Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
spontan ihre verzweifelte Nachbarin. »Es ist keine Goldgrube mehr, aber eine Person ernährt er noch gut – zusammen mit der Fischbratküche allemal. Und du bist Maori, du solltest wissen, wie man deineStammesgenossen auf Trab bringt. Mir fehlt es ehrlich gesagt an den richtigen Worten oder Gesten, um Tane anzuspornen, aber ich bin sicher, du schaffst das!«
Die Fischerin – der nichts näherlag, als einem Mann in den Hintern zu treten – zeigte sich erfreut und machte sich gleich auf den Weg in die Berge. Lizzie begann derweil zu packen. Sie wusste nicht, ob sie das Richtige tat, und sie bezweifelte, ob Michael sich über einen Besuch freuen würde. Aber sie glaubte nicht, dass ihm das Reichwerden ohne sie gelingen würde.
K APITEL 4
Bis Christchurch war die Straße noch nicht allzu gut ausgebaut, aber zwischen Canterbury und Dunedin kam Lizzie umso besser voran. Hier herrschte reger Verkehr, nahezu die gesamte Verpflegung der Goldgräber kam aus den landwirtschaftlichen Nutzungsgebieten in den Plains.
Lizzie reihte sich in die Karawane der Planwagen ein. Sie hatte einen Teil ihres Gewinns aus den letzten Jahren in eine exzellente Ausrüstung gesteckt: warme Kleidung, gute Zelte, Schlafsäcke und Decken, um auch für kalte Winter gerüstet zu sein. Otago war gebirgig, es grenzte an die Alpen. Zwischen Juni und August würde es dort sicher Schnee geben, und jetzt war bereits April. Lizzie hatte auch Werkzeuge bester Qualität gekauft – und sie führte reichlich Verpflegung mit sich. Nicht nur für sich selbst und Michael, auch Geschenke für den örtlichen Maori-Stamm waren dabei, und Lizzie gedachte, ihre neuen Freunde reichlich zu beschenken. Sie brachte Grüße von dem Stamm in Kaikoura, der gelegentlich die Sommer in den Alpen verbrachte, die Maori hatten mit ihren Brüdern und Schwestern aus Otago gefischt und gejagt.
»Ich frage mich, warum ihr dabei nicht all das Gold gefunden habt!«, erkundigte sich Lizzie während ihres Abschiedsbesuchs bei den Ngai Tahu. »Angeblich stolpert man doch nur so darüber!«
Mere, eine der Stammesältesten, zuckte die Schultern. »Wer sagt, dass wir es nicht gefunden haben? Aber es bedeutet uns nichts. Man kann es nicht essen, und Waffen kann man auch nicht draus machen. Schmuck vielleicht, aber man kann es nicht schnitzen.« Die Kunst, Metalle zu schmelzen, hatten die Maori nie erlernt. Ihre Schmuckstücke und Waffen bestanden vorwiegend aus Pounami-Jade. »Für uns ist Jade viel wertvoller!«, erklärte denn auch Mere.
»Aber jetzt könntet ihr das Gold verkaufen!«, gab Lizzie zu bedenken, »oder das Land, auf dem es liegt.«
Mere zog die Augenbrauen hoch. Lizzie hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass ihre moko , die Tätowierungen, dabei tanzten.
»Die Männer, die in Tuapeka waren, sagen, das Land weine. Die pakeha schlügen ihm Wunden, um ihm das Gold zu entreißen. Die Götter segnen das nicht.«
»Für euch wäre Goldgräberei also tapu ?«, fragte Lizzie vorsichtig.
»Ja«, beschied Mere sie, »aber nicht überall. Du musst die örtlichen tohunga fragen. Ich kann dir nichts sagen. Hier bei uns gibt es kein Gold.«
Lizzie war fest entschlossen, sich genau zu erkundigen, bevor sie ihr Lager womöglich auf einem Stück Land aufschlug, auf dem ein tapu lag. Sie wollte es sich keinesfalls mit den Stämmen in Otago verderben. Sicher kannte niemand das Land so gut wie die Maori. Lizzie jedenfalls gedachte nicht, auf gut Glück irgendwo in der Erde zu wühlen.
Je weiter Lizzie nach Süden kam, desto kälter wurde es, vor allem nachts. Wenn eben möglich, fuhr sie Gasthöfe an, während sie am Anfang der Reise auch schon mal im Wagen geschlafen hatte. Das erschien ihr jetzt jedoch nicht mehr ratsam. Auf den Straßen wimmelte es nicht nur von ehrbaren Kaufleuten und Frachtfahrern – es trieben sich auch abenteuerlich wirkende Gestalten zu Fuß oder zu Pferd herum. Bärtige Männer, die Gesichter von Wind und Wetter gegerbt, Walfänger und Seehundjäger von der Westküste, Seeleute, die wohl irgendwo in Westport oder Nelson von den Goldfeldern gehört und ihre Schiffe verlassen hatten. Lizzie war bald auch tagsüber vor ihren Nachstellungen nicht sicher. Sie bemühte sich jeden Morgen, irgendeinen ehrbaren Kaufmann oder Farmer zu finden, vor oder hinter dessen Wagen sie fuhr und der sie im Auge behielt.Am liebsten waren ihr jedoch ganze Familien – von denen auch immer mehr Richtung Dunedin zogen.
Nach fast sechs Wochen Reise erreichte Lizzie
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