war unbefangen, aber Kathleen Coltrane wirkte nicht wie eine unternehmungslustige und bisher wohl auch recht erfolgreiche Unternehmerin. Sie schien eher eingeschüchtert zu sein. Oder gar auf der Flucht?
»Nun, was machen wir jetzt mit Ihnen?«, fragte er in die Runde. Die Frauen wirkten sichtlich müde, und auch die Kinder schienen erschöpft. »Ich denke, heute Nacht gebe ich Ihnen erst mal Kirchenasyl. Wobei Sie sich die Kirche vorstellen müssen.«
»Wir sollen hier bei Ihnen im Zelt schlafen?«, fragte Claire stirnrunzelnd.
Reverend Burton schüttelte den Kopf. »Um Himmels willen, mein Bischof würde mich … Also in Neuseeland gibt es wohl keinen interessanteren Posten als diesen hier, aber irgendwo sonst auf der Welt sollten sich wohl ein paar Menschenfresser finden, zu denen er dringend einen Missionar senden muss!«
»Was haben Sie denn verbrochen?«, erkundigte sich Claire angelegentlich. »Also, um hierher verbannt zu werden – wenn auch nicht gleich zu den Menschenfressern?«
Kathleen reichte es jetzt jedoch mit dem Reden. Heather lehnte sich längst erschöpft an sie, und selbst Sean wirkte, als fiele er gleich um. Ihr selbst ging es im Grunde ähnlich, sie brauchte dringend ein Bett.
Etwas gereizt wandte sie sich an den Priester. »So sagen Sie doch, wo wir schlafen sollen!«, bat sie. »Sonst müssen wir uns
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